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"Das haben wir ja gar nicht gewusst... ich dachte nie, dass es so viele Bildstöcke hier gibt... Was da wohl geschehen war?" Das waren einige Kommentare bei der ersten Bildstockwanderung rund um Ipthausen. Sie fand im Rahmen der 1275 Jahrfeier der Stadt statt und zog zahlreiche Interessierte an. Kreiskulturreferent Hanns Friedrich, Vorsitzender im Verein für Heimatgeschichte, hatte mit Ruth Scheublein aus Ipthausen die etwas andere Wanderung vorbereitet, bei der unter anderem die Idee aufkam, für die Sanierung der Bildstöcke etwas zu unternehmen. Vor allem der am Birkenpfad an der Wallfahrtskirche hätte es dringend nötig.

Bei der Wanderung wurde nicht nur über die Bildstöcke informiert, sondern auch so manche Geschichte erzählt. Die Frage, warum ein Teil der Bildstöcke nicht mit Blick auf den eigentlichen  Weg nach Ipthausen steht, konnte Günter Grell schnell beantworten: "Viele dieser Bildstöcke standen früher sogar in der Wiese, andere direkt am Birkenpfad, links der Strasse, und er führte nun mal direkt am Kirchleinsgraben vorbei. " Dort wo heute die Straße nach Ipthausen verläuft, war noch in den 1960er Jahren der Bachlauf, der jetzt neben der neuen Straße verläuft. Immer wieder staunten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch über die Darstellung. "Wir sind schon so oft daran vorbei gefahren oder auch gelaufen, aber so genau haben wir uns den Bildstock nicht angesehen."

Das galt vor allem für die Steinfigur des Heiligen Nepomuk, der als einziger der Bildstöcke eine Jahreszahl trägt, nämlich 1725. Dieser Bildstock hat nämlich eine ganz eigene Geschichte, wusste Hanns Friedrich zu erzählen. Er berief sich dabei auf Hermann Förster aus Würzburg, Altphilologe und um 1960 Direktor des Humanistischen Gymnasiums Würzburg. Er hatte sich mit dem Bildstock befasst und schreibt, dass dieser eine barocke, schwungvolle Figur des Hl. Johannes Nepomuk darstellt: Der Heilige im priesterlichen Gewand, in der Hand das Kruzifix, zu seinen Füßen ein Engel mit der Siegespalme, die von einem Spruchband umwunden wird. Dort steht zu lesen:  Sie wird dem Sieger zuteil werden. Auf der Sockelinschrift steht in lateinischer Schrift: Hl. Johannes Nepomuk steh uns bei. Erhöre uns gnädig, die dich anrufen Vor der Gefahr der Schande in der Gegenwart befreie vor Zukünftiger bewahre uns. Siehe, hier ist der Verteidiger unserer Ehre, Halte inne, Wanderer Ihn verehre Ihm seien Ruhm, Lob und Preis. Das Denkmal setzte das Ehepaar Johannes Michael Matthäi und Maria Emilie, geborene Weigand am 7. August 1725.

Was aber hat es damit auf sich? Der Kreiskulturreferent nannte ein Heftchen des einstigen Kreisheimatpflegers Otto Schulz. Der hatte in Gedichtform dazu geschrieben: Lüge und Verleumdung trafen ein Ipthäuser Ehepaar. Und ihm drohten Schimpf und Strafen, wenn die Schuld erwiesen war. Doch Johannes hat gelichtet, den Verdacht auf schwere Tat. Drum sein Denkmal ward errichtet am Ipthäuser Kirchenpfad. Wandrer bleibe sinnend stehen klage offen ihm dein Leid Nepomuk wird dich verstehen und bewahrt Verschwiegenheit." Um welche Verleumdung es sich gehandelt hat, das ist heute natürlich nicht mehr nachzuvollziehen, aber, so Hanns Friedrich, "es muss eine üble Verleumdung, ein schmerzliches Erlebnis des Stifterehepaares gewesen sein, die wohl auf Bitten zum Heiligen Nepomuk aufgelöst wurde.

Immer wieder blieb die Gruppe stehen, dies sich zum Beispiel am großen Kreuz am Feuerwehrhaus von Ruth Scheublein erläutern, dass die Kinder früher, wenn sie an

einem Kreuz vorbei gingen beteten  "Gelobt sei Jesus Christus - in Ewigkeit Amen.  Männer nahmen ihre Mütze vom Kopf und grüßten. Heute geht man achtlos vorbei.   Rosemarie Ort bestätigte dies und wusste, dass die Landwirte auf dem Feld, wenn es 12 Uhr läutete den  Engel des Herrn gebetet haben. Die Bildstöcke auf dem Weg nach Ipthausen sind übrigens der erste Hinweis auf den Wallfahrtsort Ipthausen, sagte der Kreiskulturreferent und bezog sich auf ein Buch von Heinrich Mehl, der in den 1960er Jahren Kreiskulturreferent war. Am Sühne- oder Pestkreuz bei Ipthausen gab es ein Gedicht von Otto Schulz, der darin auf den Stein eingeht, von dem man nicht weiss, ob es ein Pestkreuz ist, oder ob hier einmal ein Mord geschehen ist. Die Wallfahrtskirche Ipthausen ist von innen bekannt, kaum aber die Fassade mit der Darstellung von Maria und Josef und Christus Salvator. Immer wieder konnte man anhand der Bildstöcke den Bezug zum Wallfahrtsort herstellen. Vor allem durch die verschiedenen Bildnisse, die Maria, die Dreifaltigkeit oder auch den Schmerzensmann oder einen Kreuzschlepper zeigen.

Mit Hilfe von Pfarrer Karl Feser wurde geklärt, wer denn am Bildstock "an den Gärten" die beiden Assistenzfiguren sind: Johannes der Täufer links und rechts der Apostel Paulus. Interessant: Die Darstellung am Bildstock gleicht der Dreifaltigkeit in der Stadtpfarrkirche. Schließlich hatte Karl-Ernst Ort am Bildstock am Weißbach eine neue Information. Er verlas ein Schreiben, das im Jahre 1938 vom damaligen Stadtpfarrer Geistlicher Rat Adam Pfeuffer verfasst wurde. Er schreibt von einer Genehmigung durch den Bischof zur Segnung eines renovierten Bildstocks "in der Wiese bei Ipthausen."  Die Segnung fand am 25. September 1938 im Rahmen einer Prozession statt, schreibt der Geistliche und fügt hinzu, dass an diesem Tag "herrlicher Sonnenschein herrschte." Seit vielen Jahren wird der Bildstock von der Familie Karl-Ernst und Rosemarie Ort betreut, die ihn in den 1981 wieder restaurieren ließen. Heute noch ist an dem Bildstock eine Station der Flurprozession nach Ipthausen, wusste Pfarrer Karl Feser. Der rund eineinhalbstündigen Wanderung schloss sich eine "Einkehr" im Feuerwehrgeräthaus an, die von den Gymnastikfrauen von Ipthausen vorbereitet worden war.

Autor: Hanns Friedrich

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