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Heiligabend 6.15 Uhr. Im Pfarrhaus Bad Neustadt klingelt der Wecker. Für Dekan Andreas Krefft heißt das aufstehen, wie eben jeden Tag. Und doch ist dieser Tag ein     Besonderer – Heiligabend 2023.  Nach dem täglichen Morgengebet der Priester und später zwei Tassen Kaffee richtet der Dekan noch einige Geschenke her, legt sie unter einen geschmückten Baum in seinem Esszimmer. Danach werden, wie in jedem Jahr an Heiligabend Nachbarn besucht und auch Bekannte im BRK Altenheim. Man tauscht Weihnachtsgrüße aus, freut sich über den gegenseitigen Besuch. 13.30 Uhr: Der erste Gottesdienst steht an – die Kinderkrippenfeier in der Stadtpfarrkirche Bad Neustadt.

Als der Dekan dort eintrifft sind bereits Diakon Thomas Prapolinat und Gottesdienstbeauftragte Sandra Kupfer gemeinsam mit der Küsterin Hiltrud Christ. dabei die letzten Vorbereitungen zu treffen.  Organist Matthias Braun kommt dazu, klärt den Ablauf der Lieder ab und bekommt ein kleines Weihnachtsgeschenk des Dekans. Am Altar eine Schar aufgeregter Kinder, die Darsteller des Krippenspiels. Dekan Krefft geht mit dem Sternträger kurz ans Mikrofon, begrüßt die Kinder, Eltern, Großeltern und Kirchenbesucher. „Eben der ganz normale Wahnsinn,“ sagt Diakon Thomas Prapolinat in der Sakristei, während Küsterin noch schnell Kerzen in Plastikbecher stellt, die dann die Kinder nach dem Krippenspiel erhalten. Im Gottesdienst sagt der Dekan, dass Jesus ein ganz besonderes Geschenk ist. Ganz nahe bei Gott seien die Engel und von diesem handelte denn auch das etwas Krippenspiel.

Im Himmel berichtet der Engel Gabriel dem Engel Raphael von dem besonderen Auftrag, den er von Gott erhalten hat und von der Geburt Christi in einem Stall in Bethlehem. Die Kinder waren begeistert dabei und erlebten so bildlich mit, wie das damals wohl gewesen sein mag, als der Engel Gabriel Maria die Botschaft überbrachte, dass sie ein Kind bekommen wird. Zu den jeweiligen Erzählungen zwischen Engel Gabriel, alias Diakon Thomas Prapolinat, und Engel Raphael (Sandra Kupfer) stellten die Kinder die jeweilige Szene dar. Danach gab es das „Weihnachtslicht“ von der Krippe, dass die Kinder mit nach Hause nehmen durften.

15.30 Uhr: Als Dekan Andreas Krefft seine Kirche betrifft, strahlt er, denn groß war die Anzahl der Gottesdienstbesucher zur Christmette. Sogar Stühle musste man noch herbeischaffen. Viele Bekannte sah er unter den Gläubigen. „Ich bin der glücklichste Pfarrer Deutschlands,“ sagte er denn auch bei der Begrüßung. Organist Matthias Braun wurde diesmal von Hanna Bardutzki (Heustreu) auf der Trompete unterstützt und beide brachten ganz besondere Weihnachtsstimmung in die Kirche. Immer wieder musste der Dekan nach dem Gottesdienst Hände schütteln, freute sich über Weihnachtswünsche seiner ehemaligen Ministranten, bekam von Paaren, die er getraut hatte, die Mitteilung, dass sie ein Kind erwarten oder sah Bekannte aus „seinen Walddörfern.“ Kein Wunder, dass er noch beim Abendessen im Pfarrhaus von diesen herzlichen Begegnungen schwärmte.

