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Wohl nur wenige haben es bemerkt, dass die Gethsemane Nacht in der Stadtpfarrkirche genau unter dem Bild beginnt, die diese Nacht am Ölberg zeigt. Im Dunkel des Abends kaum erkennbar, aber passend zu einer besonderen Andacht und Besinnung am Gründonnerstag.

„Wir wissen alle, dass unsere Last nicht einfach weg ist und deshalb laden wird dazu ein, bei Gott unsere Last abzulegen und stattdessen ganz bewusst ein Kreuz mit auf den weiteren Weg zu nehmen,“ hieß es zu Beginn. Der evangelische Pfarrer Lutz Mertten und Gemeindereferent Sebastian Krines hatten mit einem Team die Texte und einzelnen Stationen ausgearbeitet. Von einer beeindruckenden Stunde am Gründonnerstag sprachen denn auch die zahlreichen Besucher des Abends. Sie habe zum Nachdenken angeregt. Vor allem auch der kleine Stein, den es zu Beginn gab. Der Stein, Symbol für etwas Schweres, was auf der Seele lastet, aber auch etwas Tröstliches. Ein Stein könne symbolisch für harte Worte, Schuldzuweisungen, Verrat, Verleugnung sein. „Unser Stein hier ist Zeichen für eine Aufgabe oder eine Last, für etwas, das jede und jeder mit sich trägt oder schleppt.“ Eine Schuld, ein Problem, eine Sorge, eine Verletzung oder die Trauer um einen lieben Menschen. Der Stein sei auch ein Symbol für eine schwierige Beziehung oder die Überforderung im Alltag. Dazu würden die Worte Jesu passen: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht. (Mt 11,28f).

Mit bekannten Taize Gesängen ging es von Station zu Station. So auch zum Taufstein, wo an den Bericht aus der Bibel erinnert wurde, als eine Frau Jesus mit teuerem Öl salbte. Einige hätten sich aufgeregt und gesagt: „Solches Öl braucht man doch, um Tote zu salben!“ Ein anderer rief: „Was für eine Verschwendung! Das Öl hat bestimmt dreihundert Silberstücke gekostet. Dafür hätte man vielen armen Leuten lange Zeit jeden Tag Brot geben können!“  Das habe die Frau verlegen gemacht. Jesus aber verwies, darauf, dass sie ihm nur etwas Gutes tun wollte. „Und ich bin ganz sicher: Überall auf der Welt, wo Menschen von mir und meiner frohen Botschaft erzählen werden, da wird man auch erzählen, was die Frau jetzt für mich getan hat.“  Mit einem Gedicht von Lisl Beck aus „Lebensfächer“ wurde auf die Salbung übergeleitet, wobei mit einer Pipette ein Tropfen Öl auf die Handfläche gegeben und ein Kreuz damit gezeichnet wurde.

Weiter ging es in den Chorraum zum Hochaltar. Hier wurde an den Verrat erinnert aber auch an die Worte Jesu:  Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst. Und liebt einander, wie ich euch geliebt habe. Das heißt doch: Die Liebe Gottes gilt allen.“  Dazu gab es eine kleine Origami Blüte. Es folgte das Agape Mahl im Pfarrgemeindehaus und danach der Gang zur Ölberggruppe vor der Stadtpfarrkirche. In Stein gehauen jene Szene, die sich in genau dieser Nacht vor über 2000 Jahren abgespielt hat. „Wohlwissend, was auf ihn zukommen wird, durchleidet Jeus schlimmste Bedrängnis, Todesangst. Er steht am Abgrund, einsam, von Gott verlassen.“ Kalt und hart sei diese Situation, so wie der Stein, den jeder mit sich trug. Auch heute noch rufe Jesus allen zu nicht nur zu bleiben, sondern auch zu wachen. Genau das habe man auch an diesem Abend getan.

Zum Stein hieß es, dass dieser ein Zeichen für etwas ist, dass das Leben schwer macht. Er sei aber auch ein Zeichen für das, was Jesus den Weg schwer gemacht hat. Auch heute erlebe man vieles, was das Leben schwer macht. „So viele kleine und große Lasten, die wir täglich mit uns tragen, ohne zu merken, wie sie uns das Leben schwer machen“ Wenn man aber auf Jesus schaue, werde deutlich: Am Ende ist er nicht allein und kann Gott sein Leid klagen. „Er hört zu, steht mir zur Seite, ist einfach da.“ Darauf verweise der Stein an diesem Abend jedem und jeder. „Das Kreuz lädt uns aber auch dazu ein, es in die Hand zu nehmen, es zu fühlen, vielleicht sogar fest zu umklammern und so unseren Schmerz immer wieder bei dem abgeben zu können, der uns dazu einlädt. Bei unserem Gott, denn Gott ist die Liebe.“

Autor: Hanns Friedrich

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