Das Thema „Unser Vater im Himmel“ hat Pfarrer Josef Treutlein für die „Tage des Gebetes“ in der Stadtpfarrkirche Bad Königshofen gewählt. Am Sonntag sagte dazu Bad Königshofens Pfarrer, Pater Joe, dass es wohl Gottes Fügung war, dass Josef Treutlein an dem Tag mit ihm sprechen wollte, als er auf der Suche nach einem Prediger für die drei Tage des Gebets war. Der Rektor des Käppele habe sofort zugesagt, in seiner Heimatgemeinde die Tradition der Kapuziner „das frühere Stundengebet“, fort zu setzen. Die Gebetsstunden seien gerade in diesen Tagen wichtig, „wo uns vieles nach unten zieht, so der Krieg in der Ukraine, die Coronakrise oder auch die derzeitige Situation der Kirche,“ sagte Josef Treutlein beim Sonntagsgottesdienst.
Er verwies auf das Buch Exodus, wo die Jünger Jesus fragten, wie man betet. „Er lehrte sie das Vater unser und dieses Gebet ist bis heute das Gebet aller Konfessionen geblieben.“ Der Prediger nannte das Vater unser ein Gebet, das immer gesprochen werden kann, da es eine nüchterne Klarheit besitze. Alles Persönliche habe in diesem Gebet Platz. Das „Vater unser“ nannte der Rektor des Käppele das Schlüsselwort und es sei das große Thema Jesu gewesen. Nächsten- und Gottesliebe hätten in ihm ihre Wurzeln. „Es schafft ein Wir-Bewusstsein“ und sage, dass der Vater im Himmel allen Menschen nahe ist.
In seiner Predigt am Sonntagnachmittag ging Josef Treutlein auf die Coronakrise ein und stellte fest, dass sich dadurch die Hauskirche etabliert habe. „Diese Hauskirche hat Leuchtkraft bekommen.“ Der Prediger nannte es eine neue Erfahrung von Glaube und Gebet. „Dein Reich komme“ heißt es im Vater unser. Gott bittet damit, inne zu halten. In der Krise sei Zusammenhalt gefragt gewesen. Josef Treutlein: „Haltet inne und erkennt, dass ich Gott bin“, heißt es in der Bibel. Auch in diesen Fastnachtstagen halte man inne im Gebet, „Wir könnten bei dem schönen Wetter auch spazieren gehen“, sagt der Prediger. Aber man treffe sich zum Gebet, denn Gott sei es, der das Herz zufrieden stellt.
Im Vater unser heißt es weiter „Dein Wille geschehe“. Das sei eine schwierige Bitte aber jeder wisse, dass Gott da ist. Das würden auch die zehn Gebote zeigen. Jeder frage öfter einmal nach dem tieferen Sinn. Josef Treutlein nannte die Nacht am Ölberg, wo Jesus seinem Vater vertraute. Heute müsse jeder wissen: Gott will uns an sein Herz ziehen und er bleibe dran, habe Geduld. Auf Maria kam der Prediger zu sprechen, die gesagt habe: „Dein Wille geschehe“ Jeder sollte sich prüfen, was Gott von ihm will. Gerade in der jetzigen Krise bahne sich Gott einen Weg zu jedem einzelnen. Zur Zeit sei vieles in Bewegung gekommen und man müsse wissen, dass Gott sein Volk auch durch eine Krise führt.
Josef Treutlein berichtete von einem Pater im Konzentrationslager. Der habe gesagt, dass auch das Gottes Plan ist. Josef Treutlein zitierte einen französischen Religionspädagogen, der gesagt hatte: „Gott schreibt mit Löwenkrallen.“ Genau das treffe jetzt in diesen Tagen zu. Alles was durch die Pandemie oder auch den Krieg aufwirbelt, zeige die gewaltige Handschrift Gottes. „Gott schreibt mit Löwenkrallen“, das sage auch, dass es nicht mehr zu übersehen ist, dass er etwas will. Vieles erahne man. In Löwenkrallen stecke auch viel Kraft. Zur Zeit werde der unbekümmerte Lebensstil in Frage gestellt, das werde vielen bewusst. „Vielleicht waren wir unserem Gott nie so nahe wie jetzt.“
Auf die am Altar ausgesetzte Monstranz wies der Prediger hin und sagte. „Gott setzt sich uns aus und wir setzen uns ihm aus.“ Er sei es, der zu den Menschen spricht und ihnen sagt: Wenn Du die Macht, die dich beschützt ahnen würdest, würdest du niemals Angst haben. Wenn du ahntest, welche Hoffnung ich auf dich setze, würdest Du deinen Weg großmütiger gehen. Wenn du ahntest wie gut ich es mit dir meine, würdest Du vielmehr von mir erbitten. Wenn du ahntest welch unendliche Güte mich erfüllt, würdest Du dich mir leichter anvertrauen und wenn du ahntest mit welcher Wachsamkeit ich dich umgebe, würdest du in ständiger Freude leben.“
Autor: Hanns Friedrich