logo pg Grabfeldbrücke

An die 20 Gläubige waren am Sonntag zur Wortgottesfeier in die Stadtpfarrkirche Bad Königshofen gekommen. Hier entzündete Pfarrer Karl Feser zunächst die Osterkerze, da dies in einem öffentlichen Gottesdienst bisher nicht möglich war. Sein Dank galt dem Imkerverein, der die Kerze gespendet hat und Susanne Lurz für die Gestaltung. Es sei schön, wieder einmal einen Gottesdienst mit Gläubigen zu halten, sagte der Stadtpfarrer und dankte fürs Kommen.

 In seiner Predigt ging er auf die Corona-Pandemie ein und meinte, dass hier plötzlich Regeln aufgestellt werden, die manch einer zunächst akzeptierte, nun aber dagegen protestiert. Natürlich sei es schwer, dass man den anderen nicht mehr in den Arm nehmen kann, dass der persönliche Kontakt fehlt, aber es gehe doch um die Gesundheit. Als Beispiel nannte Pfarrer Karl feser den Geburtstag eines Kindes, der zur Zeit nicht mehr von den Eltern und Großeltern in den Arm genommen und gedrückt werden kann. Es gebe den Mund-Nasenschutz, der vor Ansteckung bewahren soll und viele weitere Auflagen. Schön sei es, wieder einmal eine Wortgottesfeier mit Gläubigen zu halten. Es sei zwar nur eine kleine Schar, aufgrund von Corona, aber das sei vergleichbar mit den ersten Christen, die auch eine kleine Schar war.

Der Gottesdienst wurde wieder aufgezeichnet und ist im Internet unter www.pfarreiengemeinschaft grabfeldbrüDiese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! zu sehen.

Autor: Hanns Friedrich

Predigt zum 6. Ostersonntag –Stadtpfarrkirche Bad Königshofen

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben, das Kind hat Geburtstag, Oma und Opa kommen bringen ein Geschenk vorbei. Aus 1,50 m Abstand wird es überreicht, ein Holztisch dazwischen, nein, das Enkelkind wird diesmal nicht von Oma in den Arm genommen und gedrückt. Weil Oma und Opa nicht zum selben Haushalt gehören, heißt es Abstand halten. Auch tragen Oma und Opa eine Nasen-Mund-Bedeckung, denn beide gehören zur Risikogruppe. Das Kind wünscht sich Nähe, doch aus Verantwortung und Liebe heraus ist Abstand angesagt und das Tragen von Nasen-Mund Bedeckung. Irgendwie paradox! Liebe verbinden wir normalerweise mit Nähe und Umarmung und nun müssen wir aus Liebe das Gegenteil tun: Abstand halten. Und es machen sich Proteste breit. Tausende gehen auf die Straßen mit Tranparenten: Weg mit dem Lockdown, Schluss mit der Virologen-Diktatur, Schluss mit Quarantäne, Mehr Partys, Alles nur Panikmache, Wir wollen Freiheit. Manche haben sich am Anfang der Corona-Pandemie noch lustig gemacht, was da an Auflagen und Hygienemaßnahmen gefordert wird, was da für Regeln aufgestellt werden. Doch als das Virus sich immer mehr ausbreitete und die ganze Welt umfasste, da wurden doch die meisten kleinlaut.

