logo pg Grabfeldbrücke
Dekanatsvollversammlung in Bad Neustadt –

Bad Neustadt. Eine etwas andere Dekanatsvollversammlung erlebten die Delegierten au den verschiedenen Pfarreien von Rhön und Grabfeld mit dem neuen Dekan Dr. Andreas Krefft (Sandberg). Anstelle von Informationen und zahlreichen Terminen ging es ihm um die Frage "Ist Gott in unserer Mitte oder nicht?  - Gott führt die Kirche - Loslassen für Neues!"  Zunächst aber hatte die Vorsitzende des Dekanates Angelika Högn-Kößler die neue Geschäftsführerin des Diözesanbüros Bad Neustadt, Ilka Seichter, vorgestellt. Sie kommt aus Großeibstadt und hat in Bad Neustadt die Nachfolge von Günter Werner übernommen, der Leiter der Thüringer Hütte geworden ist (wir berichteten).

 In seinem Geistlichen Wort ging Dekan Dr. Andreas Krefft dann auf das Thema "Gott führt die Kirche -Loslassen für Neues" und meinte, daß es wichtig sei, loslassen zu können. Neue Wege sollten gesucht werden, ein Aufbruch zu Gott, zueinander unter den Menschen erfolgen. Dazu nannte er das Alte Testament und den Auszug der Israeliten aus Ägypten. "Vielleicht könnten wir etwas lernen, denn auch sie mußten loslassen und waren 40 Jahre in der Wüste unterwegs, bis sie im gelobten Land waren." Im Buch Exodus 17, 1-7 lasen dann die Delegierten der Dekanatsversammlung und machten sich Gedanken, wie das Geschriebene auf die heutige Zeit zu übertragen ist.

 Die zentrale Frage stellte sich: "Ist Gott noch in unserer Mitte, oder nicht?"  Die Gruppenarbeit gab dann einen Querschnitt zur heutigen Situation der Kirche. Rückzug der Gläubigen auf einzelne Höhepunkt, wie Weihnachten, Ostern, Erstkommunion, aber auch die Sehnsucht nach mehr Seelsorger. Fragen tauchten auf, bei denen es um die Kinder ging, die in den Gottesdienst geschickt werden, während die Eltern beim Brunchen sind. Die Nähe zum Seelsorger wurde bemängelt und auch, daß wohl daraus auch der Priestermangel resultiere. "Früher konnten Jugendlichen mit dem Pfarrer, dem Kaplan reden und wurden zum Priesterberuf hingeführt, hieß es in der Versammlung aber auch, daß durch die Eltern der Glaube früher vorgelebt wurde. Heute sei der Pfarrer nur noch Manager und die eigentliche Seelsorge geht verloren.

 Ehrenamtliche Mitarbeiter der Kirche, und dazu gehören auch die Pfarrgemeinderäte und deren Delegierten, würden oftmals heute nicht ernst genommen, müssen sich gar rechtfertigen für das, was sie für die Kirche tun. "Die Unterstützung der Bistumsleitung fehlt!"  So komme es auch, daß die Kirchenbesucherzahlen sinken, ja das sogar Kirchen geschlossen und verkauft werden müssen. Dekan Dr. Andreas Krefft wußte von elf Pfarreiengemeinschaften in der Diözese, die einen neuen Seelsorger suchen. Das Problem sei, daß junge Priester lieber in eine Stadt, weniger in entlegene Orte wollen. "Das ist Realität!" sagte der Dekan.

 Er verglich die Zeit in der Kirche heute mit der Wüstenwanderung der Israeliten. Wie diese damals müßte man auch heute auf Gott vertrauen. Sicher sei, daß es das "ewige Murren" gibt. Das war schon bei den Israeliten bekannt. "Gott bahnt auch heute noch seinem Volk den Weg in die Zukunft."  Bei der Dekanatsversammlung war man sich einig, daß die Gemeinschaft in den Gemeinden fehlt, oftmals gebe es kleinere Gruppen, die für sich arbeiten. Das sei so nicht gewollt. Der Dekan meinte zur Situation der Kirche heute: "Umbruchzeiten sind auch Gnadenzeiten", und auch "Deutschland ist Missionsland!" Das zeige ein Blick in Gemeinden der Rhön, wo von 2004 bis heute die Kirchenbesucher von 2.860 auf aktuell 2.200 gesunken sind. Es sei deshalb wichtig, andere für den Glauben zu begeistern. Was heute fehle, sei die Freude an Christus. Die finden man in Ländern, in denen die Menschen arm sind.

 Klar sei, daß die Pfarrgemeinden an ihre Grenzen stoßen. Doch, so der Dekan, müsse man wissen, daß Jesus immer mitgeht, auch wenn es der falsche Weg sein sollte. Wichtig sei es neue Wege zu gehen, loszulassen und ins Gespräch zu kommen. Dann habe die Kirche Zukunft. In diesem Zusammenhang erinnerte er an das Pfingsttreffen in Sandberg am 27. Mai. Hier würden bis zu eintausend, vor allem auch junge Menschen und Firmlinge kommen. Der Dekan wurde ernst als er sagte: "In unserer Kirche ist die Firmung die Abschlussfeier, denn dann sehen wir die Jugendlichen meist erst wieder bei der Hochzeit."  Man müsse in den Pfarrgemeinden die Strukturen in die eigenen Hände nehmen, um die Kirche in eine gute Zukunft zu führen.   Text: Hanns Friedrich

 

­