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Als ein herausragendes Ereignis in der Geschichte der römisch-katholischen Kirche hat Domkapitular Dr. Heinz Geist bei seinem Vortrag im Kulturarsenal Darre in Bad Königshofen das II. Vatikanische Konzil vor 50 Jahren bezeichnet. Der Domkapitular war im Rahmen der Reihe "Früchte des Konzils" in Bad Königshofen und wurde hier von Diakon Rudi Reuter und Pfarrer Karl Feser begrüßt. Der Diakon erinnerte daran, daß dies die Fortführung der im vergangenen Jahr begonnenen Vortragsreihe "50 Jahre II. Vatikanisches Konzil" ist. Dr. Heinz Geist befasste sich mit " Das Amt in der Kirche - die neue Sicht des Konzils."

Der Domkapitular nannte eingangs das Buch "Die aufgegebene Reform", das genau zu dieser Konzilsreihe der Vorträge in Bad Königshofen passt. Die Früchte des Konzils sind noch nicht alle reif.  Grund sei die Wetterlage der letzten 25 Jahre. "Sie hat das Reifen dieser Früchte nicht nur verzögert, sondern eher verhindert."  Dabei gehe es auch um das Thema "Amt in der Kirche". Der Referent ging auf die schwindenden Zahlen der Neupriester ein und meinte, daß dies zeige, daß der Priesterberuf in der heutigen Gesellschaft keine Wertschätzung mehr erfährt. Letztendlich fehle es aber wohl auch an Attraktivität. Der Referent nannte in diesem Zusammenhang die immer größer werdenden Pfarreiengemeinschaften und die immer größer werdende Distanz zu den Menschen. Letztendlich sprach er Dr. Heinz Geist auch die Mißbrauchsfälle an, die wohl ebenfalls dazu führten, daß die Attraktivität des Priesterberufs schwindet. Er selbst hält die zölibate Lebensform der Priester durchaus für angebracht, aber nicht den Umgang mit den Priestern, die heiraten wollen. Hier müsse eine Lösung gefunden werden. Man müsse aber auch sagen, daß sich der Umgang mit diesen ausgeschiedenen Priestern verbessert hat.

Dr. Heinz Geist ging in seinem Vortrag auch auf die Amtstracht der Priester und Bischöfe ein. Unverständlich ist für ihn, wenn junge Priester auf eine barocke Verfeinerung ihrer Gewänder Wert legen. Er nannte die Reglementierung der Liturgie Kreise. Das alles lasse die Vermutung zu, daß hier das Konzil und seine Impulse nicht angekommen sind oder gar zurück gewiesen werden. Dr. Heinz Geist: "Manchmal scheint tatsächlich vorkonziliares Denken und Verhalten fröhliche Urstände zu feiern." Eine weitere Frage sei die nach dem Profil des geistlichen Amtes in der Kirche. Darum muss, wenn die Sicht des geistlichen Amtes seitens des Konzils aufgezeigt werden soll, zu aller erst von der Kirche gesprochen werden." Schließlich sprach der Referent das Kirchenverständnis des II. Vatikanischen Konzils an. Dabei müsse man daran denken, daß Kaiser Konstantin, der bis dahin fast ausschließlich im Hintergrund lebenden Christlichen Gemeinden, den christlichen Glauben hoffähig machte. Das wiederum sei die Grundlage dafür, daß dieser Glaube 100 Jahre später zur Staatsreligion erhoben wurde, was  wiederum zum Wachstum der Kirche führte

Der Referent ging in seinem interessanten Vortrag im Kulturarsenal Darre auf die Reformationszeit ein. Es entwickelte sich ein zentralistisch-pyramidales Kirchenbild, mit dem Papst als zunehmend einsam an der Spitze, das mit Hilfe des Gehorsams der Gläubigen "durchregiert" werden konnte. Gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts zeigte sich, bedingt auch durch Entwicklungen außerhalb der Kirche, eine Auflösung der traditionellen Prägung des Amtes. "Die bischöfliche und priesterliche Autorität galt nur noch begrenzt. Diese Zeichen der Zeit habe Papst Johannes XXIII. mit seinem Anstoß zum II. Vatikanischen Konzil erkannt und vor allem ernst genommen. Man erkannte das "Volk Gottes" und die Zusammengehörigkeit aller in der Kirche. Der Referent machte deutlich, daß die katholische Kirche in und aus den Ortskirchen  besteht und zugleich Universalkirche ist, nicht nur ein Zusammenschluss der Ortskirchen, sondern von Gott her geeint.

Die Bischöfe wiederum seien nicht Legate des Papstes, sondern alle gleich gestellt. Klerus und Laien bilden damit eine Gemeinschaft. Das Zweite Vatikanische Konzil ist für Domkapitular Dr. Heinz Geist kein perfektes Ereignis, aber die grundintensive Grundhaltung sei erkennbar. Zum neuen Papst Franziskus sagte der Referent, daß dieser gute Signale in alle Richtungen sendet. Dem Auftakt der neuen Vortragsreihe folgt nun am kommenden Dienstag, 15. Oktober, der zweite Vortragsabend mit dem evangelischen Pfarrer Lutz Mertten. Er spricht über "Neue Impulse für die ökumenische Bewegung." Am 29. Oktober heißt es: Erneuerung der Liturgie - lebendige Gottesdienste mit der Gemeinde. Dazu kommt Pastoralreferent Bernhard Hopf nach Bad Königshofen. Am 12. November wird die Vortragsreihe mit dem Thema "Die Rolle der Laien - mit einem besonderen Blick auf die Frauen" beendet. Dann ist Heide Firnkes zu Gast. Die Vorträge sind immer Dienstags und beginnen jeweils um 19.30 Uhr.  Text: Hanns Friedrich

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