Natürlich könnten wir auch andere Umgangsregeln ersinnen und von der Regierung fordern, wie das manche tun. Doch helfen die Regeln und Gebote und Verbote nur, wenn sie für alle einsichtig und nachvollziehbar sind. Regeln, Gebote und Verbote müssen angemessen sein, sie müssen Sinn machen, sie müssen angepasst werden, da reicht es nicht nur dem Buchstaben des Gesetzes zu genügen. Jesus hat sich über Regeln und Gebote und Verbote hinweg gesetzt. Er hat sich mit den Gesetzeshütern damals angelegt. Aber nicht deshalb, weil er ein Gesetzloser war, sondern weil so Manches nicht mehr gepasst hat. Da wurde eben nur der Buchstabe des Gesetzes gesehen und nicht mehr der Sinn, der dahinter stehen sollte und dass Regeln, Gebote und Verbote da sind um dem Menschen zu dienen und nicht umgekehrt, dass der Mensch sich von einem Regelwerk knechten lassen muss. An sich sind die Gebote Gottes aus dem Ersten Bund ganz einfach. Sie lassen sich an den zehn Fingern aufzählen. In der konkreten Anwendung ergaben sich aber schon zur Zeit Jesu endlose Diskussionen. Und Leben ist nunmal so vielgestaltig und es gibt so viele unterschiedliche Lebenssituationen, sodass sich das Alles nicht einfach in ein Gebots- und Verbots-Schema pressen lässt.

"Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten" und "Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.“ So haben wir im Evangelium gehört. Es geht nicht darum Gebote und Verbote einfach einzuhalten, weil es so dasteht oder so gefordert wird. Es kommt darauf an, den Sinn zu erfassen, der dahinter steht und sie dem richtigen Geist gemäß auszulegen und es ist nicht einfach, die vielen Situationen und Sichtweisen zu überschauen und entsprechend zu handeln. Jesusgemäß lassen sich die Gebote und Verbote in dem Gebot der Gottes- und Nächstenliebe zusammenfassen: „Du sollst den Herrn deinen Gott lieben!“ und „Deinen Nächsten sollst Du lieben wie dich selbst.“ Grundlage sollte also immer die Liebe sein, Gott gegenüber und den Mitmenschen gegenüber. Der Heilige Augustinus hat es einmal so formuliert: „Liebe und tu was du willst!“ Das hört sich einfach an, ist es aber nicht, es ist ein anspruchsvolles Geschehen, aus Liebe heraus Gebote und Verbote richtig anzuwenden. Es ist anspruchsvoll mit Gottes Geboten und den Geboten Jesu richtig umzugehen, so wie es auch sehr anspruchsvoll ist, mit den Corona-Schutzmaßnahmen richtig umzugehen. Jesus hat seinen Jüngerinnen und Jüngern den Heiligen Geist verheißen, einen Beistand, der sie im konkreten Leben begleiten wird. Denn das Liebesgebot Jesu und die Gebote Gottes müssen in jeder konkreten Lebenssituation neu ausformuliert werden, damit sie nicht toter Buchstabe sind, sondern sinnvolle Hilfen für das menschliche Leben und da braucht es oft den Geist aus der Höhe, um dem gerecht zu werden.

So werden momentan infolge der Pandemie Regeln aufgestellt, die manche Einschränkungen mit sich bringen, aber da steht ja ebenso die Nächstenliebe dahinter und es geht nicht darum, dass eine Diktatur andere unterjochen möchte, so wie es einige Verschwörungstheoretiker momentan lauthals verkünden. Die Menschen in jeder Epoche mussten sich auf neue Entwicklungen einstellen und neue Regeln formulieren. So bleibt ein Gesetzeswerk nicht starr, sondern entwickelt sich ständig weiter. Und wir sind gefordert, Regeln, Gesetze und Vorschriften ins persönliche Leben so zu integrieren, dass dahinter das Gebot der Nächstenliebe sichtbar wird. Nur so kann ein gedeihliches Miteinander gelingen. So vertrauen wir auf die Zusage Jesu, dass uns der Heilige Geist beistehen wird. Wir vertrauen darauf, dass er uns im Lebensalltag und auch in scheinbar banalen, nichtreligiösen Lebensbereichen begleitet. Wir vertrauen darauf, dass uns der Heilige Geist in allen gegenwärtigen und künftigen kleinen und großen Herausforderungen beistehen wird und uns helfen wird zu guten Lösungen zu kommen. Es kann wichtig sein, aus Liebe heraus Abstand zu halten. Aber es werden auch wieder Zeiten kommen, wo man sich umarmen kann und einander Nähe wieder spüren lassen kann. Amen.

 

­