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Besprechung Restaurierungswerkstatt Gudrun Hanika Würzburg – Wohl um die Zeit, als die Nähmaschine erfunden wurde, also Ende des 18. Jahrhunderts, da dürfte auch das Fastentuch von Eyershausen entstanden sein. Das sagte Gudrun Hanika, Diplom-Restauratorin in Würzburg, die zur Zeit das Eyershausener Fastentuch grundlegende restauriert. In der Werkstatt von Restauratorin Gudrun Hanika in Würzburg war das Fastentuch mit der Rückseite auf einer Holzplatte ausgebreitet. Hier erfuhren Diplom Restauratorin Cornelia Hagn aus München, Pfarrer Karl Feser, Küster Matthias Jeger mit seiner Frau Maria sowie Bad Königshofens Pfarrgemeinderatsvorsitzende Andrea Friedrich-Rückert dann mehr über die bisherigen Arbeiten an dem historischen Tuch.

Nachdem das rückseitige Tuch abgenommen war zeigte sich, daß das Eyershausener Fastentuch aus feiner Baumwolle gewebt wurde und sehr dünn ist. "Es ist fast mit Batist zu vergleichen," sagt Gudrun Hanika. Also ein glänzendes, leichtes, feines, glattes Gewebe in Leinwandbindung aus einem mäßig gedrehten Garn. Das Gewebe kommt dem echten Batist durchaus nahe. In den vergangenen Wochen hat die Restauratorin unter anderem zahlreiche, verrostete Reißnägel entfernt, mit denen das Tuch an einer Holzstange befestigt war. Danach stellte sich heraus, daß die eigentliche Lasche zum Einschieben der Holzstange etwa 15 Zentimeter höher saß. "Damit ist nun das Fastentuch auch etwas länger als vorher."

 Da das rückseitig aufgebrachte Tuch teils aufgeklebt war, mußte Gudrun Hanika die Klebestellen entfernen. Das ging aber nicht mit Lösungsmitteln, sondern mußte regelrecht abgebürstet werden.. Für Diplom Restauratorin Cornelia Hagn aus München ist es wichtig, daß das Tuch für die kommenden Jahre gut instand gesetzt wird. Deshalb ist an Randverstärkungen ebenso gedacht, wie teils nicht mehr vorhandenes Gewebe ersetzt wird. Wichtig ist die Stabilität und die Gewichtsverteilung. Das Fastentuch hat ungefähr ein Gewicht von fünf Kilogramm, schätzt Küster Matthias Jeger. Erfreulich: Das Originalgewebe ist in einem guten Zustand.

 Das Eyershausener Fastentuch ist sehr dünn und blau eingefärbt. Im Zentrum zeigt es ein monumentales Kreuz mit den fünf Wundmalen Christi. Das Fastentuch von Eyershausen hat eine Größe von 4,56 Meter auf 2.43 Meter. Die Expertin stellte fest, daß die sehr dünn aufgetragene Hintergrundfarbe ohne Grundierung auf das Gewebe aufgebracht wurde. Für das Kreuz im Zentrum des Tuches hatte man die Farbe ausgespart. Die Besonderheit: In die Kreuzbalken sind die Wundmale Christi farbig gemalt. Da sieht man Füße und Hände und das Herz, sowie die Dornenkrone. Die Kanten der Kreuzbalken sind mit roten und gelben Begleitstrichen gegen den Hintergrund abgesetzt und die Enden mit neobarocken Ornamenten verziert. Das Kreuz selbst ist von einem ebenfalls mit rot-gelb-braunen Linien bemalten Rahmen umgeben. Die Ecken sind wiederum durch Ornamente gestaltet.

 Gudrun Hanika verwies bei der Besprechung in Würzburg auch darauf, daß der  etwa 30 Zentimeter breite Randbereich des Tuches im Blau heller gehalten wurde. "Vielleicht, um eine räumliche Tiefe zu erreichen," sagt Diplom Restauratorin Cornelia Hagn. Im Laufe der Jahre hat das historische Fastentuch stark gelitten. Risse und Löcher sind zu sehen, die teils einfach zugenäht wurden. Hier wartet noch viel Arbeit auf Gudrun Hanika, denn das alles soll, so Cornelia Hagn, geschlossen werden. An den Rändern hat sich das Klebemittel stark verbräunt. Trotzdem hat das Tuch durch die erhaltene Original-Malerei noch viel von seiner
ursprünglichen Wirkung. Vorgesehen ist eine Stützleinwand und oben und unten ein Saum für Halterungsstangen. Ganz wichtig ist bei allen Maßnahmen natürlich auch die grafische und fotografische Dokumentation nach den Richtlinien des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege.

 Künftig soll das Eyershausener Fastentuch auf eine größere Rolle aufgewickelt werden, um das Gewebe zu schonen. Hinter dem Altar sollte auch eine entsprechend korrekte Aufhängvorrichtung angebracht werden. Diplom Restauratorin Cornelia Hagn schlägt eine Art Seilwinde vor. Überlegungen das Fastentuch ganzjährig durch eine feste Installation hinter dem Altar aufzubewahren lassen sich nicht verwirklichen, da man diese Vorrichtung, eine Art Kasten dann von vorne sehen würde, sagt Küster Matthias Jeger.  Das Fastentuch kann weiterhin im Turmzimmer hinter der Orgel bleiben, soll dort aber nicht abgestellt, sondern aufgehängt werden. Den bisherigen Standort favorisieren beide Expertinnen deshalb, da das Tuch dort die gleichen Klimabedingungen hat wie bisher. Da das Fastentuch in diesem Jahr nicht, wie in all den Jahren zuvor, das große Bild am Hochaltar verhüllt, soll dieses zumindest in den Kartagen, wenn das Heilige Grab wieder aufgestellt wird, durch ein violettes Tuch verhüllt werden, sagt Pfarrer Karl Feser. Dazu allerdings muß erst noch ein solches Tuch gefunden werden.

Texrt: Hanns Friedrich

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