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Im Laufstall die ersten ökumenischen Berührungspunkte – Überaus gut besucht war der Diskussionsabend mit Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand, Karl-Peter Büttner, Vorsitzender des Diözesanrates, Pfarrer Karl Feser und Domkapitular Dr. Alfred Hoffmann aus Görlitz. Die Themen waren breit gefächert und reichten von der Frage, ob Wortgottesdienstleiter auch predigen dürfen über Kommunionspendung bei Wortgottesdiensten bis hin zur Ökumene und zum Rückgang der Kirchenbesucher.

Zum Thema Ökumene berichtete Dr. Karl Hillenbrand mit einer Schmunzette aus seinem Leben, daß er schon in der Kinderzeit damit befaßt war. "Ich war mit einem Kind evangelischen Glaubens im Laufstall und zwar immer dann, wenn dessen Vater bei uns  zu Hause einkaufte, da mein Vater ein Lebensmittelgeschäft hatte." Allerdings hatten dann Frauen aus dem Ort, die das mitbekamen, vier Wochen lang das Geschäft des Vaters boykottiert und dort nicht eingekauft, lachte der Generalvikar.

Zur Ökumene sagte er, daß 400 Jahre der Trennung aufgearbeitet werden müssen und das gehe nun mal nicht von heute auf morgen. Das Thema sollte gemeinsam angegangen werden und "es hat sich schon sehr viel getan."  Karl Peter Büttner meinte dazu, daß man oft einmal "einfach etwas machen sollte."  Wenn Bischöfe und Generalvikar erst gefragt werden und entscheiden müssen, sei vieles oft nicht machbar. "Einfach mal machen!" sagte der Vorsitzende des Diözesanrates. Pfarrerin Tina Mertten meinte, dazu, daß man dann in Bad Königshofen auf dem richtigen Weg sei, weil gerade hier viele Gemeinsamkeiten vorhanden sind. Ein Beispiel ist die gemeinsame Segnung des Osterfeuers am Marktplatz mit dem Entzünden der Osterkerzen. "Wir sollten uns im Rahmen der Spielregeln halten, dann gehen viele "No go's" doch. Die Frage der Ökumene müsse gemeinsam angegangen werden.

Was ökumenische Gottesdienste betrifft sagte Dr. Hillenbrand, daß hier besondere Ereignisse von überörtlicher Bedeutung eine Rolle spielen können. Dabei spiele aber auch die aktive ökumenische Arbeit mit. "Ich mag ehrliche Leute, die mir sagen, sie wollen eine Gottesdienst im Festzelt, weil man danach gleich zum Frühschoppen übergehen kann," schmunzelte der Generalvikar. Er verwies dabei aber immer wieder auf die Bedeutung der Gottesdienste im entsprechenden Rahmen. Wortgottesdienste, Kommunionspendung und Sonntagspflicht waren weitere Themen. Hierzu sagte der Generalvikar, daß schon der spätere Kardinal Döpfner von Wortgottesdiensten mit Kommunionspendung gesprochen hatte. Er verwies aber auch darauf, daß vor einigen Jahrzehnten die Kommunionspendung separat vorgenommen wurde. Kommunionspende und Gottesdienst waren zu meiner Jugendzeit noch getrennt. Fernsehgottesdienste seien für ältere Menschen natürlich auch eine Möglichkeit Gottesdienst mit zu feiern. Wichtig, daß sie nicht nur die Zeremonie am Fernseher mitverfolgen sondern auch mitbeten und im Innern dabei sind. Der Generalvikar verwies dabei auf frühere kirchliche Bestimmungen, wonach Krankheit, die Beaufsichtigung kleiner Kinder und das Alter von der Sonntagspflicht entbanden.

Wichtig sei es den älteren Menschen zu sagen, daß sie die Krankenkommunion bekommen können. Viele würden sich nicht trauen, fügte Pfarrer Feser an. Der Grund, so Petronella Ebner aus Saal sei wohl, daß viele meinen, "wenn der Pfarrer kommt, liegt jemand im sterben." Die teils schlechte Aussprache ausländischer Priester kam zur Diskussion, vor allem was die Predigt betrifft. Hier sollte sich die Kirche überlegen, doch auch einmal theologisch-ausgebildeten Laien predigen zu lassen. Der Generalvikar verwies auf die Neufassung des Kirchenrechts von 1983 und schlug vor, sich, wie der Diakon beim Evangelium, sich den Segen des Pfarrers vor der Predigt geben zu lassen und damit letztendlich die Beauftragung zur Predigt. Das sei ein vertretbares Modell. "Aber es geht nur miteinander."

