Wenn in den vergangenen Jahren an die 40 Sternsinger, als Dreikönige, in die Stadtpfarrkirche Bad Königshofen einzogen, war dies ein ganz besonderes Bild. Vor allem die Pfarrergruppe mit Pfarrer Karl Feser als Balthasar, dem evangelischen Pfarrer Lutz Mertten als Melchior, Pfarrvikar Paul Mutume als Kaspar und Sternträgerin Pfarrerin Tina Mertten, zog die Blicke auf sich. Trotz Corona ließen es sich die Mädchen und Jungs in den katholischen Kirchengemeinden in diesem Jahr nicht nehmen und übernahmen bei den Gottesdiensten, so auch in Bad Königshofen, den Dienst am Altar, natürlich in den Gewändern der drei Könige.
So zog Pfarrer Karl Feser bereits bei der Vorabendmesse mit den Dreikönigen und dem Sternträger in die Stadtpfarrkirche ein, natürlich mit Maske und entsprechendem Abstand. Am Ende der Meßfeier sagten die Könige, Kaspar, Melchior und Balthasar ebenso ihren Spruch auf, wie auch der Sternträger, der um eine Spende für die diesjährige Sternsingeraktion bat. Pfarrer Karl Feser segnete im Anschluss die vorbereitete Tütchen mit einem Gebet, einem Räucherkegel und dem Aufkleber für die Haustüre mit 20 C+M+B 21 – Gott segne dieses Haus (wir berichteten).
Der Geistliche hatte in seiner Ansprache auf die Sternsingeraktion verwiesen, die in diesem Jahr ganz auf die Not und Armut in der Ukraine ausgerichtet ist. Dort reiche das Geld oft nicht zum Lebensunterhalt, so dass die Eltern oftmals in anderen Ländern ein Zubrot verdienen müssten. Dann seien die Kinder in der Obhut der Großeltern oder alleine. Die Sternsingeraktion solle diesen Kindern zeigen, dass viele Menschen in der Welt an sie denken und sie nicht alleine sind. Außerdem komme das gespendete Geld denjenigen Familien zugute, die dies dringend benötigen. Er bat deshalb um eine Spende der Gläubigen. Sein Dank galt der Oberministrantin und ihrer Familie, die die Tütchen gepackt hatte.
Sternträger und Könige waren am Dreikönigstag noch einmal beim Familiengottesdienst in der Stadtpfarrkirche gefragt, den Gemeindereferent Sebastian Krines hielt. Er verwies eingangs darauf, dass man trotz Corona viele neue Wege gefunden habe. Der Stern, dem die heiligen Dreikönige gefolgt sind, habe auch heute noch Bedeutung. In seiner etwas anderen Ansprache gab Sebastian Krines eine „Anleitung“, wie man sie von gekauften Möbeln zum Aufbau kennt. So nannte er unter anderem den Räucherkegel, der besondere weihnachtliche Stimmung erzeuge. Der Räucherkegel solle aber auch daran erinnern, dass jeder Mensch wertvoll für Gott ist. Der aufsteigende Rauch zeige die Verbindung zu Gott, dem man auch seine Sorgen anvertrauen könne.
Autor: Hanns Friedrich
Predigttext Pfarrer Karl Feser
Predigt Erscheinung des Herrn 2021
Als die Hirten sich aufmachen, den Messias zu suchen, was finden sie da? Als die Sterndeuter sich aufmachen, einen neuen König zu suchen, was finden sie da?
Ein Kind in der Krippe! Gott steigt herab aus seiner Herrlichkeit in die Ohnmacht menschlichen Lebens. Er nimmt eine neue Perspektive ein. Er, der Große, wird klein. Liefert sich aus.
Bei uns ist es ja oft umgekehrt, wir wollen groß sein, stark sein. Als Jesus später als Wanderprediger umherzog, gab es Streit unter seinen Jüngern, jeder wollte der Größte sein.
Was tut Jesus? Er stellt ein Kind in die Mitte Und da sind wir beim Biblischen Leitwort der Sternsingeraktion des Jahres 2021. Dieses Leitwort heißt: Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder (Mt 18, 1-5). Und wir lesen bei Mt: In jener Stunde kamen die Jünger zu Jesus und fragten: Wer ist denn im Himmelreich der Größte? Da rief er ein Kind herbei, stellte es in ihre Mitte und
sagte: Amen, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich hineinkommen. Wer sich so klein
macht wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte. Und wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf.
