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Rhöner Orgelsommer im Grabfeld – Manch einer glaubte am Freitagabend seinen Ohren nicht zu trauen, als Regionalkantor Peter Rottmann (Münnerstadt) beim 8. Rhöner Orgelsommer die Klangfülle der Orgel der Stadtpfarrkirche vorstellte. "Das kann doch nicht sein... ist das wirklich unsere Orgel... das hätte ich nie gedacht... Peter Rottmann hat mir einen unvergesslichen Abend beschert..." Solche Aussagen hörte man immer wieder nach dem Konzert an der Schlimbach-Orgel der Stadtpfarrkirche Bad Königshofen. Mit Recht kann man deshalb in Bad Königshofen stolz auf dieses Instrument sein, wie Peter Rottmann in seinen Eingangsworten betonte.

1872 hat Balthasar Schlimbach die Orgel für seine Heimatstadt Königshofen im Grabfeld gebaut. "Sie ist eines der größten Instrumente und zählt heute zu den bedeutendsten und wertvollsten Orgeln aus der romanischen Epoche im gesamten Bistum."  Der in Königshofen am 1. April 1807 geborene Balthasar Schlimbach ist einer von sieben Kindern von Johann Caspar Schlimbach. Eine seiner ersten Orgeln baute Caspar Schlimbach für die Hauskapelle des Elisabethaspitals in Königshofen. Die Orgel der Stadtpfarrkirche in Königshofen baute Balthasar Schlimbach gemeinsam mit seinem Sohn Martin. Die Orgel besitzt 28 Register, die sich auf zwei Manuale und Pedal verteilen. Beim Bau der Orgel für seine Heimatstadt habe sich Balthasar Schlimbach große Mühe gegeben. Das zeige auch der schön mit geschnitzten Ornamenten verzierte Spieltisch. "Es sind kleine, liebevoll geschnitzte Details, die man an dem Instrument findet," sagte Peter Rottmann den Zuhörern in der Stadtpfarrkirche.

1975 wurde die Orgel letztmals grundlegend von der Firma Hofmann (Ostheim/Rhön) restauriert und bekam dabei auch einige moderne Register dazu. Allerdings ist die Orgel heute in einem sehr schlechtem Zustand und müsste dringend instand gesetzt werden. Noch vor dem Konzert am Freitag stellte man zwei große Löcher im Blasebalg des Instruments fest, so dass der Konzertabend gefährdet war. Nur durch die schnelle Hilfe der Firma Hofmann & Schindler aus Ostheim Rhön gelang es eine Lösung zu finden. Dank galt deshalb der Ostheimer Firma aber auch Pfarrer Karl Feser und Martha Ort, der Pfarrhaus-Sekretärin sowie Küster Michael Löhr, die bei den Vorbereitungen hilfreich zur Seite standen.

Was aber, trotz des renovierungsbedürftigen Zustandes, noch in der Bad Königshofener Orgel steckt, zeigte Peter Rottmann. Von der Moderne bis hin zu barocken Musiktiteln stellte er die Schlimbach Orgel in der Stadtpfarrkirche in all ihren möglichen klanglichen Schattierungen vor. Kein Wunder, dass nach dem Konzert lang anhaltender Applaus und stehende Ovationen Peter Rottmann zu einer Zugabe regelrecht herausforderten. Nach Bad Königshofen, so erzählte der Regionalkantor, darf er in dieser Woche in Passau an der größten Orgel der Welt spielen. "Das ist für mich eine ganz besondere Ehre und Freude!"  Die sah man Peter Rottmann bereits jetzt an, der nicht nur in Rhön-Grabfeld zu den bekanntesten und professionellsten Organisten zählt.

Sein Programm in Bad Königshofen eröffnete er mit Johann Sebastian Bach und dem bekannten Titel "Liebster Jesu, wir sind hier." Es folgte das "Festival Trumpet Tune" und als musikalisches Gegenstück das "Flötenkonzert" F-Dur von Christian Heinrich Rinck. Hier konnte man die Klangfülle der Schlimbach Orgel, von den zarten bis den kräftigen Tönen, erfahren, die die Zuhörer faszinierte. Das galt auch für den "Marsch der Priester" aus der Schauspielmusik zu Jean Racines "Athalie" von Felix Mendelssohn Bartholdy." Ein Ohrenschmaus danach das "Schalom" von Toon Haagen und das mächtige "Lasst uns erfreuen herzliche sehr". Mit dem "Abendfrieden" und "Festival Toccata" beendete Peter Rottmann einen besonderen Abend, der die "Königin der Instrumente" der Bad Königshofener Stadtpfarrkirche in eine besonders Licht stellte. Wie sagte ein Zuhörerin: "Es war ein Genuß zuzuhören und die Klangfülle zu genießen."

Autor: Hanns Friedrich

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