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Theater im Mehrgenerationenhaus – Mit einer Weinflasche in der Hand, einen Kinderwagen vor sich herschiebend, vollbepackt mit Decken und anderen Habseligkeiten nahm Barbara Hase als "Die Da" im Mehrgenerationenhaus das Publikum sofort mit in das Milieu einer Frau, die auf der Strasse lebt. Entsprechend oftmals derb auch ihre Ausdrucksweise, wenn sie sich mit Passanten anlegte. Schnell wurde klar, dass der Kinderwagen eigentlich ein Einkaufswagen sein sollte, den "Die Da" für ihre Habseligkeiten nutzte

 "Der ist billig, kostet nur einen Euro" sagte sie ihrem Publikum im Mehrgenerationenhaus in Bad Königshofen. Darin befand sich unter anderem auch ein Guiness Buch der Rekorde, das die Leute weggeworfen hatte. "Da kann ich ab und zu mal reingucken".  Neben einer Parkbank eine Mülltonne. Beim Durchwühlen fällt der Obdachlosen eine angebrochene Tüte Pommes in die Hände. Ihr Kommentar: Was die Leute alles wegschmeißen. Die Pommes schmeckten ihr jedenfalls und spontan bot sie dem Publikum eine Pommes an, das natürlich dankend ablehnt. Immer wieder nimmt sie einen Schluck aus der Weinflasche und erzählt dazu ihre Lebensgeschichte. Sie nahm die Gäste mit in eine nicht zu rosige Kindheit, als ihre Mutter nach Amerika auswanderte und ihr versprach, "ihr Prinzesschen"  nach zu holen, wenn sie genügend Geld hat. Daraus wurde allerdings nichts und so landete "Die Da" auf der Strasse. Dort begleitete sie  deshalb ab und zu ihr Singsang "Wir fahren nach Amerika - das Prinzesschen nehmen wir mit"

Einen kurzen Moment schien sich in ihrem Leben alles zum Guten zu wenden, doch eben nur einen kurzen Moment. Sie lernte  einen Filmvorführer kennen und konnte so spannende Filme vom Vorführraum aus sehen, "während er hinter mir an mir herum fummelte, aber was soll's!"  Karlheinz hieß dieser Freund. Später kam sie mit einem Mann im Kulturamt der Stadt zusammen, der sie auf den richtigen Weg bringen sollte. Zunächst war sie Putzfrau, dann sollte sie Floristin lernen. "Der war voller Euphorie, dass ich das mache!" Lothar hatte einen Rettungsfimmel, sagte "Die Da". Er war so in sie vernarrt, dass er ihr vieles nachsah. Auch als sie eines Tages betrunken war. Dann aber ging auch das auseinander und "Die Da" landete wieder auf der Strasse. Das Theaterstück bekam eine besondere Note durch Barbara Hases  "Berliner Schnauze", womit die professionelle Schauspielerin im Mehrgenerationenhaus die Gäste in ihren Bann zog.

Hinzu kam der lebenslustige Humor, aber auch die verschmitzte Selbstironie, die Barbara Hase als "Die da" in diesem Stück herausarbeite. Sie zog zwischen Lachen und Weinen jeden in das tragikomische Leben der Obdachlosen mit ein. So auch als sie ins Publikum fragte: "Haste mal nen Euro" und sogar einen Fünf-Euro Schein bekam. Den setzte sie gleich in Alkoholika um. Der Abend im Mehrgenerationenhaus Bad Königshofen  hat gezeigt, dass die Schauspielerin und Autorin Christiane Reiff mit "Die da!" ein bewegendes, traurig-komisches Damensolo geschrieben hat, das von Barbara Hase brillant umgesetzt wurde. Sie hielt damit der Gesellschaft immer wieder den Spiegel vor, zeigte das Leben auf der Straße, die Hoffnungen, Wünsche und Sehnsüchte. So auch, dass doch eines Tages die Mutter noch kommt und sie zu sich nimmt und das Leben auf der Straße zu Ende ist. Das verdeutlichte ihr Singsang "Wir fahren nach Amerika und das Prinzesschen nehmen wir mit.

Autor: Hanns Friedrich

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