Das Problem des Rückgangs der Kirchenbesucher und fehlende Eucharistiefeiern wurden angesprochen. Das schlage sich letztendlich auch auf den Klingelbeutel über. "Wenn Wortgottesfeiern sind und nur Mesner, Wortgottesleiter und Ministranten in der Kirche sind ansonsten wenig Leute, sollte das eine Überlegung wert sein, wie man dagegen angeht," sagte Matthias Jeger, Mesner aus Eyershausen. Der Generalvikar nannte Fahrgemeinschaften verwies aber auch auf die Tradition der Wallfahrten. "Früher ging es von einem Ort zum anderen und man feierte Gottesdienst, warum soll das heute nicht mehr gehen?" Er selbst erkenne die Not der Gläubigen Not und die Sehnsucht die Kommunion empfangen zu dürfen. Aber man könne nicht 30 Jahre eine Entwicklung fördern und sie dann spontan abbrechen.

Er nannte die Nachkonzilzeit aber auch das Stundengebet, das eigentlich ein Gebet der Gemeinde nicht nur der Priester ist.. "Wir müssen mit Augenmaß Lösungen finden," fügte Diözesanratsvorsitzender Büttner an, "denn "Kirche sind wir alle."  Frauen in der Kirche, war ein weiteres Thema, das Pastoralreferentin Regina Werner ansprach. Ein Thema, das nach wie vor ein "heißes Eisen" ist. " In der Diözese Würzburg besetzte man mittlerweile schon Leitungspositionen, zum Beispiel im Bereich der Kirchensteuer, mit Frauen. Zum Thema selbst sagte Dr. Hillenbrand. "Alles braucht seine Zeit."  Angesprochen auf den Priestermangel wußte Dr. Hillenbrand, daß in den 1930 er Jahren die Neupriester noch auf eine Kaplanstelle warten mußten. Eine Familie hatte damals bis zu fünf Kinder und meist wurde eines der Kinder Priester. Das Zölibat nannte der Generalvikar ein "zweischneidiges Schwert". Heute stehe der Pfarrer einer Gemeinde nicht mehr wie früher, fast unantastbar, auf einem Potest. Die großen Pfarreiengemeinschaften und fehlenden Priester wiederum führen oft zur Einsamkeit. "Der Priesterberuf ist unattraktiv geworden." Anliegen der Diözese ist es, die Berufung zum Priester zu fördern.

Pfarrer Karl Feser wußte, daß es in der Diözese 34 ehemalige Priester gibt, die heute verheiratet sind. Sie alle würden gerne wieder den Priesterberuf aufnehmen, allerdings auch verheiratet bleiben. Auch hier braucht es noch Zeit, sagte Dr. Hillenbrand und nannte die Ehelosigkeit des Priesters das "Bindungsnetz der Liebe Gottes" Aufgaben eines Pfarrers sollte man "entrümpeln", hieß es in der Versammlung und dem Pfarrer wieder Zeit für die Seelsorge geben. "Warum stellt man nicht einen Geschäftsführer ein." Auch hier sagte der Generalvikar, daß dies durchaus möglich wäre, zum Beispiel jemanden aus der Kirchenverwaltung Aufgaben zu übertragen. Allerdings muß hier auch der Pfarrer mitspielen. Heute sei der Pfarrer nichts anderes als Manager einer Firma. Mehr als zwei Stunden lang diskutierten die Interessierten mit den Teilnehmern des Podiums. Das sei Zeichen dafür, daß das Angebot der Pfarrei Maria Himmelfahrt angebracht war, sagte Pfarrgemeinderatsvorsitzende Andrea Friedrich-Rückert abschließend und überreichte "Königshöfer Pflastersteine" und ein Buch "Bildschönes Bad Königshofen" an Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand, Diözesanratsvorsitzenden Karl-Peter Büttner und Domkapitular Dr. Alfred Hoffmann. Text: Hanns Friedrich

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