Wer ist im Himmelreich der Größte? Diese Frage der Jünger ist überhaupt nicht ungewöhnlich. Die Jünger Jesu sind völlig begeistert von dem, was Jesus ihnen verkündigt.
Sie wollen sich gegenseitig übertreffen, jeder will es besser machen. Und natürlich wollen sie wissen:Was muss ich tun, um der Beste zu sein? Wer von uns bekommt im Himmelreich die besten Plätze? Wer ist der Beste und der Größte? Das sind Gedanken, die jeder von uns kennt. Wir messen uns ständig mit anderen. Im Sport geht es darum, der Schnellste, der Beste, der Stärkste zu sein. In der Schule will jeder gute Noten erreichen – oder zumindest ein bisschen besser sein als ein anderer. Am Arbeitsplatz versucht man besser zu sein um Vorteile für sich zu erlangen, wennes um den Berufsaufstieg geht. Auch viele Fernsehsendungen leben davon, dass sich Menschen gerne miteinander messen: Wer kocht am Besten? Wer kassiert das meiste Geld, weil er mehr weiß als andere.Wer kann besser singen? Wer kann mit ungewöhnlichen Fähigkeiten andere ausstechen?
Jesus gibt seinen Jüngern nun aber eine ziemlich verblüffende Antwort. Er sagt: Wer der Größte sein will, muss sich ganz klein machen. Und er sagt zu den erwachsenen Männern und Frauen in seinem Kreis: Wenn ihr nicht werdet wie ein Kind, dann könnt ihr nicht ins Himmelreich kommen. Jesus stellt alles auf den Kopf! Erwachsene sollen wie Kinder werden? Das ist ja mal eine Ansage.Wie ist das zu verstehen? Kindsein – Kleinsein, das ist die andere Perspektive zu Erwachsensein – Großsein. Groß sein bedeutet: Ich bestimme alles. Ich kann alles. Ich bin unabhängig. Ich bin ein freier Mensch. Ich kann tun und lassen was ich will. Wenn Jesus ein Kind in die Mitte stellt, dann will er damit sagen:Vertraue, dass du nicht alles allein können musst.Erinnere dich daran, dass du nie alles allein meistern kannst.Glaube, dass du geliebt bist.Denk daran, dass du noch viel lernen musst.Freu dich daran, die Welt zu entdecken.Sei auch mal unbekümmert und lache, sooft du kannst.Rede über deine Wünsche und Bedürfnisse.Vergiss nie die Freude am Spielen.Glaube daran, dass der Glaube Berge versetzen kann.
"Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.“ Dieser Satz, den Jesus über die Kinder formuliert beginnt etwas eigenartig: „Wenn ihr nicht umkehrt …“ Was meint Jesus damit? Erwachsene können ja nicht wirklich wieder Kinder werden. Aber umkehren können wir immer. Umkehren in dem Sinn, dass wir die Verhältnisse
umkehren. Dass wir tatsächlich, so wie Jesus, die Dinge auf den Kopf stellen. Der Kleinste ist in Wahrheit der Größte. Wir Erwachsenen sollen uns erinnern, dass wir vor Gott klein sind wie Kinder. Vor Gott dürfen wir klein sein. Wir müssen nicht immer die Großen und Starken spielen. Wir dürfen auch schwach sein. Wir sind nicht immer die großen Macher, die alles im Griff haben, wir dürfen uns auch voller Vertrauen und Glauben an Gott wenden und ihn bitten, dass er alles zum Guten führt. Von Gott dürfen wir uns trösten und halten lassen, wie Kinder von ihren Eltern getröstet und gehalten werden.
Jesus sagt auch: Und wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf. Wer so ein Kind annimmt, sich um so ein Kind kümmert, der tut das letztlich auch für mich, weil ich mich mit den Kleinen identifiziere. Damit erinnert uns Jesus daran, dass wir als Erwachsene eine Verpflichtung denen gegenüber haben, die kleiner und schwächer sind als wir. Ihnen schulden wir unsere Liebe, unsere Fürsorge, unseren Trost und allen Halt, den wir geben können. Jesus stellt das Kind in die Mitte. Damit erinnert er uns daran, dass wir die Kinder
niemals vergessen dürfen – die eigenen Kinder in der Familie, die Kinder auf der ganzen Welt und auch das Kind in uns selbst. Die Sternsingeraktion zeigt uns in diesem Jahr das Leben von Kindern in der Ukraine. In der Ukraine leben knapp halb so viele Menschen wie in Deutschland, aber das Land ist groß und weit. Die Ukraine ist das zweitgrößte Land in Europa.
