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Von einem Einbruch in der Stephanuskapelle in Wülfershausen berichtet die Polizeiinspektion Bad Königshofen. „Dabei wurde ein Tabernakel vom Altar gehoben und versucht die Messingverblendung zu entfernen und aufzuhebeln. Auch der Opferstock wurde aufgebrochen und Bargeld in Höhe von etwa 50 Euro entwendet.

Dem nicht genug versuchten die Täter die angrenzende Leichenhalle aufzubrechen, was ihnen jedoch nicht gelang. Dadurch wurde jedoch die Kupferverkleidung an der Türe beschädigt. Der Sachschaden beläuft sich insgesamt auf etwa 800 Euro.“  Vor Ort zeigt sich, dass hinter diesem Polizeibericht mehr steckt, denn gerade der Tabernakel ist in der katholischen Kirche ein heiliger Ort.  Hier werden die konsekrierten Hostien in den sogenannten Speisekelchen aufbewahrt.

Das gewaltsame Aufbrechen des Tabernakels in der Stephanuskapelle in Wülfershausen löste denn auch  in der Bevölkerung, insbesondere bei den Geistlichen Empörung aus. Dekan Andreas Krefft (Bad Neustadt)  spricht von Bestürzung und fühlt sich auch persönlich verletzt. „Das sind für uns Christen heilige Orte, die eine besondere religiöse Bedeutung haben, es sind Orte der Anbetung und so etwas tut auch innerlich sehr weh.“ Man frage sich, was in diesen Menschen vor sich geht. „Die haben keine Skrupel vor dem was anderen im wahrsten Sinn des Wortes hoch und heilig ist…  eine Unverschämtheit… hoffentlich bekommt man sie zu fassen…“ sagen diejenigen, die davon erfahren.

Für Pater Silvester, dem Ortspfarrer von Wülfershausen, ist die Tat unbegreiflich. „Es macht mich traurig und sprachlos.“  So wie er fühle ganz sicher auch seine Gemeinde, denn  gerade der Altarbereich mit dem Tabernakel sei ein Ort der Anbetung. Wülfershausens Bürgermeister Wolfgang Seifert zeigt an der Leichenhalle die Einbruchspuren. Mit einem Blech, mit dem der Tabernakel am Altar befestigt war, hatten die Täter versucht die Türe aufzuhebeln. „Was um Himmels willen, wollten sie denn in der Leichenhalle, da ist ja wirklich nichts zu holen.“ In einem Nebenraum sind die verschiedenen Utensilien für eine Aufbahrung und Gerätschaften eingelagert, das ist alles, sagt Küsterin Helene Sterzinger. „Es ist nicht zu fassen… wo sind wir denn hingekommen… was denken sich solche Menschen…“

Gleich hinter der Eingangstüre der kleinen Kapelle steht auf dem Boden der aufgebrochene Tabernakel. „Bis dahin haben sie ihn geschleppt und dann mit brachialer Gewalt geöffnet,“ erklärt Helene Sterzinger und fügt an:  Aber wir haben ja schon lange nichts mehr drin. Sie weiss auch, dass der Tabernakel aus der alten Kirche von Wülfershausen stammt. Als die neue Kirche gebaut wurde, kam er in den 1960er Jahren in die Stephanuskapelle. Bemerkt wurde der Einbruch von zwei Friedhofsbesuchern, die den Zweiten Bürgermeister Willi Irtel informierten. Daraufhin wurde sofort die Polizei benachrichtigt, die dann die Ermittlungen aufgenommen hatte. Beim Gespräch mit einer Friedhofsbesucherin erinnert diese sich, dass vor vielen Jahren einmal zwei holzgeschnitzte Engel, die am Kreuz im Friedhof waren, gestohlen wurden. „Aber dass man einen Tabernakel aufbricht ist unfassbar.“ Bürgermeister Wolfgang Seifert: „Es einfach nur beschämend, dass man vor nichts mehr Ehrfurcht hat und solche Zerstörungen anrichtet.“

Was kann die Konsequenz sein?  Auf keinen Fall sollten Kirchen geschlossen werden, sagt Dekan Andreas Krefft. „Es sind Orte, an denen die Menschen Trost finden, oder, wie in Wülfershausen für ihre Verstorbenen beten.“  Eine Videoüberwachung, wie sie mittlerweile in vielen Kirchen üblich ist, sei fast die einzige Möglichkeit und natürlich, dass die Menschen selbst vermehrt ein Augenmerk auf fremde Autos oder Unbekannt haben. Das vermerkt auch der Polizeibericht: Zeugen, welche zwischen Mittwoch- und Donnerstagmorgen etwas Verdächtiges beobachtet haben werden gebeten sich mit der Polizeistation Bad Königshofen unter 09761-9060 in Verbindung zu setzen. Dass dies schon einmal gelungen ist, zeigt eine Zerstörung im vergangenen Jahr in der Stadtpfarrkirche Bad Königshofen. Dort konnte ein Täter aufgrund der Videoüberwachung identifiziert werden.

Autor: Hanns Friedrich

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