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Ökumene wird in Bad Königshofen seit vielen Jahren groß geschrieben. So gehört es schon dazu, dass auch Kinder der evangelischen Kirchengemeinde die Sternsinger unterstützen und hier als Sternträger, Kaspar, Melchior oder Balthasar unterwegs sind. In diesem Jahr wurde dies noch aufgewertet, wie Pfarrer Karl Feser am gestrigen Dreikönigstag in der Stadtpfarrkirche sagte: "Unsere Sternsinger sind nicht nur ökumenisch sondern auch international aufgestellt." Mit dabei ist nämlich Mohamed (14), ein Konfirmand, der in diesem Jahr sich das Mitwirken bei den Sternsingern als "Projekt" im Konfirmandenunterricht ausgewählt hat.

Vor sechs Jahren war er mit seiner Familie aus Afghanistan geflohen und kam vor zwei Jahren nach Bad Königshofen. Hier ist er im Melanchthonheim, nahe der evangelischen Kirche, untergebracht. Die Familie wechselte zum christlichen Glauben und ließ sich in der evangelischen Kirche taufen. Nun besucht Mohamed den Konfirmandenunterricht. "Dort ist es üblich, dass man sich ein Projekt aussucht," erklärter Pfarrerin Tina Merten gegenüber unserer Zeitung. Mohamed habe sich entschlossen einmal bei den Sternsingern dabei zu sein. Der Jugendliche, der sehr gut deutsch spricht ist als Kaspar mit der Gruppe der evangelischen Kinder unterwegs. Bei ihm sind noch Fanny und Korbinian Mertten. "Ich mache das gerne und freue mich darauf heute dabei zu sein," sagt Mohamed.

Ihm merkt man es sofort an, dass er das ganz ehrlich meint. Pfarrerin Tina Mertten sagte ihm, dass er wohl derjenige unter den "Königsdarstellern" ist, der am Nähesten aus dem Land kommt, aus dem die drei Weisen einst nach Bethlehem kamen. Der 14-Jährige stammt aus Kandahar, südlich von Kabul. Kandahar ist die zweitgrößte Stadt Afghanistans. Während er das erste Mal dabei ist, ist es für Korbinian das vierte und für Fanny das dritte Mal, dass sie als Sternsinger unterwegs sind. Früh aufstehen hieß es für die 36 Jungen und Mädchen, die am gestrigen Dreikönigstag in neun Gruppen im Stadtgebiet von Bad Königshofen unterwegs waren. Bereits um 7 Uhr trudelten die ersten im Pfarrgemeindehaus und Jugendheim am Kirchplatz ein. Hier wurden sie entsprechend geschminkt, bekamen ihre Gewänder, die Krone oder auch den Stern oder die mit Goldpapier überzogene "Geldtruhe". Im Pfarrgemeindehaus gab es Tee zum Aufwärmen, dazu letzte Informationen, bevor Pfarrer Karl Feser die Kinder dann in die Kirche geleitete.

Die musikalische Gestaltung hatte hier der Chor "After eight" unter der Leitung von Monika Hüllmandel übernommen. Pfarrer Karl Feser sagte in seiner Einführung, dass das Wort "Respekt" in diesem Jahr als Motto der Sternsingeraktion gewählt wurde. Zu sehen sind auf dem Plakat Kinder aus Bolivien. Es ist das Land, in das in diesem Jahr die Spenden der Aktion fließen. Viele wüssten heute sicherlich wenig mit dem Wort "Respekt" anzufangen, sagte der Pfarrer. Außerdem stelle sich für viele die Frage, was denn eine Respektsperson ist und ob dies nur für erwachsene Menschen gilt, also nicht für Kinder.

"Sind Kinder eine Respektsperson?" fragte Pfarrer Feser und beantwortete die Frage mit "warum nicht!" Bestes Beispiel dafür sei das Jesuskind in der Krippe. Die Weisen aus dem Morgenland seien von weit her angereist, um ihm Respekt zu zollen, ihm Geschenke zu bringen, ja sich vor dem Kind nieder zu knien. Sie hätten damit einem Baby ihren Respekt gezollt. Im übertragenen Sinne könne man damit auch heute sagen, dass Gott sich für die Menschen klein gemacht hat. Das so der Geistliche, sei der Hintergrund der diesjährigen Sternsingeraktion, die unter dem Thema "Respekt" steht.

Autor: Hanns Friedrich

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