In knapp zwei Tagen kann man es mit dem Bus oder dem Auto erreichen. Es ist gar nicht so weit entfernt von uns. Und wie geht es Menschen dort? Das Gehalt, das in der Ukraine gezahlt wird, reicht oft nicht aus, damit eine Familie gut leben kann. Die meisten Preise sind dort in den letzten Jahren um 100 % gestiegen! (Die Preise sind nun doppelt so hoch wie sie einmal waren!) Selbst wenn Vater und Mutter arbeiten, reicht das Geld manchmal noch nicht. Deshalb suchen sich viele Männer und Frauen Arbeit in einem anderen Land, in dem besser bezahlt wird. Viele finden in Deutschland oder anderen Ländern Europas Arbeit. Das bedeutet aber für die Kinder, dass der Vater oder die Mutter, vielleicht auch beide Eltern, für ganz lange Zeit nicht zuhause bei ihren Kindern sind. Auf die Kinder passen dann die Großeltern auf oder Freunde der Eltern.
Die Kinder bleiben nicht alleine. Es ist jemand für sie da. Aber das sind eben nicht die Eltern – und das macht schon einen Unterschied. Die Kinder dort haben oft ganz schön belastende Gefühle, schwere Gefühle. Kinder vereinsamen, ziehen sich zurück. Sind gefangen in Traurigkeit und trübsinnigen Gedanken. Die Kinder sehen niemanden mehr um sich herum, sind in
sich selbst versunken, das kann nicht gut sein. Aber genau das kann passieren, wenn ein Kind allein gelassen wird mit all seinen Gefühlen. Wenn es niemanden gibt, der ihm zuhört. Niemand, der tröstet. Niemand, der hilft. Dann kann es passieren, dass das Kind vor lauter Traurigkeit oder auch vor Wut und Verzweiflung nicht mehr sehen kann, dass es gar nicht so allein ist. Dass es noch schöne Dinge im Leben gibt.
So möchte die Sternsingeraktion neben vielen anderen Kindern weltweit in diesem Jahr auch Kindern in der Ukraine helfen. Wie können wir diesen Kindern helfen, damit sie nicht mehr so traurig sind? Die Sternsingeraktion, hilft dabei, dass die Kinder in der Ukraine sich nicht allein fühlen müssen. Mit den Spenden, die eingehen werden Projekte unterstützt, in denen
Menschen für diese Kinder da sind, die sich kümmern und den Kindern Halt geben. Und die Kinder dort erfahren davon, wo das Geld herkommt um diese Projekte zu finanzieren und das gibt den Kindern dort ein gutes Gefühl, sie fühlen sich mit einem mal ein bisschen weniger allein – weil plötzlich ganz viele Menschen im fernen Deutschland an sie denken und etwas für sie tun. Die Eltern sind immer noch weit weg – und das ist immer noch traurig. Aber die Kinder erleben in den Projekten ich bin nicht mehr allein. Und das bringen wir alle zusammen zustande. Das ist das Geheimnis der Liebe: Alle tragen ein kleines bisschen dazu bei, dass ein Kind nicht mehr einsam ist. Und so wird aus einem Gefängnis der Traurigkeit und der schweren Gedanken eine offene Gemeinschaft der Liebe und Geborgenheit.
Wie haben wir es im Evangelium gehört? Jesus stellte das Kind in die Mitte und sagte seinen Jüngern: Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf. Das hat er uns allen mit auf den Weg gegeben: Schaut auf die Kinder, schaut auf die Kleinen und schaut auf die Schwachen. Stellt sie in den Mittelpunkt. Kümmert euch um sie. Lasst sie nicht allein!
So ist es wieder großartig, was die Sternsingeraktion auf die Beine stellt. Und damit wird das Motto der Sternsinger wieder einmal wahr: Segen bringen – Segen sein. Amen.