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"Was soll denn der geschnitzte Ochse aus der Weihnachtskrippe in der Fastenzeit am Altar in der Stadtpfarrkirche?" Eine Frage, die sich so mancher Besucher der Fastenpredigt von Pastoralassistent Johannes Krebs am vergangenen Sonntag gestellt hatte. Rund um diesen geschnitzten Ochsen drehte sich die kurzweilig gestaltete Predigt, die unter dem Thema "Du sollst dem Ochsen zum Dreschen keinen Maulkorb anlegen" stand. Musikalisch gestaltete eine Kinder-Flötengruppe, die Predigt mit

Eine Erzählung von Karl Heinrich Waggerl über den Engel, der die Tiere für den Stall bei der Geburt Christi auswählte, stellte der Prediger an den Anfang. Ochs und Else sagten dem Engel, dass sie außer Demut und Geduld nichts anbieten können. Der Ochse warf ein: "Vielleicht könnten wir dann und wann mit unseren Schwänzen die Fliegen verscheuchen!" Da sagte der Engel: "Ihr seid die richtigen!"  Immer wieder komme der Ochse in der Bibel vor und in der Fastenpredigt war er für Johannes Krebs einer, der "Barmherzigkeit bedeuten kann." Jesus habe bei der Geburt etwas Nützliches gebraucht, auch einen Ochsen, der mit dem Schwanz die Fliegen vertreibt. An 27 Stellen in der Bibel sei von Ochsen die Rede. So warnt das Buch der Sprichwörter: „Wo keine Ochsen sind, bleibt die Krippe leer.“ Eine andere Stelle gibt einen Hinweis zum Gelingen des Hausfriedens: „Besser ein Gericht Gemüse, wo Liebe herrscht, als ein gemästeter Ochse und Hass dabei.“

Im Buch Deuteronomium heißt es: „Du sollst dem Ochsen zum Dreschen keinen Maulkorb anlegen.“ Eine zeitlose Weisung, die Johannes Krebs aber zu seinem Predigttext verhalfen. Ochsen waren einst bei der Landwirtschaft einfach unentbehrlich. Man schätzte ihr ruhiges Wesen, und gleichzeitig ihre Kraft und Stärke. Als Masttiere trugen sie wesentlich zur Ernährung der Menschen bei und halfen beim Pflügen des Bodens und beim Transportieren schwerer Gegenstände.  Im Schöpfungsbericht der Bibel wird ebenfalls auf die Tiere eingegangen, wenn es heißt: „Unterwerft euch die Erde und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Land regen.“ Das bedeute jedoch nicht die Tiere auszunutzen. Wie aber kommt es zu der Bibelstelle vom Ochsen ohne Maulkorb? Johannes Krebs: Ochsen wurden nach der Weizenernte in ein Joch gespannt, an dem die Dreschvorrichtung angebracht war. Sie gingen über den geernteten Weizenpflanzen im Kreis und zogen die Vorrichtung hinter sich her. Dadurch wurde die Spreu vom Weizen getrennt. Nun haben die Ochsen natürlich, wenn sie hungrig waren, hin und wieder den Kopf gesenkt und von dem Weizen gefressen, der am Boden lag. Findige Bauern verbanden den Ochsen dann das Maul, so dass sie nicht von dem Weizen fressen konnten. Das soll so nicht sein, sagt nun die göttliche Anweisung. Das sage auch aus: Wer arbeitet und damit einen Wert schafft, der soll auch in den Genuss des erarbeiteten Produkts kommen,  Menschen wie Tiere. Gott rufe die Besitzer der Ochsen damit in die Pflicht, barmherzig zu sein.

Auf die Menschen und die heutige Zeit umgelegt bedeute dies, dass viele kleine Taten den Unterschied machen: ein sparsames Verhalten im Verkehr, den Wettlauf um das billigste Fleisch nicht mitzumachen, oder einfach den Müll in die Tonne tun, wo er hingehört. Jeder habe so die Möglichkeit, dass der Umwelt Barmherzigkeit geschieht. Doch Menschen sollte man Barmherzigkeit zukommen lassen. Das kann der mitsorgende Blick für die alte Nachbarin sein, die sonst niemanden mehr hat, das Kind sein, das in der Schule Nachhilfe brauch, aber auch die armen Länder zu unterstützen. Der Pastoralassistent forderte das Kaufverhalten zu  überprüfen und ab und an vielleicht auch einmal fair gehandelte Waren in den Einkaufswagen legen. Jeder sei aufgerufen auch gegen sich selbst  barmherzig zu sein. "Auch wir sollen uns immer wieder Gutes tun, manchmal auch Ja zu einer Unterbrechung unseres Alltags sagen, um unseren eigenen Wert zu spüren. Der Bibelvers vom Ochsen, dem man beim Dreschen keinen Maulkorb anlegen soll verweise darauf, dass sich Barmherzigkeit in der Achtung vor dem Leben und vor der Schöpfung ebenso zeigt, wie im guten gutes Verhältnis unter den Mitmenschen. "Es geht darum im eigenen Leben Barmherzigkeit zu praktizieren."

Autor: Hanns Friedrich

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