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Für mehr als eine Woche schweigen einige  Glocken der Stadtpfarrkirche Bad Königshofen. Der Grund sind längst fällige Arbeiten. Dazu gehören unter anderem das Auswechseln eines Glockenjochs und vor allem der Ersatz der Klöppel, die oft schon einige Jahrzehnte ihren Dienst tun.

Zwei Glocken sind noch läutefähig und rufen zu den Gottesdiensten. Auch der Stundenschlag ist wieder eingerichtet. Gerhard Hauseder und Gerald Regner, Monteure der Glockengießerei Perner aus Passau waren deshalb am Kirchturm, um die alten Klöppel aus den Glocken zu entfernen. Eine nicht ganz leichte Aufgabe, denn so ein Glockenklöppel wiegt bei der kleinsten Glocke im Turm der Stadtpfarrkirche rund 30 Kilogramm, der größte Klöppel in der Marienglocke bringt fast das doppelte an ´Gewicht auf die Waage. Bei vier von sechs Glocken wird ein neuer Klöppel eingebaut, zwei weitere müssen in der Werkstatt in Passau überholt werden, sagt Gerhard Hauseder, Glockenmonteur der Glockengießerei Perner.

 Hingewiesen hat er auf die Halterung der Klöppel mit starken Lederbändern. „Leder ist beweglich und damit das beste Material für solche Klöppel, da es recht langlebig ist.“ Notwendig wird weiterhin der Einbau von neuen Motoren und eine Glocke bekommt ein neues Joch. Der Vorteil solcher Holzjoche liegt neben der in der Regel längeren Haltbarkeit gegenüber einem Stahljoch vor allem in den, den Glockenklang positiv unterstützenden Eigenschaften. Bei einem Joch aus Holz kann sich die Klangfülle der Glocke besser entfalten. Oftmals sei es auch so, dass sich an den Stahljochen die Nieten und Verschraubungen lockern, was wiederum eine Gefahr darstellt. In vielen Kirchen werden  mittlerweile die Stahljoche durch Joche aus Eiche oder Lärche ersetzt. Allerdings darf nur gut abgetrocknetes Holz verwendet werden, weil sich sonst Verformungen und Risse bei der Nachtrocknung einstellen könnten. Das erfordert in der Regel nach Einbau eines neuen Holzjoches mindestens im ersten Jahr eine regelmäßige Kontrolle des Joches sowie ein Nachspannen der Verbindungen.

Gibt es die Möglichkeit ein historisches Holzjoch wieder zu verwenden, so geschieht dies vor einer Neuanfertigung, sagen die Experten. In vielen Fällen handelt es sich bereits um ein denkmalwertes Joch, das über die Jahrhunderte vollständig durchgetrocknet ist, so wie eben bei vielen Holzjochen in der Stadtpfarrkirche. Ein neues Glockenjoch sollte möglichst aus Vollholz bestehen, allerdings ist es  auch möglich, das Glockenjoch aus Leimbindern herzustellen. Hierzu werden einzelne Holzbohlen in mehreren Schichten aufeinander geleimt und verpresst. Experten sprechen bei Holzjochen auch von einem Kopfholz, das zusätzlich auf das Joch aufgesetzt ist. Dieses Kopfholz stellt ein Obergewicht dar, womit der Läuterhythmus aber auch die Anschlagszahl des Klöppels beeinflusst werden. So wird durch ein schweres Kopfholz die Anschlagszahl gesenkt, um einen langsameren Läuterhythmus zu erhalten.

Ganz anders war das bei den Stahljochen, wo man entsprechende Gewichte auf den Stahlträger setzt, um eine Beschwerung zu erreichen. Ein weiterer Vorteil von Holzjochen: Diese haben eine Haltbarkeit zwischen 300 und 400 Jahren, erklärt Gerald Regner. Wenn alles gut läuft, dann läuten in der nächsten Woche wieder drei der sechs Glocken in Bad Königshofen.  Das sind die, die neue Klöppel erhalten, die bereits in der unteren Turmstube liegen. Die Firma Perner aus Passau ist seit vielen Jahren für die Glocken in der Stadtpfarrkirche verantwortlich. Aus der Glockengießerei stammt die Michaels- und die Paulsglocke, die dort in den 1950er und1980er Jahren gegossen wurden.