Traditionell hatte Andreas Krefft dort Bekannte und gute Freunde eingeladen. Diesmal eine ukrainische Familie und Regina Rinke. Beim Blick in die Runde erkannte man schnell, dass ein Stuhl frei blieb. Dekan Krefft: „Das ist so Tradition bei mir. Der Platz ist für jemanden reserviert, der vielleicht vorbeikommen könnte. Vor dem Essen gibt es Oblaten für jeden Gast. „Das ist ein polnischer Brauch aus meiner Familie,“ erklärt der Dekan am festlich gedeckten Tisch mit Weihnachtsbaum im Hintergrund. Jeder brach vom anderen ein Stück Oblate ab, ein Zeichen der Gemeinsamkeit. Eine Überraschung hatte dann Svetlana Pavlichuk parat, die auf der Geige das bekannte deutsche Weihnachtslied „Stille Nacht“, spielte. Verschiedene ukrainische Gerichte standen zur Auswahl. „Eigentlich sollten es nach althergebrachter Tradition zwölf sein,“ erklärte der Dekan. Ein bisschen weniger seien es an diesem Abend.

Immer wieder der Blick auf die Uhr, „denn ich habe ja noch eine Christmette in Hohenroth.“ Schmunzelnd fügt er an, dass „Andres Krefft dazu Kraft braucht.“ Das bedeutete für ihn eine Tasse Kaffee.  Im Gespräch berichtet er, dass er die Messfeiern, besonders an Hochfesten wie Weihnachten, keinesfalls Routine für ihn sind. In seiner Heimat in Polen habe er nach der Primiz die erste Christmette als Kaplan gefeiert, später war er in Hamburg. „Das war zeitraubend, denn wir hatten sehr viele Gemeinden zu betreuen.“ Damals wie heute wird schon Tage vor dem Fest die Predigt überlegt und vorbereitet und letztendlich auch die Liedauswahl getroffen. ´Vom Hirtenamt am ersten Weihnachtstag berichtet der Dekan und verweist auf das Lukasevangelium. Dort heißt es, dass die Engel, nachdem sie den Hirten die Botschaft von der Geburt Jesu überbracht hatten, wieder in den Himmel zurückkehrten. „Dann machten sich die Hirten auf den Weg, dabei mussten sie rund sechs Kilometer laufen,“ weiß der Dekan, der schon mehrmals in Bethlehem und an den Hirtenfeldern war. „Deswegen spricht man am ersten Weihnachtstag vom Hirtenamt,“ erfahren seine Gäste beim festlichen Abendessen.

Dabei kommt er unweigerlich auf seine Zeit in den „Walddörfern“ zu sprechen und vor allem auf die „lebendigen Krippenspiele“. Kommt bei all den Vorbereitungen und Gottesdiensten, bei Andreas Krefft überhaupt Weihnachtsstimmung auf?  Der Dekan schmunzelt als er antwortet: „Das gemeinsame Essen hier bei mir, die Besuche, die Begegnungen vor und nach den Gottesdiensten, das ist mein Weihnachten.“  Mittlerweile ist es kurz 19.20 Uhr und der Dekan verweist auf den dritten Gottesdienst in Hohenroth. Doch zuvor überraschte er seine Gäste mit Geschenken und guten Wünschen für ein gesegnetes Weihnachtsfest.

19.45 Uhr: In der Sakristei in Hohenroth wird der Pfarrer schon erwartet. Mit den beiden Lektorinnen und dem Organisten bespricht er die Lesungen und Liedauswahl. Die Ministranten erhalten ihre Instruktionen und schließlich zieht die Gruppe in das Gotteshaus ein. Dekan Andreas Krefft legt das Jesuskind in die Krippe vor den Altar und dankt der Musikkapelle und den Gottesdienstbesuchern. In seiner Predigt spricht er die Weihnachtsdarstellung in der Krippe an und erzählt vom Heiligen Franziskus, der vor 800 Jahren das erste Krippenspiel mit Darstellern initiierte. Franziskus soll damals gesagt haben, dass es nur Frieden unter den Menschen geben könne, wenn man „den Stallgeruch des anderen in der Nase hat.“ Das bedeute nichts anderes als den Mitmenschen zu verstehen und auf seine Gefühle zu achten.

Autor: Hanns Friedrich

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