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Predigt von Pfarrer Karl Feser zum 4. Sonntag im Jahr

Das moderne Weltraumabenteuer Star Wars, das schon über viele Jahrzehnte im Kino läuft,
dreht sich in verschiedensten Variationen immer um das gleiche Thema:
den Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen der hellen Seite und der dunklen Seite,
zwischen der hellen Macht und der dunklen Macht.
Es geht um ein Kräftemessen. Welche Seite wird gewinnen...
Im Evangelientext, den wir gehört haben, geht es auch um ein Kräftemessen:
Jesus, der Gesandte Gottes, setzt sich mit einem Unreinen Geist auseinander.
Doch gehen wir zunächst am Evangelientext entlang.
Jesus beginnt mit seiner Lehre in Kafarnaum. Im Neuen Testament lesen wir, dass diese Stadt der
Wohnsitz für den erwachsenen Jesus geworden ist.
Dort geht Jesus an einem Sabbat (das entspricht unserem Samstag), in die Synagoge (in das
jüdische Gebetshaus). Jesus beginnt Zuhause bei sich mit seiner Verkündigung, an der gewohnten
Stelle, denn es ist davon auszugehen, dass Jesus als frommer Jude jeden Sabbat hier anzutreffen
war, um zu beten und das Wort der Schrift zu hören. So beginnt er also seine Lehre inmitten seiner
Glaubensbrüder und -schwestern.
Im Synagogen-Gottesdienst wurde dabei aus den 5 Büchern Mose (Torah) und den prophetischen
Schriften vorgelesen, es gab eine Auslegung der Schriftlesung, Gebete, Psalm-Rezitationen.
Von Jesus wissen wir, dass er oft in Synagogen ging, aus dem AT vorlas und die Schrift auslegte.
Für die Leitung eines Synagogengottesdienstes ist nach orthodoxem jüdischem Verständnis kein
Rabbiner notwendig, sondern es müssen lediglich zehn religiös mündige Männer anwesend sein.
Jeder dieser Männer kann aus der Schrift vorlesen und auch die Auslegung übernehmen.
Daher ist es auch nichts Außergewöhnliches, dass Jesus aus der Schrift vorliest und dann
anschließend das Wort ergreift und die Menschen lehrt.
Und dennoch – an diesem Tag ist es wohl etwas besonderes wie Jesus lehrt.
Seine Schriftauslegung ist anders, als die Menschen in Kafarnaum es gewohnt sind:
Sein Wort trifft die Menschen mitten ins Herz; sie merken: er redet nicht über irgend etwas, sondern
er selbst steht dahinter – ja, er selbst ist die Botschaft.
Und hier kommt die Erklärung durch den Evangelisten Markus:
„Er lehrte sie wie einer, der göttliche Vollmacht hat.“
Markus spricht öfter von der Vollmacht Jesu, gerade im Zusammenhang mit Heilungen und
Dämonenaustreibungen. Es ist die Kraft, die nicht von ihm allein kommt, sondern von Gott.
Der unreine Geist im Mann in der Synagoge erkennt seinen Gegner und sagt:
„Ich weiß, wer du bist, der Heilige Gottes!“ -
Der unreine Geist wird unruhig, weil er die Macht Gottes spürt - eine Macht, vor der das Böse und
Unreine weichen muss.
Was sagt uns nun dieses Evangelium heute?
Wir können drei Botschaften in unserem Evangelientext finden:
Die erste Botschaft lautet:
In der Begegnung mit Jesus erfolgt Veränderung. Die Menschen waren von Jesu Lehre betroffen.
Einige jubeln ihm zu, andere sind erschrocken, es gibt sogar welche, die in Jesus einen Verführer
sehen und die seinen Tod fordern werden.
Sich von Jesu Lehre betreffen lassen heißt:
Es geht um mein Leben; es geht darum, mein Leben an seiner Lehre zu messen und auszurichten.
Es ist die Botschaft, die Jesus immer wieder ausspricht:
„Kehr um und glaube an das Evangelium!“
Die Botschaft Jesu verändert jene, die sich von ihr betreffen lassen: das erzählen die Heilungen, die
Wunderberichte. Das erzählten aber auch viele Begegnungen mit Jesus, Begegnungen, die zur
Nachfolge führen; Begegnungen, die einen radikalen Wechsel des Lebenswandels mit sich bringen.
