Gesänge, Gebeten und passenden Texte, die das Geschehen zwischen Abendmahl, Ölberg und Kreuzestod Jesu zum Inhalt hatten, machten die ökumenische Gethsemanenacht wieder zu einer besonderen "Nacht des Gedenkens" an das Geschehen von vor mehr als 2.000 Jahren.Zeichen der christlichen Kirchen sind seit Jahrhundert, dass am Gründonnerstag die Glocken verstummen, die Altäre abgeräumt werden, der Tabernakel geöffnet und das Allerheiligste an einen anderen Ort verbracht wird. Betstunden folgen.
An sieben Stationen wurde am Gründonnerstag an die Nacht in Gethsemane, in der Jesus verraten wurde und sein Leidensweg bis zu Kreuzestod begann, erinnert. Der historische Keller des Juliusspital strahlte an diesem Abend durch einen einfach aber doch festlich gedeckten Tisch eine besonders Atmosphäre aus. Gebrochenes Brot, Wein und Wasser, Rosen und Kerzen standen dort. Pastoralassistent Johannes Krebs sagte, dass solche Agapefeiern in der Kirche seit Urzeiten ein wichtiger und selbstverständlicher Teil des Gemeindelebens waren. Das wolle man an diesem Abend wieder entdecken und "Liebesmahl als Zeichen der Gemeinschaft mit den Bedürftigen unserer Zeit halten." Ein Gebet von Pfarrer Lutz Mertten und weitere Gedanken stimmten auf den Abend ein.
Pfarrer Lutz Mertten sagte danach am Eingang des Juliusspitals, dass es keine Nacht der großen Worte, sondern eher eine Nacht des Schweigens und der Stille ist. Immer wieder standen Bibelstellen im Mittelpunkt, die zum Nachdenken anregten und an die "Nacht des Verrats" erinnerten. So auch am Beichtstuhl in der Stadtpfarrkirche oder an der Ölberggruppe außerhalb der Kirche. Hier ging es um die Bibelstelle, in der der Evangelist Markus das Geschehen erzählt: "Sie kamen zu einem Grundstück, das Gethsemane heißt, und er sagte zu seinen Jüngern: Setzt euch und wartet hier, während ich bete. Während Jesus in seiner Angst betete, schliefen die Jünger allerdings. Wie muss sich Jesus gefühlt haben? Allein, Verlassen, Ausgegrenzt, enttäuscht?" Fragen, die die Teilnehmer still werden ließen. Dazu passend das Lied: "Bleibet hier und wachet mit mir...."
Um den Verrat ging es bei der Station am zweiten Beichtstuhl in der Kirche. Erinnert wurde dort an den modernen Judas, der den Mund weit aufmacht, um den Lärm der Zeit noch zu übertönen, um seine eigenen Wünsche, Vorteile, Pläne durchzusetzen um jeden Preis. Wie an jeder Station, auch vor der Sakristei eine weitere Laterne, deren Licht, wie die anderen zuvor, am Ende gelöscht wurde. An die Verurteilung Jesu erinnerte man hier aber auch, bezogen auf die heutige Zeit an Geschwätz und Tratsch, an falsche Aussagen und üble Nachrede. Die Verleugnung Jesu stand an der Glocke am Turmaufgang im Mittelpunkt, die Urteilsverkündung war Thema am Hochaltar.
"Alle haben Jesus verlassen damals - und heute?" Zum Zeichen dafür wurden die Kerzen der Teilnehmer gelöscht. Nur noch die Osterkerze brannte. An ihr entzündeten die Teilnehmer wiederum ihre Kerzen im Wissen, dass Gottes Licht auch in der größten Dunkelheit des Lebens nicht verlischt. Mit dem Segen verabschiedeten Pfarrer Lutz Mertten und Pastoralassistent Johannes Krebs die Teilnehmer, die eine besondere Einstimmung auf die letzten Kartage damit erhalten hatten.
Autor: Hanns Friedrich