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Pfarrer Karl Feser und Pfarrvikar Paul Mutume zelebrierten am Weißen Sonntag den Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche. Der Weiße Sonntag zu Corona Zeiten sah die Geistlichen vor einer Kirche mit leeren Bänken. Lediglich die Lektorin und der Küster, sowie der Kameramann feierten die Messe mit.

Pfarrer Karl Feser erinnerte als Hauptzelebrant an die Kommunionkinder, die sich auf diesen Tag gefreut hatten, ihn aber aufgrund der Corona-Pandemie nicht feiern können. Seinen Angaben zufolge wird die Erstkommunionfeier noch in diesem Jahr nachgeholt. In seiner Predigt ging er auf das Evangelium des Sonntags ein, in dem von der Begegnung des Jüngers Thomas mit Jesus berichtet wird. Thomas hatte gesagt, dass er erst an die Auferstehung glaubt, wenn er seine Finger in die Wunden Jesu legen könnte. Die Predigt von Pfarrer Karl Feser wird hier veröffentlicht.

Der Gottesdienst wurde wieder aufgezeichnet und ist im Internet unter www.pfarreiengemeinschaft grabfeldbrüDiese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! zu sehen.

Autor: Hanns Friedrich

Predigt 2. Ostersonntag Jahr A  Ev: Joh 20, 19-31 nach Ideen von: Pater Hans Hütter, 2014

Im modernen Unterricht werden die Fragen nicht vom Lehrer gestellt. Der Lehrer erarbeitet zusammen mit den Kindern die Fragen. Wenn z.B. ein unbekannter Text gelesen wurde, so dürfen sich die Kinder Fragen überlegen: „Welche Fragen können wir stellen, die uns der Text beantwortet?“ Damit ist garantiert, dass die Kinder Fragen stellen, die sie auch interessieren und diese Fragen sind auch in einer altersgemäßen Sprache und in einem altersgemäßen Horizont gestellt. In meiner Kindheit und lange Zeit danach war es so, dass nur die Lehrer die Fragen gestellt haben. Diese haben einen dann mehr oder weniger interessiert. Fragen stellen, das ist etwas Wichtiges. Nur wer Fragen stellt, der kann sich Wissen einholen. Natürlich ist da manchmal auch die Angst, dass eine Frage als dumm abqualifiziert wird. Aber dumme Fragen gibt es eigentlich nicht. Jeder steht wo anders, jeder hat andere Erfahrungen, ein anderes Wissen. So stellt auch jeder andere Fragen.

Gerade auch im Studium, gerade auch wenn es um theologische Lehrmeinungen geht muss man Fragen stellen und es muss erlaubt sein auch zu hinterfragen. Nur so kann man der Wahrheit auf die Spur kommen. Früher war das natürlich auch nicht unbedingt gern gesehen. Einige hatten die Befürchtung, dass das Genau-wissen-wollen vom Glauben wegführen könnte. Mittlerweile haben höchste kirchliche Autoritäten klargestellt, dass Glaube und Wissenschaft einander nicht ausschließen. Papst Benedikt XVI. hat immer wieder betont, dass sich unser Glaube den kritischen Fragen der übrigen Wissenschaften stellen muss. Im Evangelium begegnet uns heute der Apostel Thomas, der ganz zu Unrecht den Spitznamen "der Ungläubige" bekommen hat. Es ist schon bezeichnend, dass er nicht dabei war, als Jesus den Jüngern am Ostertag zum ersten Mal erschienen ist. Offenbar ist er auch sonst eigene Wege gegangen. Er ist skeptisch und weiß darum, wie schnell Menschen bereit sind, von etwas überzeugt zu sein, allein weil es "alle" sagen.

Thomas will es aber nun genau wissen. Als Jesus ihm eine Woche später gegenübertritt und ihm anbietet, die Finger in seine Wunden zu legen und seine Hand in die offene Seitenwunde, geht er in die Knie und bekennt: "Mein Herr und mein Gott". Offen bleibt, ob er wirklich die Wunden berührt hat oder ob ihm nicht die Begegnung mit dem Auferstandenen genügt hat. In dieser Erzählung vom Apostel Thomas ist das Verhältnis von Wissen und Glauben bildhaft dargestellt. Es ist gut, wenn Menschen, die glauben wollen, kritische und heikle Fragen stellen, und wenn Fachleute diesen Fragen sorgfältig nachgehen. Das Fragen und das Beantworten von Glaubensfragen allein führt aber noch nicht zum Glauben, denn es gibt verschiedene Weisen des Glaubens. Wenn einer also nur den Katechismus auswendig lernt, hat er zwar ein großes Glaubenswissen, aber zum Glauben führt das nocht nicht. Glaube im existentiellen Sinn, Glaube, der mich selbst prägt und mein Leben prägt, der steckt in dem Satz: "Mein Herr und mein Gott!" Es ist nämlich das Bekenntnis zu einer Person, zu einer Person, der man vertrauensvoll folgen will. Dieser persönliche Akt erst ist der eigentliche Glaube. Denn hier geht es um eine persönliche Entscheidung für jemanden, in unserem Fall für Jesus oder eben auch für Gott. Das kritische Fragen und Suchen führt also an den Glauben heran, aber dann ist doch noch dieser letzte wichtige Akt entscheidend, dass ich mich im Glauben auf Gott als Person einlasse. Der Glaube in diesem Sinn, der mit Vertrauen zu tun hat: „Ich vertraue mich dem anderen an“. Das kann nicht bewiesen werden und entzieht sich der Logik der Wissenschaften. Auch die Liebe kann man nicht beweisen. Man lässt sich vertrauensvoll darauf ein und erst die Haltung des Gegenübers und das gegenseitige Vertrauen begründen die Liebe. Viele große und kleine Geister meinen nun der Glaube ist " ein für wahr Halten", der Glaube ist unumstößliche Wahrheit.

Es ist sicher spannend und lohnend, darüber nachzudenken, aber da gibt es immer wieder auch Menschen, die nicht nur "alles" wissen, sondern vor allem alles besser wissen. Mit ihnen ist schwer zu diskutieren. Natürlich geht es beim Glauben auch um Wahrheit, aber ehrlich gesagt, wer kann schon die ganze Wahrheit umfassen. Sind es nicht immer nur kleine Teilbereiche, die wir als Menschen überhaupt erfassen können? Wieviel an Wahrheit können wir denn wirklich einsehen? So ist die Aussage Jesu schon auch wichtig: "Selig, die nicht sehen und doch glauben" Gerade wenn vielleicht das ein oder andere an theologischen Themen und Einsichten als zu kompliziert und zu hoch erscheint, kommt es letztlich nicht darauf an alles zu wissen, sondern ganz dem Wort des Auferstandenen vertrauen zu können und dem, was uns Gott verheißen hat. Es kommt also darauf an, sich von der Glaubwürdigkeit des Jesus von Nazareth überzeugen zu lassen. Sich an das zu halten, was dieser Mensch gelebt, gesagt und ausgestrahlt hat. Und selbst wenn man von einigen Zeitgenossen ein wenig belächelt wird. Wenn wir selbst versuchen ein redliches und glaubwürdiges Leben zu führen, dürfen wir uns sicher sein, dass dies seine Wirkung zeigt. Denn wenn Menschen ein glaubwürdiges Leben führen, dann kommen mit einem Mal die anderen und fangen an Fragen zu stellen

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