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Auf überaus großes Interesse stiess das erste Helfertreffen für Flüchtlingsfamilien, die in das Grabfeld kommen werden. Eingeladen dazu hatte die Pfarrei Mariä Himmelfahrt Bad Königshofen. Mit dabei auch Jürgen Marschall, Leiter des Sozialamtes Rhön-Grabfeld in Bad Neustadt. Er gab einen umfassenden Einblick in die derzeitige Flüchtlingssituation im Landkreis und hatte auch konkrete Informationen über die Zuwendungen parat, die an die dezentral untergebrachten Asylsuchenden fließen

Ein Betrag, der bis zu 20 Euro unter dem Hartz IV Satz liegt. Damit wollte Jürgen Marschall klar stellen, dass in der Bevölkerung kursierende Gerüchte um diesen Unterhalt nicht stimmen. Gleiches gelte für eine Art "Kopfgeld", das angeblich an Vermieter fließen soll. Zur Miete wusste der Leiter des Sozialamtes Rhön-Grabfeld, dass "die ortsübliche Kaltmiete gezahlt wird, zuzüglich der Nebenkosten." Pfarrer Karl Feser hat mit einen Auszug aus dem Buch  von Richard Stiegler in den Abend eingeführt. Das Buch hat den Titel "Zwischen Angst und Mitgefühl" und behandelt den inneren Umgang mit der aktuellen Flüchtlingshilfe. Konkrete Informationen zur Flüchtlingssituation in Rhön-Grabfeld hatte dann Jürgen Marschall, Leiter des Sozialamtes Rhön-Grabfeld in Bad Neustadt parat. Er räumte vor allem mit den Gerüchten auf, dass sich Vermieter "eine goldene Nase verdienen" und Asylsuchende mehr Geld bekommen als Hartz IV-Empfänger. Selbst bei Krankheiten werden nur akute, chronische oder dringend notwendige Behandlungen vorgenommen. Zur Arbeit im Sozialamt in Bad Neustadt sagte dessen Leiter, dass mittlerweile vier Mitarbeiter für den Bereich Flüchtlingshilfe abgestellt sind und es sich um eine zeitintensive Arbeit handelt. "Wir sind völlig überlastet."

Viele alleinstehende Männer seien in der Notunterkunft in Bad Neustadt. Probleme gebe es aber nicht, weil der Großteil Verwandte und Bekannte sind oder sich auf der Flucht kennen gelernt haben. Man müsse in dezentralen Unterkünften keine Angst haben. Es komme nämlich immer wieder vor, dass Vermieter nur Familien mit Kindern wollen. Hauptproblem dieser Flüchtlingswelle ist das Sprachproblem, vor allem in den dezentralen Unterkünften. In der Notunterkunft Bad Neustadt gibt es Dolmetscher, die "auf dem flachen Land" fehlen. Ein großes Lob hatte Jürgen Marschall deshalb für diejenigen, die in den Ortschaften Deutschunterricht geben, gleiches gelte aber für Kindergarten- und Schulteams. "Sie alle leisten Enormes!" Wichtig sei Hilfe zur Selbsthilfe. "Die Menschen müssen sich in unserer Gesellschaft zurecht finden." Deshalb sollten sie, so Marschall schmunzelnd, nicht mit Blaskapelle und Begrüßungskommitee empfangen werden. "Lasst die Leute erst einmal ankommen."

Der evangelische Pfarrer Lutz Mertten meinte, dass man in Bad Königshofen die Flüchtlingshilfe nicht neu erfinden müsse, die gebe es schon. Ebenso Sprachkurse und Ehrenamtskreise. Andrea Friedrich vom Pfarrgemeinderat Bad Königshofen sagte dazu, dass man deshalb von vorneherein die evangelische Kirche mit eingebunden wissen will. "Es ist dies keine katholische Veranstaltung, sondern eine, die sich auf den gesamten Altlandkreis bezieht." Kurt Etzel, Leiter der Polizeistation Bad Königshofen betonte, dass derzeit neben Bad Königshofen auch dezentrale Unterkünfte in Saal, Zimmerau und Aubstadt bestehen. Ihm war es wichtig deutlich zu machen: "Wir haben keine Probleme, weder hier im Grabfeld noch in Bad Neustadt oder im Landkreis." Um unbegleitete Flüchtlinge ging es und hier sagte Jürgen Marschall, dass über das Rote Kreuz und den Landkreis im ehemaligen Schwesternheim in Wollbach eine Art betreutes Wohnen eingerichtet wird.

