logo pg Grabfeldbrücke
Turm der Stadtpfarrkirche bekam 1603 die heutige welsche Haube – Anno salutis 1603 ist dieses tach uf den Kirchthurm gemacht worden, als Julius des Geschlechts lezten von Mespelbrun Bischoff zu Würzburg und Herzog zu Francken etc und 30 Jhar in der Regierung gewesen etc." So beginnt eine Urkunde, in altdeutscher Schrift, die in der goldenen Turmkugel der Stadtpfarrkirche zu finden ist. Vermerkt ist dort auch, wann die Urkunde in den Turmkugel kam: "actum den 3. Augusti 1603 ist der Knopf und kreitz darauf gesetzt worden." Für den Turm der Stadtpfarrkirche bedeutete dies, daß er nicht mehr wie bisher ein spitzes Dach, ähnlich der Kirche von Merkershausen oder Bad Neustadt, hatte, sondern nun eine große und kleine halbrunde, glockenförmige, geschieferte Haube, dazwischen die sogenannte "Laterne".

Eine solche welsche Haube wurde vor allem in der Renaissance und Barockzeit als Bedachung von Kirch- und Rathaustürmen verwendet. Wie in Bad Königshofen besteht dies aus zwei übereinander liegenden Hauben und laternenartigen Zwischenstücken. Bei einem Glockendach wurde die welsche Haube meist von einem Zwiebelhelm bekrönt. Auf ihr wurde dann die Turmkugel gesetzt. In der  "Laterne" in Königshofen hat man 126 Jahre später die Feuerglocke installiert. Mit ihr wurden Brände innerhalb der Stadt angezeigt werden. Sie hat zu großen Stadtbränden ebenso geläutet, wie wohl auch in Kriegszeiten. Die Innschrift der Glocke lautet: Anno 1729 * Soli Deo Gloria "Gott allein sei die Ehre." Diese Glocke wird  heuer genau 284 Jahre alt.. Mit diesem Umbau der Kirche hat sich dann auch das Stadtbild verändert, schreibt der verstorbene Stadtarchivar Josef Sperl. Mit dem Bau des Turmes der Stadtpfarrkirche dürfte wohl im Jahr 1442 begonnen worden sein, zu dem Zeitpunkt als auch die Kirche errichtet wurde. Bis 1513 wurde an der Kirche gebaut. Als Geldgeber werden die Adelsgeschlechter der Umgebung, die Herren von Schott, Heßberg, Truchseß, Marschalke und die von Schweinshäupten genannt.

Mit dem Neubau wurde aus der ehemaligen Petrus- auch eine Marienkirche. Davon wiederum kündet die größte Glocke, die im Kirchturm heute noch zu finden ist - die Marienglocke.  Am obersten Rand der Glocke liest man folgende Umschrift: 1740 * ORATE DOMINUM UT DESINANT TONITRUA DIE ET GRANDO *  EXOD: 9:V:28 *  Pfarrer Karl Feser hat im Buch Exodus nachgelesen und übersetzt diese Inschrift folgendermaßen: "Betet zum Herrn, daß aufhört Hagel und Donnergrollen."   An der Nordseite  ist ein Bild der Gottesmutter mit Zepter. Darunter ist folgende Inschrift zu lesen: EIN KLANG ERSCHALLT ZU GOTTES EHR * BERUFT DAS VOLK ZU CHRISTI  LEHR + VERIAGT WIRD WETTER STURM UND WIND * ERSCHRECKT DAS HÖLLISCH ZAUBER GSIND + WECKT AUF ZUR HÜLFF IN BRAND UND KRIEG * VERKÜNDIGT FRIED UND GROSSE SIEG + ER FÜHRT ZUM GRAB MIT KLANG UND LEYD * AN EHREN TAGEN ZEIGT ER FREUD + UNSERE MUTTER MARIAM * RUFFT ER UM SCHUZ UND BEYSTAND AN + ERHALT DIES LAND UND DIESEN ORTH * IM SCHOSS DER KIRCH BEY GOTTES WORT + Auf der Südseite der Glocke steht: GOSS MICH IOHANN ADAM ROTH IN * W

Doch zurück zur Urkunde, die vor 410 Jahren in der Turmkugel hinterlegt wurde. Dort heißt es weiter, daß ein Gottfrid Thum von Carlstadt Pfarrer, Nicolas Braun von Oberschwarzach Caplan war. Amtmann war Johann von Dorfelden. Aufgelistet sind verschiedene weitere Namen darunter auch ein Bastian Arnstein, der Ober- und Michel Geyfoler, der Unterbürgermeister war. Die Namen der Stadträte und des Stadtschreibers findet man ebenfalls einen Organisten mit dem Hinweis "beede Königshover Stattkinder." Als Werkleute des Turms werden Zimmermann Balthasar Khippel, Schieferdecker Endreß Azuckh von Layste, Schlosser Caspar Tripp, Maler Niclauß Schram benannt und bei den letzten wieder der Hinweis "beede Bürger allhie".

Interessant wieder weitere Informationen, zum Beispiel "Diss jhar hatt das getraid golten": 1 Malter Korn 2 Gulden, 1 Kreuzer, 26 Pfennig, 1 Maß Wein "1602 jars gewechs 14 pfennig". 1 Laib Brod zu 7 Heller, 1 Pfund Rindfleisch 10 Heller. Dann der Hinweis: "In disem jahr ist Georg Friedrich Markgraff zu Brandenburg, item die Königin Engelhardt Elisabeta, desgleichen den regierenden Keysers Rudolph II und Königs Philippin in Hispanien."  Solche Aufzeichnungen werden seit dieser Zeit in der Kirchturmkugel der Stadtpfarrkirche fortgeführt. Immer dann, wenn wieder einmal durch Unwetter oder sonstigen Gründen die Turmkugel abgenommen wird. Zuletzt war dies im Jahr 1986, als die neuesten Informationen in eine kupferne Schatulle kamen und fest zugelötet wurden. Die Turmkugel von Königshofen ist damit wie viele andere Turmkugeln ein besonderer Wissensschatz für die Nachwelt. Hier erfährt man mehr über das kirchliche und weltliche Geschehen der vergangenen Jahrzehnte und Jahrhunderte. Heute ist im Kirchturm ein kleines Museum, verteilt, auf die verschiedenen Stockwerke, das an die Türmer ebenso erinnert, wie an die Arbeit un das Leben der Königshofener Bevölkerung.  Text: Hanns Friedrich

­