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Bad Königshofen. Die Stadtpfarrkirche von Bad Königshofen war einst reich mit Altären ausgestattet. Da gab es den Vierzehnheiligen-, den Wendelinus-, den Auferstehungs- und den nicht fertig gestellten Kreuzaltar neben dem mächtigen Hochaltar. Bei der großen Ausräumaktion in den 1960er Jahren, der im Grabfeld einige Kirchen im wahrsten Sinn des Wortes "zum Opfer fielen", wurde auch die Stadtpfarrkirche ausgeräumt. In Wülfershausen, Saal und Großbardorf wurden bestehende Kirchen gar abgerissen und durch Neubauten ersetzt. In anderen Gotteshäusern, wie Ottelmannshausen oder Herbstadt erinnern die leeren, fast schmucklosen Kirchenräume noch heute an diese Zeit.

 

In Bad Königshofen blieb damals nur der Hochaltar stehen. Weggeräumt wurden der Kanzelaufbau, die historischen Kronleuchter aus dem Mittelalter, die gleichaltrigen Zunftstangen, die Beichtstühle und auch die Seitenaltäre, die im Keller des Pfarrhauses gelagert wurden. Zwei davon, der Wendelinus- und der Vierzehnheiligenaltar, beides neugotische Altäre, sind heute in der Kirche von Obererthal beim Hammelburg zu finden. Der gebürtige Bad Königshofener, Josef Treutlein, heute Pfarrer von St. Josef in Würzburg, zuvor Stadtpfarrer von  Hammelburg, hatte in den 1990er Jahren nach langer Suche die Altäre in Ostheim im Landkreis Rhön-Grabfeld und in den Haßbergen wieder entdeckt. Da sie zum neugotischen Hochaltar der von ihm damals betreuten Pfarrei Obererthal passten, lieh er sie  sich bei der Kirchenverwaltung Bad Königshofen aus und gab ihnen in der Filialkirche einen neuen Platz. Er hatte sich damals ein Stück Heimat in seine Pfarrei geholt, wie Josef Treutlein bei einem Gespräch unumwunden zugab.

 „Hier fehlt etwas“ habe er sich gedacht, als er 1990 als Pfarrer von Hammelburg die Kirchengemeinde Obererthal übertragen bekam und er erstmals in der schönen neugotischen Kirche war. Die Seitenwände neben dem Chorbogen wirkten kahl. Links war eine moderne Michaelsfigur, rechts eine 500 Jahre alte Pieta angebracht. Dahinter ein Kreuz ohne Korpus. In der Mitte der Kirche prangte der neugotische Hochaltar von 1885. Es dauerte nicht lange, da wurde im Obererthaler Pfarrgemeinderat und der Kirchenverwaltung der Wunsch nach einer Renovierung der kleinen Kirche laut und schließlich auch in die Tat umgesetzt. Als Josef Treutlein in seiner Heimatgemeinde Bad Königshofen war und mit dem damaligen Stadtpfarrer Linus Eizenhöfer ins Gespräch kam, erinnerte er sich an die beiden neugotischen Seitenaltäre in der Stadtpfarrkirche. Wo die denn hingekommen seien? wollte Treutlein wissen und Eizenhöfer berichtete davon, daß er sie nach Willmars verliehen habe.

 In Willmars erfuhr Treutlein, daß nur ein Altar dort stand, der andere war in die Haßberge ausgeliehen. Als dann grünes Licht vom Landesamt für Denkmalpflege kam, war klar, daß die Altäre nach Obererthal kommen. Im Herbst 1991 holte Josef Treutlein selbst mit einigen Stadtarbeitern von Hammelburg die Altäre in Willmars, Bad Königshofen und den Haßbergen ab und transportierte sie nach Obererthal. Es stellte sich heraus, daß auch zwei neugotische Engel, die große Kerzenleuchter tragen, zu einem der Altäre gehörten. „Auch die durften wir aus Bad Königshofen mitnehmen“, sagt Pfarrer Treutlein. Die Altäre waren zwar nun in Obererthal, allerdings fehlten noch Figuren, die in den Oberbau gehörten. In Bad Königshofen waren auf dem einen Altar Petrus (diese Figur steht jetzt auf dem Kanzeldeckel) sowie die heiligen Sebastian und der heilige Wendelin. Beides Figuren, die heute zentral im Gotteshaus zu finden sind. Der zweite Altar beherberge die Darstellung der vierzehn Nothelfer. Die blieben allerdings in Bad Königshofen.

 

In Obererthal fanden sich für den einen Altar Figuren der beiden Heiligen, nicht aber eine Mittelfigur. Die bekam Josef Treutlein von einem befreundeten Pfarrer in den Haßbergen: den heiligen Josef. Der zweite Altar der Obererthaler Kirche zeigt nun Maria, umgeben von zwei Engelfiguren. Heute nun zeigt sich die Obererthaler Kirche als ein besonderes Schmuckstück, dies vor allem durch die beiden Seitenaltäre, die natürlich wieder hergerichtet sind und sich hervorragend in das Kirchenbild einpassen. „So als ob sie schon immer dahin gehört hätten“, sagte ein Kirchenbesucher. Die Obererthaler sind stolz auf ihr schmuckes Gotteshaus und das mit Recht. War es Zufall, daß Treutlein sich an die alten Altäre in seiner Heimat erinnerte? Der Hammelburger Pfarrer lacht und meint: „Als gläubiger Christ sage ich: Es war Fügung und ich hatte halt eine gute Spürnase.“

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