In den dezentralen Unterkünften sei es wichtig den Ankommenden Informationen und Telefonnummern zu geben, wo sie jemanden erreichen, wie der Arzt, die Schule, die Einkaufsmöglichkeiten oder wo der Busparkplatz zu finden sind. Natürlich sei die Sprache ein Problem, aber auch hier sei das Landratsamt ja an der Arbeit, betonte Andrea Friedrich. Immer wieder komme es vor, dass Asylsuchende wichtige Briefe, die in einfachen Kuverts stecken, wegwerfen und die bunten Werbebriefe für wichtig erachten. Schmunzelnd sagte die Pfarrgemeinderätin, dass viele als erstes von der Behörde die Steueridentifikationsnummer bekommen. Was will der Helferkreis? Vor allem Unterstützung geben bei Behördengänge, bei der Anmeldung an Schulen und Kindergärten. Hier müssen nämlich entsprechende Formulare ausgefüllt werden. In Bad Königshofen hat Pfarrgemeinderätin Andrea Friedrich schon eine Liste mit wichtigen Informationen und Telefonnummer ausgearbeitet und ins arabische übersetzen lassen. "Die bekommen die neuen Asylsuchenden außerdem an die Hand."

Die Interessierten für einen Helferkreis erfuhren, dass die Kinder der Flüchtlingsfamilien nach der Schule zur Hausaufgabenbetreuung in das Jugendzentrum gehen. Pro Kind müssen von den Familien 30 Euro bezahlt werden. Das Geld ist auch für ein Mittagessen, sagte Renate Knaut, die mit Veronika Keim hier zuständig ist. Wichtig sei zu wissen, dass die Flüchtlinge kein Konto eröffnen können, da sie keinen Pass mehr besitzen. "Sie bekommen ihr Geld vom Landratsamt und müssen damit zurecht kommen." Was wird gebraucht? Fahrräder, Spielsachen, Schulmaterialen wie Schultaschen, Sportbeutel oder Mäppchen. Das, so sagte Pfarrer Lutz Mertten könnten im evangelischen Pfarrhaus abgegeben werden, weil dort schon eine Sammelstelle für die Asylbewerber im Melanchthonheim vorhanden ist. Notwendig sind Teppiche in den Wohnungen, da die Asylsuchenden, die größtenteils aus Syrien kommen, Hausschuhe nicht kennen, fügte Andrea Friedrich an. Die Integration sprach sie an und bat Sport- und Musikvereine oder auch Schachklub und andere Verbände hier aktiv zu werden. "Das machen wir bereits, sagte Jürgen Müller, Vorsitzender des Schachklubs und sprach von einem guten Miteinander.

Organisation und ein Team sind wichtig, betonte Pfarrer Lutz Mertten und sagte auch, dass Helfer viel Zeit haben müssen. "Wir wollen schauen was machbar ist," fügte sein katholischer Amtsbruder, Pfarrer Karl Feser an und hatte eine Liste vorbereitet, in denen sich Interessierte eintragen konnten. Hier gab es auch die Möglichkeit unter der Rubrik "Das kann ich einbringen..." konkrete Hilfeleistungen zu nennen. Notwendig sei es gegenseitig füreinander im Helferkreis da zu sein, betonte Andrea Friedrich und auch, dass man darauf achten sollte "sich nicht verheizen zu lassen." Lob für die eingebrachten Ideen gab es von Hans Bernd Bader aus Aubstadt. Er betreut seit einem Jahr Flüchtlingsfamilien und bestätigte, das was, im Kreis besprochen wurde. "Wir müssen helfen und auch Leistung einbringen, sollen den Flüchtlingen aber auch Freiraum lassen und sie selbst machen lassen. Hilfe zur Selbsthilfe ist gefragt. " Bürgermeister Thomas Helbling wusste noch, dass die Krippenplätze im Kindergarten allesamt belegt sind. Ausweichmöglichkeiten gebe es in den Kindergärten Merkershausen und Eyershausen. Im Kindergarten selbst seien noch einige Plätze frei. Wie es im Helferkreis weitergehen wird, zeigt sich bei der nächsten Besprechung im November, wenn konkret bekannt ist, wie viele Flüchtlinge im Altlandkreis Königshofen untergebracht sind und wo sie leben.

