Kirchenpfleger Siegfried Reder ist noch immer begeistert, wenn er auf das „Heilige Grab“ seiner Heimatgemeinde zu sprechen kommt. „So viele Interessierte bei der Vorstellung am ersten Osterfeiertag und schon Tage zuvor, hätte ich nie erwartet.“
Die Dorfkirche war bis zum letzten Platz besetzt, als ein Ensemble der Kleineibstädter Musikkapelle die Feierstunde eröffnete. Man habe nicht ahnen können, was das Heilige Grab auslöst und, dass es auf so großes Interesse stößt. Dies schon vor dem Osterfest und auch in den Tagen danach. Dank galt der Diözese Würzburg, die nach der Auflösung des Museums Kartause das Ausstellungsstück aus Kleineibstadt wieder an die Kirchengemeinde zurückgab.
Vor allem sei es von Vorteil gewesen, dass die Fachkräfte der Diözese den Abbau in Astheim und den Aufbau in Kleineibstadt übernahmen. Nun wird es noch bis zum 14. April in der Dorfkirche stehen bleiben, bevor es ins Depot des Landkreises Rhön-Grabfeld nach Mellrichstadt kommt. Dass man es sicher wieder einmal in Kleineibstadt aufstellen werde, sei keine Frage, sagte der Kirchenpfleger, allerdings sei unklar in welchen Zeitabständen.
Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert (Sternberg) stellte dann das „Heilige Grab“ vor (wir berichteten). Besonders herausgestellt hat er einen Engel über der Grabesstätte. „Das ist ein Kinderbild, das Johann Peter Herrlein selbst darstellt.“ Gezeigt hat er zwei Steinkugeln, die man auf dem Dachboden des Elternhauses von Johann Peter Herrlein fand. „Damit hat er vor 260 Jahren gearbeitet, die Farbstücke verkleinert und zerrieben.“ Die Familie Herrlein wohnte am heutigen Marienplatz Haus Nummer 18. Das Heilige Grab ist, neben kleineren Ausmalungen in der Kirche und Fassungen an den Seitenaltären, das einzige und größte Kunstwerk, das er seiner Heimatgemeinde widmete.
Kreiskulturreferent Hanns Friedrich schilderte die umfangreichen Arbeiten des Kleineibstädter Künstlers. Dessen Werke findet man nicht nur im Grabfeld und der Rhön, sondern auch in Müdesheim und Reuchelheim im heutigen Landkreis Main-Spessart, aber auch in Mürsbach, heute Gemeindeteil des Marktes Rattelsdorf im oberfränkischen Landkreis Bamberg. Sein Erstlingswerk ist in der Kirche von Leutershausen zu finden. Besonderheiten sind die Ausgestaltungen der Emporen in den Kirchen Herpf in Thüringen oder Sondheim/Rhön. „Johann Peter Herrlein hat mit seinem Malerpinsel den Himmel geöffnet, so wie er ihn sich vorstellte.“
Bezirksheimatpfleger Professor Klaus Reder ging auf althergebrachte Traditionen ein, wozu auch das Heilige Grab von Kleineibstadt zählt. Er stellte die Frage, wie wohl die jüdischen Christen, die damals im Ort lebten, zum Brauch des Heiligen Grabes standen. Kirchenbräuche und Bräuche allgemein, seien einst vom Aussterben bedroht gewesen. Nur durch das gemeinschaftliche Zusammenwirken der Vereine, Verbände und einheimischer Heimat- und Kulturpfleger, gerieten sie nicht in Vergessenheit. Kurz streifte er die Geschichte der Heiligen Gräber, die bis in das frühe Christenrum reichen. Heute sollten Bräuchen einen festen Platz im Leben einer Gemeinde haben, so auch das Heilige Grab von Kleineibstadt, das nach vielen Jahren der musealen Präsentation nun wieder an seinem Ursprungsort aufgestellt wurde.
Autor: Hanns Friedrich