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Bräuche gibt es in Rhön und Grabfeld auch heute immer noch. Einige allerdings sind im Laufe der Jahrzehnte verschwunden. Oftmals gelingt es sie wieder aufleben zu lassen. So nun auch in Bad Königshofen. Über viele Jahrzehnte hinweg war es Brauch, dass am 25. März, Mariä Verkündigung, vom Turm der Stadtpfarrkirche dreimal am Tag Marienlieder erklangen. Dazu läutete jeweils die größte Glocke, die Marienglocke. Das war morgens um 6 Uhr, mittags um 12 Uhr und abends um 19 Uhr.

 In den vergangenen Jahren ist dieser Brauch ebenso eingeschlafen, wie das Turmblasen an Heilig Abend. Nun soll zumindest dieser Brauch an Mariä Verkündigung (25. März) wieder aufleben.  Seit Jahren setzt sich dafür der Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld ein. Nun ist es Vorstandsmitglied Alfons Weigand im Gespräch mit Clemens Behr, Initiator der Türmergilde, gelungen, zu erreichen, das am kommenden Mittwoch, 25. März wieder dieses Turmblasen mit Marienlieder stattfindet. Allerdings nicht dreimal am Tag, sondern lediglich um 12 Uhr. Wenn dann noch die Marienglocke dazu läutet, wäre wieder ein Stück Brauchtum in Bad Königshofen zurück. Alfons Weigand berichtet aus seiner Kinderzeit, dass es früher so war, dass die Familie zum Gebetläuten gemeinsam den Engel des Herrn betete. Außerdem sei es der Tag gewesen, an dem der Türmer wieder seine "Winterruhe" beendete und täglich vom Turm der Stadtpfarrkirche ein der Jahreszeit angepasstes Lied spielte.

Maria Verkündigung ist aber auch ein Tag, der mit der alten Bauernregel verbunden ist, die unter anderem besagt "Maria Verkündigung kommen die Schwalben wiederum." Die Kirche erinnert mit diesem Festtag an das im Lukasevangelium erwähnte Ereignis. Der Engel Gabriel kommt zu Maria nach Nazareth und kündigt ihr die Geburt ihres Sohnes Jesus durch die Kraft des Heiligen Geistes an. Diese Ankündigung wird zugleich als Moment der Empfängnis verstanden, nach dem biblischen Grundsatz: Wenn Gott spricht, geschieht, was er sagt. In deutscher Übersetzung sagt der Engel zu Maria: „Ich grüße dich, Maria!“ Die zentrale Bedeutung dieses Heilsereignisses für die Christen kommt auch im Gebet Der Engel des Herrn zum Ausdruck, das die Verkündigung des Herrn zum Betrachtungsgegenstand hat. Die Bibelstelle ist auch die Grundlage des Gebets Gegrüßet seist Du, Maria.

An die Verkündigung Mariens erinnert am Nordportal der Stadtpfarrkirche Bad Königshofen ein Bildnis in Stein gehauen. Geschaffen wurde es im 15. Jahrhundert von dem Königshofener Bildhauer und Baumeister Hans Dietrich (Hans von Königshofen). Gott Vater im stilisiertem Wolkenkranz schaut auf Maria herab, die an einem Betpult kniet. Durch den Gruß des Engels erschreckt, hebt sie die rechte Hand. Zwischen Maria und dem Engel ist die Lilie. Ein Spruchband bildet gleichsam die Verbindung zwischen Gott Vater und dem den Wunsch des Vaters verkündendem Engel. Die Arbeit dürfte um 1460 entstanden sein. Nur noch wenige Worte sind auf dem Spruchband zu entziffern nämlich der .... her... sei... mit...  Man kann also annehmen dass dort ein zu lesen stand: Der Herr sei mit Dir. Ein gleiches Werk des "Hans von Königshofen" findet sich an der Marienkirche in Würzburg. Dort war "Hans von Königshofen" als Bauleiter eingesetzt. Das kann man in den entsprechenden Unterlagen nachlesen. Text: Hanns Friedrich

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