Autor: Hanns Friedrich

Konkrete Zahlen und Informationen gab Jürgen Marschall, Leiter des Sozialamtes Rhön-Grabfeld in Bad Neustadt beim ersten Helferkreis Treffen für Flüchtlinge im Grabfeld im Mehrgenerationenhaus St. Michael in Bad Königshofen. Danach muss Bayern 15 Prozent der Asylbewerber aufnehmen, Unterfranken 10,8 Prozent und Rhön-Grabfeld davon 6,2 Prozent. Für Rhön-Grabfeld bedeutet dies, dass hier derzeit an die 800 Personen untergebracht werden müssten.

Kurz streifte er die ersten Planungen, die davon ausgingen, dass Flüchtlinge nur wenige Wochen in den Notunterkünften sind. Aufgrund des zunehmenden Flüchtlingsstromes hat sich dies entsprechend geändert (wir berichteten). Jürgen Marschall erwähnte dazu auch die vorhandenen Flüchtlinge, die bereits seit einigen Jahren in Gemeinschaftsunterkünften in Bad Königshofen, Bad Neustadt oder in Fladungen leben.  Auf großes Interesse beim Helfertreffen stießen die Informationen zu den Leistungen für Asylbewerber in den dezentralen Unterkünften. Übernommen werden die Kosten der Unterkunft, inklusive Einrichtungsgegenstände wie Möbel, Geschirr, Küche, Herd, und Energie als Sachleistung. Die Flüchtlinge müssen sich dann aber selbst versorgen, das heißt selbständig werden, einkaufen, kochen und alles Notwendige alleine organisieren.

 Was wird gezahlt wollten die Interessierten beim ersten Helferkreis Treffen wissen. Ein Alleinstehender bekommt 331,62 Euro (das Existenzminimum liegt bei 359 Euro, Sozialhilfe nach dem SGB XII bei 399,00 Euro), bei Ehegatten sind es 298,43 (323,00/360,00) Euro pro Person, ein volljähriger Angehöriger bekommt 264,92 (287,00/ 330,00) Euro. Für Kinder zwischen 14 und 17 Jahren gibt es 269,99 (283,00/ 302,00) Euro, für Kinder von 6-13 Jahren: 236,88 (249,00/ 267,00)  Euro, für Kinder von 0 bis 6 Jahren 212,44 (217,00/ 234,00)  Euro.  Damit zeigt sich, dass Asylsuchende unter den normalen Sätzen von Hartz IV liegen. Der Leiter des Sozialamtes stellte aber auch klar, dass das Amt bei der Anmietung von Wohnungen nur den ortsüblichen Mietsatz zahlt. Dabei handelt es sich um die Kaltmiete. Hinzu kommt die Nebenkostenpauschale, die die Flüchtlinge bekommen. Eine "Kopfpauschale" gibt es nicht. Jürgen Marschall erklärte, dass es Zusatzzahlungen in anderen Städten ebenfalls nur dann gibt, wenn zum Beispiel die Familien mit verköstigt werden. "Das ist bei uns im Landkreis aber nicht der Fall!"

 Wichtig sei es die Menschen "an die Hand zu nehmen", sie aber auch nicht "in Watte zu packen", sondern zu zeigen, wo sie was bekommen und eventuell bei einem ersten Besuch eines Einkaufsmarktes mit zu gehen, ihnen zu zeigen wo die Schule oder der Busbahnhof ist. "Dann finden sie das schon alleine," fügte Pfarrgemeinderätin Andrea Friedrich-Rückert an. Sie nannte als Beispiel die syrische Familie, die in Bad Königshofen lebt. "Die haben sich alleine zurecht gefunden, auch selbst herausgefunden, wann der Bus nach Bad Neustadt oder Schweinfurt geht, oder wo der Einkaufsmarkt ist."

Autor: Hanns Friedrich

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