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Mit einer großen Plakatwand am Rathaus erinnern Stadt Bad Königshofen, die Kirchengemeinden und der Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld e.V. an die Pogromnacht vor 80 Jahren. Diese ging auch nicht an der Synagoge vorbei. Zwar wurde sie nicht nieder gebrannt, aber man zerstörte die Inneneinrichtung und die Ritualien, darunter die Ritualien der jüdischen Gemeinde Sulzdorf an der Lederhecke, die hier deponiert waren. In den Tagen nach der Pogromnacht mussten jüdische Männer das gesamte Mobiliar, auch den Thoraschrein, zu Brennholz zerhacken.

 Während der Kriegszeit diente die Synagoge als Unterkunft für Kriegsgefangene. Im Jahr 1951 wurde sie von der israelitischen Gemeinde New York an einen Privatmann verkauft. Dieser brach das Gebäude ab und baute dort eine Tankstelle mit Werkstatt.  Mit Kerzen in den Fenstern soll am heutigen Freitag an die Pogromnacht erinnert werden.

Die Synagoge der israelitischen Gemeinde von Königshofen, die bis in die 1950er  Jahre in der Bambergerstraße, schräg gegenüber des Elisabethaspitals, stand, prägte das Stadtbild. Das ist auf historischen Bildern zu erkennen. Es war ein prächtiger Bau mit Säuleneingang und zwei Türmen. Architekt war der Königshofer Baumeister Valentin Trott, der auch den südlichen Eingang an der Stadtpfarrkirche in Königshofen gestaltete und die evangelischen Kirche baute. Während dieses Bauwerke heute noch existieren, ist die Synagoge nur noch auf Bildern oder im Gedächtnis derjenigen, die um diese Zeit gelebt haben. Als Erinnerung hat der Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld ein Modell von Siegfried Schwinn erstellen lassen.

Die Synagoge von Königshofen wurde in den Jahren 1903 bis 1904 gebaut und am 29. Juli 1904 mit einem großen Fest der ganzen Stadt eingeweiht. In historischen Unterlagen und Berichten der Heimatzeitung "Bote vom Grabfeld" ist nachzulesen, dass Bezirksrabbiner Dr. Kohn aus Burgpreppach die Einweihung übernommen hatte. Außerdem berichtete die Zeitschrift "Der Israelit. Dort heißt es: Der königliche Herr Bezirksamtmann, begleitet von zwei Gemeindeältesten, sowie die Vertreter der königlichen Behörden hatten sich vollzählig eingefunden und begleiteten den Festzug, ebenso die hochwürdige Geistlichkeit, die Stadtverwaltung mit Bürgermeister und Beigeordnete. Daran schlossen sich der Baumeister Valentin Trott und die beim Bau beschäftigt gewesenen Meister an.

Vor dem Portale richtete Herr Bezirks-Amtmann Thomas an die Festversammlung eine herzliche Ansprache, die bewies, wie sehr man seitens der königlichen Behörden die Bestrebungen der Israeliten Königshofens zu würdigen weiß. Er pries den Opfersinn der Kultusgemeinde, welche trotz der geringen ihr zur Verfügung stehenden Mittel ein Gotteshaus errichtete, das in gleicher Weise der Gemeinde und der Stadt zur Zierde gereiche. Er betonte das schöne Einvernehmen zwischen den Konfessionen in der Stadt und schloss mit einem "Hoch auf unserem vielgeliebten Prinzregenten, dem Hort des Friedens und der Humanität."

Herr Distrikts-Rabbiner Dr. Kohn hielt eine einstündige Weiherede. Er unterstrich die Bedeutung des Gotteshauses und wies darauf hin, dass die Gesetzestafeln, die innen angebracht seien und weithin sichtbar auch am Giebel der Synagoge ragen, mahnen sollen, das Leben im Gotteshaus mit dem Leben außerhalb desselben in Einklang zu bringen. Nicht Prunk und Reden könnten ein Gotteshaus weihen, sondern nur wahre Gottesfurcht. Die Synagoge in Königshofen wurde notwendig, weil die Anzahl der jüdischen Mitbürger in der Stadt stark angestiegen war. Anfang des 19. Jahrhunderts gab es lediglich einen Betsaal in einem der jüdischen Gemeinde gehörigen Haus in der Rathausstraße. Die Synagoge in Königshofen wurde 1929 grundlegend renoviert, wobei auch eine Gedenktafel für die im 1. Weltkrieg gefallenen jüdischen Soldaten angebracht wurde.

Autor: Hanns Friedrich

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