logo pg Grabfeldbrücke
Pfarrer Josef Treutlein beim Vortrag Fränkischer Marienweg: – Josef Treutlein, Pfarrer von St. Josef im Würzburger Stadtteil Grombühl ist der Initiator des Fränkischen Marienweges. Geboren und aufgewachsen ist der heute 62 Jährige in Königshofen und immer wieder kommt er gerne in seine Heimatstadt. So auch am Mittwoch, als er im Mehrgenerationenhaus St. Michael in Bad Königshofen den fränkischen Marienweg in Lichtbildern vorstellte, dabei aber auch Einblicke in sein Leben, seine Beweggründe und seine Liebe zur Muttergottes gab. Er erinnerte an seine Kindheit, als er als 12 Jähriger einen Bildstock in Ipthausen schmückte und an seine Primiz, wo er die Dankandacht in der Wallfahrtskirche hielt. Pfarrer Josef Treutlein, das war beim Vortrag immer wieder zu spüren ist ein glühender Marienverehrer. Fünfmal pro Jahr geht er mit Gruppen auf den Fränkischen Marienweg und wandert dann zwischen 11 und 25 Kilometer.

Wenn auch nur zwölf Zuhörerinnen und Zuhörer gekommen waren, tat das dem Vortrag keinen Abbruch und Josef Treutlein verglich die Zwölf  mit den Jüngern Jesu, die ebenfalls zwölf waren. Die fränkische Heimat, die Bodenständigkeit, die Bildstöcke und Marienbilder, die Kirchen und Kapellen, haben es dem Pfarrer angetan, aber auch Papst Johannes Paul II, der ebenfalls Maria sehr verehrte. Treutlein erinnerte an das Jahr 1999, als er schwerkrank war und der Arzt ihm sagte, daß es nun mit Wandern und Wallfahren vorbei sei. "Der Mensch denkt und Gott lenkt", sagte sich Josef Treutlein und tat das Gegenteil. An einem Baum entdeckte er das Zeichen der Muschel, das den Jakobusweg ausweist. "Warum denn in die Ferne schweifen, wenn wir selbst Wallfahrtsorte vor der Haustüre haben," sagte sich der Pfarrer und die Idee des Marienweges war geboren.

In dem damaligen Rhön-Grabfeld-Landrat Dr. Fritz Steigerwald fand er einen begeisterten Partner, der erreichte, daß sich der Idee alle fränkischen Landkreise anschlossen und damit die Ausweisung des Fränkischen Marienweges mit der Diözese Würzburg auf den Weg brachten. 2002 war der Weg ausgeschildert, fast 900 Kilometer lang und führt an 50 Gnadenorte. Ein Flyer, eine Landkarte, erste Wander- und Gebetsbücher kamen dazu. Von Maria Ehrenberg und Ipthausen bis zum Käppele in Würzburg und nach Schmerlenbach kann man den Weg gehen, der einem großen, ausgelegten Rosenkranz ähnelt. Josef Treutlein: "Jeder Wallfahrtsort ist ein Schatz, den es zu entdecken gilt." Die Perlen des Rosenkranzes verglich der Referent mit dem Leben Jesu, das man durch Franken pilgernd mitgehen kann. "Maria ist dabei die großartige Frau, die uns auf dem Lebensweg begleitet."

In seinem Lichtbildervortrag hatte Josef Treutlein einige Gnadenorte ausgewählt, teils bekannte, teils unbekannte und machte damit Lust diese zu besuchen. Die Zuhörer sahen Bilder von Hausmadonnen in Würzburg, von der Festung Marienberg und der Würzburger Marienkapelle, auf deren Turmspitze das goldglänzende Bild Mariens zu sehen ist. "Sie ist die Patronin Frankens und deshalb haben sich viele durch die Hausmadonnen Maria in die eigene Familie geholt." Die Bildstöcke auf dem Marienweg und im fränkischen Land, vorwiegend im Grabfeld, nannte Pfarrer Josef Treutlein besondere Glaubenszeichen. Es gebe natürlich  Menschen, die mit Maria nichts anfangen können. Etwas, das nicht zu verstehen ist, weil gerade Maria es ist, die sich auf Gott und seinen schöpferischen Geist eingelassen hat.

Der Vortrag führte unter anderem nach Hammelburg, Münnerstadt, Frickenhausen, Braidbach und nach Saal an der Saale auf den Findelberg. Maria Ehrenberg im Truppenübungsplatz Wildflecken zeigt die "wandernde Maria" und die hat es Josef Treutlein angetan. Immer wieder wußte der Referent Legenden zu erzählen. Zum Schmunzeln regte die Legende an, bei der ein Wolf einer Frau das Kind entriss und in den Wald flüchtete. Sie ging zum nahe gelegenen Wallfahrtsort und nahm dort der Muttergottes das Jesuskind aus dem Arm mit dem Hinweis: Das kriegst Du wieder, wenn du mir mein Kind zurückbringst." Kurz darauf brachte der Wolf das Kind fast unversehrt zurück und die Frau legte das Jesuskind wieder in die Arme der Marienstatue. Allerdings in den rechten Arm. Dort ist es noch heute zu sehen, obwohl Maria ihr Kind zuvor auf dem linken Arm trug.

Maria ist für Josef Treutlein auch ein Ökumenethema, das man nur entsprechend erklären müsse. "Die Einheit der Christen geht nicht ohne Maria." Die Jugendlichen und die Kirchenferne waren ein Thema beim Vortrag und hier ist sich der Grombühler Pfarrer sicher, daß man die Hoffnung nicht aufgeben sollte, "denn viele finden wieder zum Glauben zurück." Abschließend erinnerte er an den Stadtpfarrer Karl Merz, der zu seiner Jugendzeit in Königshofen war, ebenfalls ein glühender Marienverehrer. Am Tag vor seinem plötzlichen Tod am 19. Mai 1964, habe er bei der Maiandacht in Ipthausen zum Thema "Maria, bitte für uns, jetzt und in der Stunde unseres Todes" gepredigt. Eine Predigt, die dem damals 12-Jährigen Josef Treutlein "durch Mark und Bein ging." Die Wallfahrtskirche von Ipthausen und dort die Kopie der Kesslermadonna haben Josef Treutlein schon fasziniert und so ist es kein Wunder, daß er abschließend sagte: "Für mich ist das die ganz besondere fränkische Muttergottes auf dem Marienweg." Die prunkvolle Ausgestaltung der katholischen Kirchen, vor allem in der Barockzeit erklärte er so: "Unsere Kirchen müssen etwas vom Glanz des Himmels haben, der die Herzen der Menschen zum Brennen bringt."  Text: Hanns Friedrich

­