Am vierten Fastensonntag wird es ein Jahr, dass Covid 19 alles still legte und Gottesdienste ohne Kirchenbesucher stattfanden. „Es war schon schockierend damals,“ sagt Pfarrer Karl Feser rückblickend. Nach dem ersten Lock down durften nur Pfarrer und Küster, sowie höchstens fünf Gläubige den Gottesdienst besuchen.
„Vor leeren Bänken zu stehen, die Messe zu lesen, zu Predigen und die Antworten sich selbst zu geben, das war schon beängstigend,“ sagt der Geistliche heute. Da sei es wichtig gewesen die Gläubigen per Videokamera in den Gottesdienst einzubeziehen, was von Anfang an in der Stadtpfarrkirche der Fall war. Live mit verfolgen konnten lediglich die Bewohner des Juliusspitals am Fernsehschirm die Messe. Eine Tonübertragung gab es ins Elisabethaspital und für diejenigen, die zu Hause ein entsprechendes Gerät hatten.
Pfarrvikar Paul Mutume hatte das Amt der Ministranten übernommen. Beide Geistliche erwähnen die Predigt als eine besondere Herausforderung vor leeren Kirchenbänken. Die Texte der Predigten wurden auf der Internetseite der Pfarreiengemeinschaft Grabfeldbrücke veröffentlicht, der Gottesdienst über die Facebookseite der PG-Grabfeldbrücke. Die Fastenzeit tat das ihre dazu: Violette Farben, Altäre, die zugeklappt waren, später dann mit dem Passionssonntag waren auch die Kreuze mit violetten Tüchern verhüllt. Die Antworten der kleinen Gemeinde auf Gebete und Fürbitten kaum hörbar. Die fünf Gottesdienstbesucher hatten sich weiträumig im Kirchenraum verteilt.
Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen sagte Pfarrer Karl Feser damals und nannte die Corona-Pandemie, die es verhindert, dass Menschen zusammen kommen. Man feierte den Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche für die gesamte Pfarreiengemeinschaft Grabfeldbrücke. Auf dem Altar standen für jeden Geistlichen sein eigener Kelch und die eigene Hostienschale. Für die Anwesenden gab es keine Kommunion, nur eine „geistige“. Fast ein Gefühl der Einsamkeit, wie eine Gottesdienstbesucherin sich erinnert. Ab Gründonnerstag dann wieder erste Orgelklänge, danach in der Osternacht und von da an jeden Sonntag. Das machte Mut, vor allem, als ab 10. Mai mehr Gläubige zugelassen waren. Es kam die Zeit, in der die Eucharistiefeiern mit Kommunionspendung eingeführt wurden, natürlich unter den vorgeschriebenen Sicherheitsbedingungen.
Ein Jahr später sind wieder mehr Kirchenbesucher zugelassen, allerdings müssen die Hygieneregeln befolgt und Abstand gehalten werden. Ein- und Ausgänge sind getrennt, um eine Begegnung zu verhindern. Pfarrer Feser lobt die Disziplin der Gottesdienstbesucher. Nach wie vor ist eine Anmeldung notwendig und es müssen Masken getragen werden. Kein Gemeindegesang, lediglich die Orgel spielt. Wie in der katholischen Kirche ist auch das Pfarrerehepaar Tina und Lutz Mertten in Bad Königshofen auf die Handykamera umgestiegen und sendet die evangelischen Gottesdienste auf der eigenen Homepage. Pfarrer Lutz Mertten hat sich dabei in den vergangenen Monaten als Kameramann und Cutter immer weiter perfektioniert.
Autor: Hanns Friedrich