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Die sogenannte „Stille Zeit“ des Advent prägte in den 1960er und 1970er Jahren noch die Stadt Königshofen. Vor allem der geschmückten Marktplatz, aber auch die Dekorationen in den Schaufenstern trugen dazu bei. Die Kinder drückten sich die Nase an den Spielzeuggeschäften, Schlimbach, Firnschild oder bei Wilhelm am Marktplatz platt. So manches Kind notierte zu Hause seinen „Wunschzettel an das Christkind.“

Am Spielzeugladen Schlimbach wurde in dieser Zeit auch einmal die seitliche Haustüre durch eine Türe mit einem großen Glasfenster ausgetauscht. Dort konnte man dann nicht nur das verschiedenste Spielzeug von Puppenwagen oder Puppenstuben bis hin zu größeren und kleineren Spielzeugautos oder Tretfahrzeuge bewundern, sondern auch verschiedene Krippenhäuser und Krippendarstellungen. Vor allem in den Abendstunden waren diese Spaziergänge zu den beleuchteten Fenster beliebt.

Viel Handarbeit war bereits ab Ende November bei den Stadtarbeitern gefragt. Dort band man für die Adventszeit aus zahlreichen Tannenwedeln Girlanden. Diese wurden zum ersten Advent rund um den Marktplatz aufgehängt. Auf den Pfosten sah man teils silberne Sterne. In den darauffolgenden Jahren wurden diese Girlanden in den Abendstunden beleuchtet und tauchten den Marktplatz in ein besonderes Licht, denn auch die Straßenlampen waren nicht mit den heutigen vergleichbar. Der Christbaum am Marktplatz wurde übrigens erst kurz vor Heilig Abend aufgestellt.

Zur Adventszeit gehörten die täglichen Rorate Gottesdienste, in der noch nicht beheizten Stadtpfarrkirche. Da kam es schon vor, dass die Wände glitzerten oder die Weihwasserkesse eingefroren waren. Selbst in den Schulen war die „stille Zeit“ eingekehrt. In manchen Klassenzimmer war ein Fenster mit adventlichen Motiven verziert. Auf den Schulbänken standen Kerzen mit einem Tannenzweig. Beim morgendlichen Gebet und einer anschließenden besinnlichen Geschichte, wurden diese entzündet, bevor der Unterricht begann.

An Heilig Abend war es kurz vor der Christmette in Königshofen üblich, dass die Marienglocke der Stadtpfarrkirche läutete und von dort das bekannte Lied „Stille Nacht“ zu hören war. Danach gings in die Kirche, die mit Christbäumen am Altar und einer großen Girlande im Chorraum geschmückt war. In der Mitte der beleuchte Davidstern“ mit der Darstellung einer Krippe aus Buntpapier gestaltet. Die Kirchenkrippe war im hinteren Bereich, neben dem Aufgang zur Doppelwendeltreppe aufgebaut. Festlich waren die Weihnachtstage auch in den Familien. Unter dem Christbaum lagen einfache Geschenke, wie ein Buch, etwas zum Anziehen oder ein lange gewünschtes Kindertelefon.

Autor: Hanns Friedrich

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