Gerade mal eine Stunde Zeit hat der Landesbischof, weil er um 16.30 Uhr schon wieder in München sein musste. "Ich danke Dir lieber Gott, für diese Stunde hier in Bad Königshofen und die Tage im Dekanat Bad Neustadt," rief er nach einer kurzen Andacht in der evangelischen Kirche aus. Für das Pfarrerehepaar Tina und Lutz Mertten war der Besuch des höchsten Vertreters der evangelischen Kirche ein herausragendes Ereignis. "Wann kommt schon einmal ein Landesbischof, der gleichzeitig Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche Deutschlands ist zu uns!"
Das Thema der Stipvisite war "Ökumene". Deshalb stellten sich im die Menoniten, die Pfarreiengemeinschaft Grabfeldbrücke, die "christlichen Flüchtlinge" sowie die evangelische Kirchengemeinde Bad Königshofen vor. "Schön, dass wir für dieses Thema ausgewählt wurden, denn hier in Bad Königshofen und im Grabfeld wird die Ökumene schon über viele Jahre gelebt," sagte Pfarrer Lutz Mertten. Deshalb war der Landesbischof zu Gesprächen an den einzelnen Tischen eingeladen Acht Minuten Zeit hatte er pro Tisch. Darauf achtete Pfarrer Lutz Mertten mit der Stoppuhr in der Hand.
Die Menoniten berichteten, dass sie keine eigenen Räumlichkeiten haben und im evangelischen Gemeindehaus gut aufgenommen werden. Es sei in der Gemeinde ein aufeinander zugehen. "Das zeigt deutlich, dass hier bei uns Christus im Zentrum steht," sagte Lenemarie Funck von der Menonitischen Gemeinde. Angesprochen auf die aktuellen politischen Diskussionen zum Thema "Asyl" meinte der Landesbischof, dass hier Humanität gefragt ist und Regelungen gefunden werden müssen. "Ich habe die Befürchtung, dass sonst die Asylbewerber hin- und her geschoben werden.
Die Aussage von Papst Franziskus, der sich nicht als "ökumenische Bremse sieht," sprach der Landesbischof am Tisch der Pfarreiengemeinschaft Grabfeldbrücke an. Er selbst hat mit Papst Franziskus gesprochen, der von einem ökumenischen Miteinander sprach. Pfarrer Karl Feser sprach die gelebte Ökumene in Bad Königshofen an und bekam von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm "zwei Daumen nach oben". Bei den christlichen Flüchtlingen verwies der Landesbischof auf zehn Millionen Euro, die die Landeskirche zur Verfügung stellt. Dafür wird auch im Landkreis Rhön-Grabfeld, konkret in Sondheim/Rhön, Wohnungsraum geschaffen, stellte Dekan Matthias Büttner fest. Zur Ökumene meinte der Landesbischof: Die eigentlichen Helden sind Sie alle, denn sie leben die Liebe Jesu Christi!"
Dass Katholiken und evangelische Christen im Grabfeld kaum noch zu unterscheiden sind, stellte Pfarrerin Tina Mertten klar. Es sei lediglich das Kreuzzeichen, dass bei Gottesdiensten die katholischen Mitchristen hervor hebt. Sie selbst, so stellte die Pfarrerin fest, bekreuzige sich aber auch. "Das mache ich auch ab und zu," gab der Landesbischof zu und sagte, dass auch Martin Luther sich bekreuzigte. "Es ist das äußere Zeichen einer christlichen Grundhaltung." In der evangelischen Kirche sei die Pflege der Liturgie wichtig und auch die Entschlossenheit vor Ort Neues zu wagen. Zum Beispiel könnte wir auch Ministranten haben, wie unser katholischen Mitchristen: Nicht schlecht staunte der Landesbischof als Pfarrer Lutz Mertten sagt: "Die haben wir schon lang und auch eigene Gewänder." Da könne man ja noch von der evangelischen Kirchengemeinde Bad Königshofen lernen, lacht Heinrich Bedford-Strohm
Bürgermeister Thomas Helbling begrüßte danach den Landesbischof im Namen der Stadt und konnte im Goldenen Buch der Stadt nachweisen, dass 1957 mit Hermann Dietzfelbinger letztmals ein Landesbischof in der Stadt war. "Na da trage ich mich doch gerne mit ein, vor allem weil Hermann Dietzfelbinger wie ich, auch Ratsvorsitzender der evangelischen Kirche Deutschlands war. Fürbitten, Gebete und der Reisesegen standen abschließend im Mittelpunkt des Kurzbesuchs, für den sich Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm überaus herzlich bedankte.
Autor: Hanns Friedrich