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Besonders gestaltet war am Gründonnerstag die historische Ölbergszene an der Stadtpfarrkirche in Bad Königshofen. Kilian Weigand von der örtlichen Kolpingsfamilie hatte die einzelnen Figuren der Darstellung „ins rechte Licht gerückt.“

Die 130 Jahre alte Darstellung der Szene mit Jesus und den Jüngern am Ölberg an der Nordseite der Stadtpfarrkirche ist Eigentum der Stadt Bad Königshofen. Das jedenfalls fand Stadtarchivar Gustav Tschochner heraus.  Aber wie kam es dazu? Josef Krug,  damals Stadtpfarrer von Königshofen,  konnte einen neuen Ölberg nicht über die Pfarrei finanzieren und wandte sich an die Stadt. In der Sitzung des Stadtrates vom 20. März 1884 ist schriftlich niedergelegt „Auf Antrag der Kirchenverwaltung wird beschlossen, ihr zur Errichtung einer Oelbergsgruppe nöthige Platz zwischen zwei Kirchenpfeilern unentgeltlich abzulassen.“

Zu diesem Zeitpunkt hatte die Kirchenverwaltung die Firma „Schunk und Trott“ schon mit ersten Bauarbeiten beginnen lassen, ohne Genehmigung des Bezirksamtes, auch das Bischöfliche Ordinariat hatte verschiedene Einwände vorgebracht. Deshalb erklärte das Bezirksamt als die zuständige „Curatelbehörde“ (Aufsicht für kirchliche Angelegenheiten) den Beschluss des Stadtrats für ungültig, verlangte von Stadt und Kirchenverwaltung die Einhaltung des Behördenweges, die Beendigung der Bauarbeiten und die notarielle Beglaubigung der Grundabtretung. Die Stadt entkräftet diese Vorwürfe damit, dass der neue Ölberg nur ein Ersatz für einen abgerissenen alten war, "der seit unvordenklichen Zeiten in einer Nische aufgestellt war.“. Es sei das Recht der Stadtverwaltung, einen Platz, der „für alle Zeiten renten- und nutzlos“ ist, sinnvoll zu verwenden.

Zumal ja auch immer an die hiesigen Einwohner jener Raum vom Grundeigenthum der Stadtgemeinde ohne Vergütung und ohne notarielle Verbriefung überlassen, der zu den Hausstiegen nothwendig ist!“ Stadtarchivar Gustav Tschochner: Vereinfacht ausgedrückt: Wenn die Bürger ihre Treppen („Hausstiegen“), ohne zu fragen und ohne etwas zu bezahlen, auf städtischen Grund stellen, dann darf das die Kirche mit ihrem Ölberg auch." Um rechtliche Schwierigkeiten zu vermeiden, beschloss der Stadtrat am 25. März einstimmig, die „Errichtung einer Oelberggruppe“ als städtisches Projekt „zu acceptiren und das Eigenthum an demselben für die Stadtgemeinde zu übernehmen“. Erst als der Stadtrat am 21. Februar 1885 beschloss, dass auch die „Unterhaltungspflicht von dem zu errichtenden Oelberg  auf die Stadtgemeinde übernommen werden soll“ war anscheinend das letzte Hindernis beseitigt: am 25. Februar 1885 genehmigte das Bezirksamt den Bau des Ölbergs.

Zu diesem Zeitpunkt dürfte der Ölberg aber schon im Bau gewesen sein, denn bereits am 29. März 1885 verkündete Pfarrer Krug, dass am Gründonnerstag „zuerst Predigt, dann der Oelberg eingeweiht und die erste Andacht vor demselben gehalten werde. Gebaut wurde der Ölberg von der Firma Schunk & Trott. Der Sandstein kam aus dem Alslebener Steinbruch. Die Figuren aus französischem Kalkstein fertigte der Haßfurter Bildhauer Joseph Metzger. Die Bevölkerung zeigte sich spendenfreudig. Der Ölberg an der Stadtpfarrkirche blieb unverändert bis heute. 30 Jahre später geriet der Ölberg in die Kritik und zwar in der Zeit von Stadtpfarrer Adam Pfeuffer (1918-1950). Er versuchte zweimal, den Ölberg von der Kirche zu entfernen. Seiner Meinung nach war der Ölberg „kein Kunstwerk." Er schlug vor,  ihn als Kriegerdenkmal zu nutzen und im Friedhof aufzustellen. Dagegen waren allerdings die Kriegervereine, die 1919 ein Denkmal für die Gefallenen des ersten Weltkriegs planten.

 In den 1940er Jahren schlug der Stadtpfarrer vor, den Ölberg als Priestergrab zu nutzen und auf den städtischen Friedhof zu verlegen. Dieser Vorschlag wurde abgelehnt und so ließ Geistlicher Rat Adam Pfeuffer 1943 das Priestergrab bauen. Mittlerweile ist der Ölberg dringend sanierungsbedürftig. Die Kosten pendeln sich nach Aussage von Bürgermeister Thomas Helbling vermutlich im fünfstelligen Kostenrahmen ein. Die Stadt allein kann dies nicht schultern und ist damit auf Spenden aus der Bevölkerung angewiesen.

Autor: Hanns Friedrich

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