Wie alljährlich waren die Gräber mit Blumen geschmückt, Kerzen flackerten und immer wieder sah man kleine Engelsfiguren. Das Fest Allerheiligen erinnere daran, dass die Menschen auf dem Glaubensweg sind und einander Trost und Hoffnung geben können. Allerheiligen und Allerseelen verweise aber auch auf die Hoffnung, dass die Verstorbenen bei Gott sind.
In ihrer kurzen Ansprache sagte Pfarrerin Tina Mertten, dass das Fest in der evangelischen Kirche nicht so gefeiert wird. Sie stellte die Frage, was den Heilige überhaupt sind. Papst Benedikt XVI habe einmal gesagt: Heilige sind Menschen, die definitiv bei Gott im Himmel angekommen sind. Das sei doch ein tröstliches Bild: Bei Gott daheim sein. Gerade an einem Tag, an dem viele Menschen an den Gräbern stehen und genau darauf vertrauen. Tina Mertten erwähnte den Epheserbrief, in dem nicht nur Verstorbene als Heilige bezeichnet werden. Fast alle Religionen würden heilige Orte, heilige Schriften oder heilige Dinge kennen. Im Alten Testament werden Altäre geweiht und als heilig erklärt, weil der Ort, an dem sie stehen, ein Schauplatz von Gottes Geschichte mit den Menschen ist
Heilig bedeute die Gegenwart Gottes. Heilig sei deshalb auch ein Mensch, weil er in die Gegenwart Gottes hinein genommen ist. Das Neue Testament gebrauche das Wort "Heilige“ an vielen Stellen gleichbedeutend mit "Christen". Auch im Glaubensbekenntnis sei von der Gemeinschaft der Heiligen die Rede. "Da gehören wir dazu. Wir selbst sind Heilige – oder wollen es zumindest werden." Heute lebe man in einer großen Tradition "von Menschen, die vor uns gelebt und geglaubt haben oder die mit uns leben und glauben." Keine Generation von Christen müsse sich neu erfinden, "wir stehen in einer langen Kette von Zeugen, die uns stark macht und Kraft gibt."
Nicht nur kirchliche Heilige gebe es, sondern Menschen, die mitten im Leben stehen. Die Oma, die den Kindern das Beten gelehrt hat, der Opa, dessen festes Gottvertrauen beeindruckte, die Mutter, die ein Gutenachtlied gesungen "und uns dem lieben Gott anbefohlen hat." Der Vater, der mit seinen Kindern zum Krippenspiel gegangen ist und diese später auf Wallfahrt, vielleicht nach Vierzehnheiligen, mit genommen hat." Es können die Namen sein, die auf dem Grabstein geschrieben sind, an dem wir heute stehen. Die Pfarrerin erzählte die Geschichte eines Jungen, der am Kirchenfenster die Darstellung von Heiligen gesehen hatte. Als in der Schule gefragt wurde, was Heilige sind, sagte er: Ein Heiliger ist ein Mensch, durch den die Sonne scheint. Pfarrerin Tina Mertten: "An Allerheiligen erinnern wir an Heilige, die den Menschen heute durch Gottes Licht begegnen und wir hoffen darauf, dass es durch uns auch anderen scheint."
Autor: Hanns Friedrich