Letzte Station dann die evangelische Kirche. Hier konnte man sich Straßenmalkreide nehmen und seine Gedanken zum Thema "Hier, genau hier, küsst der Himmel die Erde." auf die Straße malen. Wenn auch an diesem Zweiten Weihnachtstag Minusgrade vorherrschten, war das für die zahlreichen Gästen des Hirtenweges kein Problem. Im Gegenteil: Viele sahen es, wenn auch ohne Schnee, als Weihnachtsstimmung. So konnte Pfarrerin Tina Mertten an der Kirche eine "große Hirtengemeinde" begrüßen. Sie nannte sie Botschafter, die das Weihnachtswunder verbreiten. Erste Station das Jugendzentrum in der Kellereistraße. An die Nachmittagsbetreuung für Kinder mit Migrationshintergrund erinnerte die Pfarrerin, aber auch daran, dass viele dieser Kinder Träume haben. Die blieben im Leben oftmals auf der Strecke. Allerdings gebe es mittlerweile an 40 Schulen in Deutschland das Fach "Glück". Das sei doch mal ein Anfang. In einer Geschichte von Susanne Niemeyer ging es um Kinder, die als "Dreikönige" von Haus zu Haus gingen, um einen Gegenstand gegen einen anderen, der wertvoller war, zu tauschen. Diesen legten sie dann in die Krippe. Auf dem weiteren Weg konnte jeder für sich nachdenken, was er wohl dem Kind in der Krippe mitbringen würde.
Am Kriegerdenkmal von 1871 stellte Tina Mertten die Frage, was wohl Maria dachte, als man sie als Statue auf das Denkmal stellte. Wahrscheinlich habe man die Marienstatue auf diese Säule gestellt, weil die Sehnsucht groß war nach jemanden, der einem Schutz und Geborgenheit schenkt. Tina Mertten: "Vielleicht wäre es klug, wenn wir selbst damit beginnen würden, sie zu einem Ort zu machen, an dem Menschen Schutz und Geborgenheit erfahren." Dazu gabs die Geschichte vom Leuchtturmwärter und als "Geschenk" eine Kerze. "Denn es ist nicht verboten, zu leuchten." Die Kerze sei fürs Fenster, fürs Herz oder jemanden, der ein Licht braucht. An die zunehmenden psychischen Erkrankungen erinnerte die Pfarrerin an der Juliuspromenade. Den Hirten auf dem Feld habe der Engel zugerufen "Fürchtet Euch nicht!". In der Geschichte von Susanne Niemeyer ging es dazu um ein Schaf, das man bei Ängsten in den Arm nehmen kann. Deshalb gab es einen Schaf-Schlüsselanhänger mit dem Aufdruck "Der Herr ist mein Hirte" als Erinnerung an das, was den Hirten gesagt wurde.
Flüchtlinge standen im Mittelpunkt einer Geschichte am ehemaligen Melanchthonheim, in dem nach wie vor Flüchtlinge aus aller Welt leben. Susanne Niemeyer erzählte in ihrer Geschichte von einem Jungen auf einem Flüchtlingsboot, der mit Gott sprach und dabei die Flucht mit seinen Eltern über das Meer bis zum rettenden Strand erzählte. Es war Jesus selbst, der unter den Flüchtlingen war. Die Teilnehmer konnten anschließend einen Zettel ausfüllen und eine Kurzgeschichte aufnotieren oder ihre Adresse hinterlassen, mit der Bitte an sie eine Geschichte zu schicken. In der evangelischen Kirche sagte Pfarrerin Tina Mertten, dass sicherlich viele zu Hause den Christbaum länger stehen lassen würden. Ihr selbst werde es immer wehmütig ums Herz, wenn sie den Baum aus der Wohnung entfernt. Schließlich rücke der Himmel am Weihnachtsfest ein Stück näher an die Erde. Zum Ende des Hirtenweges bat die Pfarrerin die "Hirtengemeinde" sich Straßenkreide mitzunehmen und "Weihnachten in der Stadt werden zu lassen." Wenn dann die Frage bei Passanten aufkommt, warum man gerade lächelt sollte man in Erinnerung an das Weihnachtsfest sagen: "Hier, genau hier, küsst der Himmel die Erde."
Autor: Hanns Friedrich