logo pg Grabfeldbrücke

Das gab es bislang noch nicht, dass der zuständige Pfarrer von Bad Königshofen  selbst beim Aussuchen des Christbaumes für die Stadtpfarrkirche dabei war und auch noch beim Abtransport und aufstellen mit Hand anlegte. Bei Minus sieben Grad hatte sich Pater Joe warm angezogen, denn diese Temperaturen kennt er aus seiner Heimat Indien nicht.

Mit dabei waren Küster Michael Löhr und Heinrich Weber vom Kirchenvorstand, sowie Martin Weber und Peter Schmidt. Im „Christbaumland Eschenbach“ in Zimmerau kiam Lisa Spielmann von der Firma Eschenbach dazu und dann durfte sich Pater Joe den Baum für „seine Kirche“ aussuchen. Die Wahl fiel recht schnell auf eine rund sieben Meter hohe Nordmann-Tanne. „Die ist schön und passt bestimmt gut in die Kirche.“  Dann setzte Martin Weber die Motorsäge an und legte den Baum ganz vorsichtig um. Alle mussten dann anpacken, um die Tanne auf den Anhänger zu hieven.

Ein Dankeschön sagten Heinrich Weber, Michael Löhr und Pater Joe an die Firma Eschenbach und Lisa Spielmann vom „Christbaumland Zimmerau“, die den Baum für einen reduzierten Preis der Stadtpfarrkirche überließen. Dann ging es Richtung Bad Königshofen, wo noch einmal alle kräftig mit anpacken mussten, um den sieben Meter Christbaum unbeschadet in den Altarraum zu schaffen. Dort wurde er aufgestellt und dann natürlich auch ausgerichtet. „Es soll ja auch etwas aussehen“, sagte Heinrich Weber, der gemeinsam mit Küster Michael Löhr die Position des Christbaums übernommen hatte. Schnell wurden noch einige Holzkeile unterlegt, dann stand die Nordmann Tanne. In der Zwischenzeit hatte Pater Joe schnell einen Besen in die Hand genommen und  kleine Holzspäne, die beim Einpassen des Baumes in den Ständer auf dem Boden verteilt waren, zusammen zu kehren. Am Abend wurden dann von André Knies, Kai Börger, Tochter Antonia und Margot Löhr mit ihrem Mann, sowie Heinrich Weber noch Lichterketten und Strohsterne angebracht. Auch hier war der Pfarrer mit dabei. Damit war für Heilig Abend alles vorbereitet.

Im Gespräch berichtete Pater Joe von seiner Heimat Kerala in Indien, wo man natürlich auch Weihnachten feiert.  In den Kirchen gibt es keinen Christbaum gibt. Der steht vor dem Gotteshaus im sogenannten Kirchhof. „Das ist ein großer Baum und der ist sehr schön geschmückt.“ Aus seiner Kindheit weiß er, dass es keine Geschenke gab. „Das kam erst viel später, aber es sind auch heute keine großen Geschenke, wie in Deutschland. „Meist sind es Kleidungsstücke oder etwas, das man gebraucht hat.“ In den christlichen Gemeinden Indiens gibt es natürlich die Christmette an Heilig Abend, die ist aber erst kurz vor Mitternacht und dauert bis in die Morgenstundenm,. Vor allem deshalb, weil man sich nach dem Gottesdienst noch trifft und dabei auch von Jugendlichen Lieder gesungen werden.

Gleich danach beginnen die Frauen mit den Vorbereitungen für den ersten Feiertag. „Viele Frauen kommen selten zum Schlafen.“ Sie bereiten noch in den Morgenstunden das  traditionelle Festessen meist mit Curryreis, Fleisch und Gemüse vor.  An den Weihnachtstagen steht die Gemeinschaft in der Familie im Mittelpunkt. Außerdem gibt es in den jeweiligen Orten oftmals auch ein „Weihnachtssingen“, bei dem Jugendliche von Haus zu Haus gehen, aber auch in der Kirche singen. Das sei vergleichbar mit dem Dreikönigsbrauch in Deutschland.

In einigen Orten Indiens, nicht so in Kerala, werden in Dörfern und Gemeinden in der Adventszeit Bilder vor der Kirchentüre oder vor der eigenen Haustüre auf den Boden gemalt. Die Inder verwenden dafür Reispulver oder Sand. Diese Art zu Malen nennt man Rangoli. Ursprünglich stammt Rangoli aus dem Hinduismus, doch viele Christen haben diesen Brauch an Weihnachten übernommen. Auf den Dächern der Häuser stehen oftmals Öllampen. Diese kennt man ebenfalls aus der Tradition des hinduistischen Diwali-Festes, das älter ist als das Fest der Christen. Obwohl die indische Bevölkerung nur zu 2,4 Prozent christlich ist, ist Weihnachten in Indien ein offizieller Feiertag. Die Weihnachtsdekoration der indischen Christen ist bunt, erfährt man in den entsprechenden Medien.

Autor: Hanns Friedrich

­