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Verwirrende Punkte am Nebenweg zum Jakobusweg von Irmelshausen nach Hollstadt – "Diese Markierung führen sie entlang ihrer Wanderstrecke", so heißt es auf dem Flyer zum Jakobusweg zwischen Irmelshausen und Hollstadt. Dann wird anhand der sternförmigen Muschel auf einen gelben Punkt verwiesen. Sitzt dieser auf der rechten Seiten, führt der Weg nach rechts, auf der Linken nach links und oben rechts: Weg führt gerade aus." Etwas das durchaus korrekt ist, wenn es denn stimmen würde. Bereits am Ausgangspunkt an der Kirche von Irmelshausen zeigt die Jakobsmuschel nach rechts, der Punkt allerdings nach links. Das aber würde unweigerlich auf die Strasse führen. Was tun? Wir suchen das nächste Zeichen, hier zeigt die Muschel nach rechts der Punkt nach links.

Eigentlich, so kennen wir es vom Jakobsweg in Spanien geht man entgegengesetzt der Strahlen, in dem Fall also nach rechts. Allerdings sollte man sich, folgt man dem Flyer, ja nach dem Punkt richten und der wiederum zeigt nach links. Also gehen wird dem Punkt nach - und landen auf der Straße nach Höchheim. Das kann doch nicht sein - aber es gibt kein weiteres Zeichen, also gehen wird entlang der Straße und kommen nach Höchheim, hier zeigt die Muschel, dass der Weg wohl aus Richtung Kirche kommt und gerade aus weiter führt. Der Punkt zeigt allerdings nach rechts - das aber wäre wieder die Strasse. Auf der gegenüberliegenden Seite finden wir an der Brücke erneut das begehrte Zeichen und entscheiden: Wir gehen den Weg, so wie wir es von Spanien kennen, entgegengesetzt der Strahlen und lassen den Punkt außer acht.

Eine Entscheidung, die wie sich zeigt goldrichtig war. Wir kommen an Höchheim vorbei in eine landschaftlich reizvolle Gegend mit Gartenanlagen, Feldern, Wiesen und fühlen uns fast wie auf dem Jakobsweg in Spanien. Als uns in Gollmuthhausen ein Anwohner noch etwas zu Trinken anbietet, ist die Erinnerung an den spanischen Jakobusweg fast perfekt. Entlang der fränkischen Fachwerkhäuser führt der Weg in Richtung Gollmuthhäuser Wald. Steil geht es nach oben, aber auf halber Strecke gibt es eine Ruhebank. Zeit für uns und unsere beiden Hunde mal eine Rast einzulegen. Es geht weiter steil bergan, dann nimmt uns der Wald auf und auf gut ausgebauten Waldwegen geht es, an einem vom Wetter her durchwachsenen Tag, weiter, allerdings zunächst weiterhin ansteigend, was ganz schön Puste kostet.

Ist es in Spanien das Quietschen der Bäume, so erleben wir hier das Rauschen der Baumkronen. Als plötzlich die Sonne durchbricht fällt sie auf einen moosbewachsenen Bereich und taucht diesen in ein ganz besonderes Licht. Gut, dass wir den Fotoapparat mitgenommen hatten, denn schon auf der Anhöhe zuvor gabs einen herrlichen Blick in die Landschaft des Grabfeldes bis zum Ausgangspunkt Irmelshausen. 7,2 Kilometer, so sagt zumindest die Karte, geht es durch den Wald, der sich an diesem Tag in besonderem Licht präsentiert. Ein Holzhütte am Wegesrand lässt uns kurz anhalten bevor es weiter in Richtung Wargolshausen geht. Wie immer auf dem Jakobsweg entdecken wir auch diesmal kleine Besonderheiten. Eine Schnecke an einem Baum, die sich in aller Ruhe nach oben schiebt. Wann sie wohl am Baumwipfel ankommt? Diese Frage lassen wir schmunzelnd offen.

Nach einem Anstieg geht es endlich talwärts und plötzlich taucht aus dem Blätterwald auf der rechten Seite der Giebel der Marienkapelle von Wargolshausen, dann das Dorf auf. Hier machen wir unsere Mittagsrast. Allerdings an diesem Tag nur kurz, denn der Wind hat enorm zugelegt und bringt unangenehme Kühle mit sich. Durch Wargolshausen führt der Weg, vor bei am Friedhof, wo wir einen Bildstock des Heiligen Wendelin bewundern zum Feldkreuz mit einer leider schon verwitterten Inschrift. An der Kreuzung zeigt das Schild darauf, dass noch sieben Kilometer bis zum Ziel Hollstadt vor uns liegen. Vorbei an großen Maisfeldern kommen wir auf dem Feldweg mitten in der Flur an eine Abzweigung. Die Frage stellt sich hier recht schnell: Links weg oder gerade aus? Wir entscheiden uns für "geradeaus" und damit, wie sich herausstellt für einen Umweg. Das wird schnell klar, als wir die Brücke über die Autobahn überqueren und links eine weitere Brücke sehen. Schnell wird uns klar: Wir hätten an der nicht ausgeschilderten Abzweigung auch nach links gehen können und hätten uns den Umweg erspart. Aber, wenn die Ausschilderung fehlt?

Von Hollstadt, unserem Zielort ist noch nichts zu erkennen, lediglich der Aussiedlerhof auf der Anhöhe zeigt uns, dass der Weg richtig ist, ebenso natürlich die Beschilderung des Weges. Über das Fässertal, vorbei an einem Steinbruch kommen wir nach Hollstadt, und wenden uns, auch wenn hier wiederum keine Beschilderung vorhanden ist, in Richtung Ortsmitte, zur Kirche. Dort nämlich hatten wir fünf Stunden zuvor unser Auto für die Heimfahrt abgestellt. Eigentlich sollten es 18.3 Kilometer sein, doch unsere Kilometer Apps zeigt uns 20,48 Kilometer an. Ob das alles Umwege waren? Wie auch immer: Darauf kam und kommt es nicht an. Jedenfalls ist der Jakobsweg zwischen Irmelshausen und Hollstadt zu empfehlen und gut zu gehen. Wichtiger Hinweis: Bitte nicht den Punkten, sondern der Muschel folgen, sonst kommt man, wer weiß wo, an.    Text: Hanns Friedrich        

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