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Wenn in den katholischen Kirchengemeinden am morgigen Samstag das Fest "Mariä Himmelfahrt" gefeiert wird, wird das am Altarbild der Pfarrkirche Merkershausen besonders deutlich. Vor allem auch, warum an diesem Tag Kräuter eine besondere Rolle spielen und in Merkershausen in einem Würzbüschelstrauß auch eine Rose zu finden ist. Das Altarbild zeigt nämlich die Aufnahme Mariens in den Himmel und das leere Grab, in dem Kräuter und Rosen wachsen. Dies bezieht sich auf die christliche Legende, die besagt, dass, als die Apostel nach drei Tagen das Grab der Muttergottes öffneten, sie statt des Leichnams duftende Blumen und Kräuter vorfanden.

Daraus entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte die Kräuterbüschelsegnung. Die Kräuterbüschel sollen nach Volksglauben vor Unwetter oder Krankheiten schützen, indem sie auf dem Dachboden aufgehängt, im Herd verbrannt oder den Tieren als Viehfutter beigemischt werden. In manchen Gegenden werden die Pflanzen und Kräuter, die am Mariä Himmelfahrtstag in den Kirchen gesegnet werden, auch Kindern und Jungvermählten ins Bett oder Toten in den Sarg gelegt. Das Marienfest war  in früheren Zeiten auch der Tag der Apotheker und Drogisten, der Gärtner und Blumenhändler, der Gewürzkrämer und Parfümeure.

Schon die Ägypter, Griechen, Römer und die germanischen Völker kannten die Heilkraft bestimmter Pflanzen und banden sie zu Büscheln. Im Mittelalter wurde der Brauch christianisiert, indem die Wirkung der Gewächse auf Gott und die Fürsprache Marias zurückgeführt wurde. Die frühesten Belege stammen aus dem 10. Jahrhundert. Hinter „Mariä Himmelfahrt“ verbirgt sich das kirchliche Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel: Maria ist mit Leib und Seele als ganzer Mensch in die Herrlichkeit Gottes aufgenommen worden. Diesen Glaubenssatz erhob Papst Pius XII. nach Befragung aller Bischöfe am Allerheiligenfest 1950 zum Dogma.

Am Tag zuvor, so in Saal an der Saale oder Wülfershausen, um nur einige zu nennen, wurden auch in diesem Jahr solche Kräuterbüschel zusammen gestellt. Das gehört einfach mit dazu," sagen die Frauen in Wülfershausen und hatten deshalb beim Ferienprogramm zahlreiche Kräuter im Angebot, die in einen solchen Würzbüschel gehören. Dabei erfuhren die Kinder auch mehr über die Tradition dieses kirchlichen Brauchtums und, dass nur ganz bestimmte Kräuter verwendet werden. Dazu gehören Salbei, Schafgarbe, Johanniskraut, Wermut, Blutströpfchen die Königskerze, manchmal auch Disteln. Hinzu kommen weitere Kräuter aus den Gärten wie Thymian, Majoran, Zitronemelisse, Pfefferminze und Liebstöckl.

Die Kräuter haben eine besondere Bedeutung: So lässt sich Spitzwegerich, zerrieben auf betroffene Hautstellen aufgebracht, als Schmerzmittel verwenden. Heilwirkungen werden dem Johanniskraut, dessen Tee als Nervenmittel und gegen Kopfschmerzen helfen soll, zugeschrieben. Die Schafgarbe wiederum soll gegen Magen- und Darmbeschwerden helfen, Salbei als Tee gegen Mundentzündungen und Beifuß für Magen- Darm- und Gallestörungen. Der Dorst soll bei Erkrankungen der Luftwege, die Malve, äußerlich angewendet, bei Insektenstichen, Schürf- und Stichwunden helfen.

Autor: Hanns Friedrich

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