Der Kirchenverwaltung liegt mittlerweile ein Angebot für die Sanierungskosten in Höhe von rund 16.000 Euro vor. Bad Königshofens Pfarrer Pater Joe sagt dazu, dass Zuschüsse von der Diözese aufgrund des derzeitigen Baumoratoriums nicht zu erwarten sind, so dass die Katholische Kirchenstiftung Bad Königshofen allein die Finanzierung tragen muss. ´“Wir sind daher weitgehend auf uns alleine gestellt.“ Weil auch die Finanzmittel der Kirchenstiftung äußerst begrenzt sich und für all die anstehenden Maßnahmen nicht ausreichen, sind „großherzige Spenden“  notwendig. Eingerichtet wurden Spendenkontos bei der  VR-Bank Main-Rhön Konto DE22 7906 9165 0007 1082 65 und der Sparkasse Bad Königsofen DE31 7935 3090 0000 3051 02

Die Geschichte der Glocken am Turm der Stadtpfarrkirche Maria Himmelfahrt, zeigt, wie historisch wertvoll sie sind. Die Inschriften auf den Glocken erzählen Geschichten und erinnern an gute und schlechte Zeiten.  Die am höchsten Punkt des Bad Königshofener Kirchturms hängende Glocke ist die in der Laterne des Kirchturms in mehr als 65 Metern Höhe. Diese Glocke wird „Feuerglocke“ genannt. Mit ihr wurden im Mittelalter über  ein Seil, das bis ins 1. Stockwerk des Turmes reichte Brände innerhalb der Stadt angezeigt. Die Innschrift der Glocke lautet: Anno 1729  Soli Deo Gloria "Gott allein sei die Ehre."

Im obersten Stockwerk läutet die "Marienglocke". Sie schlägt die Anzahl der Stunden und wurde 1740 gegossen. Eine weitere Inschrift lautet: Mein Klang erschallt zu Gottes Ehr – beruft das Volk zu Christi Lehr – Verjagt wird Wetter Sturm und Wind – erschreckt das Höllisch Zauber Gsind – weckt auf zur Hülff in Brand und Krieg – Verkündigt Fried und große Sieg – Unser Mutter Mariam ruft er um Schutz und Beystand an. Ein Stockwerkt tiefer hängen fünf weitere Glocken. Dazu gehört die Totenglocke, die bei Beerdigungen geläutet wird oder um  anzuzeigen, dass jemand gestorben ist. Dort ist zu lesen: In Wirtzburg gegossen 1654. Sie ist damit die älteste Glocke im Geläute der Stadtpfarrkirche. Zwei weitere Glocken sind darunter angebracht. Dazu gehört die sogenannte Ipthäuser Glocke, die immer dann geläutet wurde, wenn in Ipthausen Gottesdienst war.

Im vorderen Läuteboden befindet sich die Michaels-Glocken, sie wurde 1960 ins Geläut der Stadtpfarrkirche aufgenommen. Ihr gegenüber hängt die Pauls Glocke. Diese wurde 1981 von der Pfarrgemeinde zum 40-Jährigen Priesterjubiläum des damaligen Stadtpfarrer Franz-Paul Geis gespendet. Wer zum Bad Königshofener Kirchturm kommt, findet dort eine weitere Glocke auf einem Podest. Diese wurde 1981 durch die Paulsglocke ersetzt, da sie nicht mehr zu reparieren war. Sie ist die älteste Glocke, wurde 1450 gegossen und ist 570 Jahre alt. Nach ihrer Abnahme vom Turm wurde sie in der Kirche als "Wandlungsglocke" genutzt, bevor sie dann auf den Turmvorplatz gestellt wurde. Dort allerdings sollte sie nicht stehen bleiben. Darauf verweist das Landesamt für Denkmalpflege. Ob sie wieder in die Kirche kommt und hier genutzt wird, muss sich zeigen.

Autor: Hanns Friedrich

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