Einen besonderen Konzertabend erlebten die Gäste in der Kirche Wargolshausen mit dem Liedermacher Clemens Bittlinger und Pater Anselm Grün
Sie haben sich gesucht und gefunden und zwar im Jahr 2003 zum ökumenischen Kirchentag in Berlin, erzählt Clemens Bittlinger, Liedermacher und evangelischer Pfarrer im Gespräch mit dieser Redaktion. Vom Hörensagen kannte er den Benediktinerpater Anselm Grün, seine Bücher und Texte und schrieb ihn kurzerhand an, ob er mit ihm einen Programmpunkt gestalten möchte. Seine Antwort kurz und knapp „Ja“. „Es sind die gleichen Gedanken, die uns verbinden,“ fügt Pater Anselm Grün an. Beide versuchen die Bibel in eine Sprache zu übersetzen, die die Menschen heute verstehen. Es ist eine ökumenische Zusammenarbeit „und das Signal, das wir damit senden,“ sagt Clemens Bittlinger. Beide haben keine Berührungsängste mit anderen Religionen, sondern sind offen für neue Erkenntnisse. So sei auch über die Jahre hinweg die Freundschaft gereift und Krisen überwunden worden.
In Wargolshausen ging es um das Thema „Zum Glück gibt es Wege“. Ein Thema, das sowohl den Liedermacher Clemens Bittlinger aber auch Pater Anselm Grün seit Jahren beschäftigt. Pater Anselm Grün: „Die Leute haben oft falsche Vorstellungen und erkennen nicht, dass Glück auch eine spirituelle Herausforderung für jeden einzelnen ist.“ Bei den Konzerten, so auch in Wargolshausen wurde schnell klar, dass sich Lieder und Texte ergänzen. „Genau so soll es sein,“ fügt Clemens Bittlinger an. Gemeinsam ein Konzert zu gestalten, obwohl man sich vorher dazu nicht treffen kann, sei nicht ganz einfach, lacht Pater Anselm Grün. „Clemens macht den Plan und ich versuche entsprechend die Texte anzupassen.“ Wichtig, so erklärte er im Konzert auch, dass die Kirche verstehen muss, wieder auf die Menschen zuzugehen.
Wie kam Clemens Bittlinger zur Musik? In en 1980er Jahren war er am Gymnasium Bad Königshofen und nebenbei freier Mitarbeiter des örtlichen Bote vom Grabfeld. „20 Pfennig gab es pro Zeile und 7,50 D-Mark fürs Foto „und da habe ich natürlich versucht, möglichst viel zu schreiben.“ Vom Verlag bekam er eine Dienstkamera und einen Dienstwagen für die Termine. "Bad Königshofen ist und bleibt meine zweite Heimat." Nicht nur, weil seine Frau Rosi aus dem Grabfeld stammt, sondern weil vieles ihn mit den Menschen verbinde. 1983, so erinnerte er sich, war sein erster öffentlicher Auftritt in der evangelischen Kirche in Bad Königshofen. Für eine erste Single "Lieder zum Nachdenken: Gospel & Ragtime" entstand das Cover und ein Plakat auf einem Balkon der Raiffeisenbank Bad Königshofen, wo der Gymnasiast ein Zimmer hatte. "Ich bin unheimlich dankbar für die Schulzeit in Bad Königshofen, denn hier zeigte sich, dass der bekannte Satz Man lernt nicht für die Schule, sondern für das Leben" für ihn genau zutraf.
Von Anfang an versuchte der Liedermacher biblische Texte auch psychologisch zu beleuchten und genau das verbindet ihn mit Pater Anselm Grün und seinen Gedanken und Texten. Man könne den Menschen sage, dass sie im Vertrauen auf Gott, lernen können, mit ihren Ängsten umzugehen. Was beide noch verbindet ist das Thema „Engel“. Dazu gab es 2020 ein gemeinsames Album, das sehr gut ankam. „Wir schauen gemeinsam halt was geht und nehmen unsere Termin wahr.“ Immerhin sind das pro Jahr an die 100 Konzerte. Privat und Konzerte, wie gelingt da ein Familienleben? Für Clemens Bittlinger funktioniert das gut, denn auch seine Frau ist als Psychotherapeutin viel unterwegs. „Aber wir finden immer wieder Zeit füreinander.“ Pater Anselm Grün, angesprochen auf das Klosterleben in Münsterschwarzach, sagt, dass er vor und nach Auftritten immer im Kloster ist und hier mit den Patres und Brüdern zusammenlebt.
Gefragt nach neuen den Ideen sagt der Pater, dass dies ganz unterschiedlich ist. Oftmals seien es Gespräche oder Gedanken und dann „springt etwas in mir an.“ Weitermachen wollen beide auf jeden Fall. „So lange es geht und man mich und meine Konzerte annimmt.“ Das unterstreicht auch Pater Anselm Grün.
Was kaum einer weiß, dass nämlich Bücher und Texte der beiden weltweit beliebt sind. Anselm Grün ist oft in Taiwan und dort werden seine Texte auf Chinesisch herausgebracht. Lieder von Clemens Bittlinger sind schon ins koreanische, französische oder auch Suaheli übersetzt. „Das ist eine Breitenwirkung, die natürlich erfreulich ist.“ Was die Konzerte und Texte der Beiden beim Publikum auszeichnet ist das gemeinsame Singen, der bekannten oder neuen Lieder, aber auch die spirituellen Texte, erfährt man vom Publikum in Wargolshausen. Dort gab es zum Ende des Konzerts nicht nur stehende Ovationen, sondern auch eine Scheck über 5.000 Euro von der Pecht Stiftung, überreicht durch die Vorsitzende Angelika Zotter, an Clemens Bittlinger Botschafter, der Christoffel Blindenmission. Hier ist er Botschafter. Im Konzert ging es um das Thema Glück, die Frage, wie wird man glücklich oder auch wie man das Glück im eigenen Leben entdecken kann. Letztendlich eine musikalisch garnierte Entdeckungsreise, die aufzeigt, dass die kostbaren Momente im Leben vorhanden sind, allerdings entdeckt werden müssen.
Autor: Hanns Friedrich