Sich zu ändern - das ist wahrlich nicht immer leicht. Wir kennen es vielleicht von unseren
Vorsätzen, die wir dann doch nicht einhalten. Dabei ist Jesu Lehre eigentlich ganz einfach
zusammengefasst:
Liebe Gott - und liebe den Nächsten wie dich selbst.
Gott zu lieben sehen wir dabei vielleicht noch als einfachan; den Nächsten irgendwo in der weiten
Welt zu lieben oder in einer anderen Stadt zu lieben und eine Geldspende zu geben auch;
aber die Nächsten, mit denen ich den Alltag verbringe; an denen ich mich reibe?
Die Nächsten, deren Stärken und Schwächen ich kenne - sie zu lieben ist der große und schwere
Auftrag.
„Sich von Jesu Lehre betreffen lassen“ heißt dann:
Immer neu den Versuch zu starten, den Nächsten neben mir zu lieben.
Die zweite Botschaft hat mit dem Geist zu tun.
Da ist einmal der Geist Jesu, der Menschen begeistert und der von Gott ausgeht.
Da ist aber auch der Geist, der die Menschen antreibt – nennen wir ihn den Zeitgeist.
Und da gibt es den Ungeist, dazu zählen jene Geister, die uns in Angst versetzen, unser Leben
einengen und vergiften.
Die Bibel nennt solche Ungeister: „Dämonen“ – also etwas, was uns nicht loslässt; etwas, das uns
besetzt, das in uns Verwirrung stiftet, sodass wir nicht mehr klar denken können, etwas das unser
Leben beeinträchtigt und unsere guten Möglichkeiten niederhält.
Die Vollmacht Jesu ist es, falsche Zeit-Geister und Un-Geister zu entlarven.
Und sie in ihre Schranken zu weisen, so dass Menschen wieder aufatmen können und befreit
werden. Jesu Botschaft und seine Zuwendung wecken die Lebens-Geister der Menschen neu.
Wenn wir für andere beten und uns für andere einsetzen, setzen wir dem Ungeist des Egoismus den
Geist Jesu entgegen.
Wenn wir nach dem Willen Gottes fragen und nicht nur an unserem Willen festhängen, stellen wir
dem Ungeist der Macht den Geist der Vollmacht Jesu gegenüber.
Nicht umsonst gehört die Unterscheidung der Geister zu den wichtigsten Fähigkeiten für ein
christliches, für ein geistliches Leben:
Die Unterscheidung, welche Worte und welche Handlungen dem Leben dienen und welche ins
Unglück führen und letztlich tödlich sind.
Und schließlich ist gleich zu Beginn des Markusevangeliums auch deutlich:
Jesus ist einer, der Heilung bringt.
Dies ist vielleicht die Botschaft, die am meisten Mut machen kann. Jesu Lehre und sein Wirken
dienen dem Heil der Menschen. Das heutige Evangelium zeigt, dass es Jesus um Heil geht - und
zwar zuerst um das Seelenheil.
Man kann körperlich noch so gesund sein - wenn die Seele krank ist, wenn man mit sich selbst und
mit Gott im Unreinen ist, dann kann das schlimmer sein als wenn jemand im Krankenbett liegt, sich
aber dennoch von Gott getragen weiß.
Jesus möchte das ganzheitliche Heil des Menschen, er soll an Seele, Geist und Körper gesunden.
Und die Evangelien zeigen, dass Jesus bereit ist, alles für das Heil der Menschen zu geben; für die
Befreiung aus allen möglichen Zwängen, aus Sünde und Tod.
Deshalb ist Jesus mit dem Geist Gottes ausgestattet.
Und diesen Geist erkennen die Dämonen – und sie bezeugen, wer Jesus ist:
„Du bist der Heilige Gottes.“
Jesus, der Heilige Gottes – er ist der, der Heil bringt; der die Geister unterscheidet; der die
Menschen damals und uns heute herausfordert, das Leben zum Positiven hin zu ändern.
Motiviert durch eine innere Betroffenheit, weil es uns wirklich trifft – mitten ins Herz,
wenn wir uns mit Jesus und seiner Lehre auseinandersetzen.
Amen.

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