Mit Erzbischof George Njaralakatt aus der Diözese Tellicherry im südindischen Bundesstaat Kerala begrüßte Pfarrvikar Johnson Thottathil am Sonntagnachmittag in der Mühlbacher Kirche einen besonderen Gast. Dieser ist zurzeit in Deutschland, um „seine Priester“ zu besuchen, damit auch den Landkreis Rhön-Grabfeld.
Die Besonderheit in Mühlbach war jedoch, dass es hier seit einem Jahr einmal im Monat einen indischen Gottesdienst gibt, sagt Pfarrvikar Johnson, der gemeinsam mit dem Erzbischof am Altar stand. Er selbst stammt aus Indien, kam 2008 nach Deutschland, war unter anderem in der Pfarreiengemeinschaft Franziska Streitel in Mellrichstadt und seit 2020 ist er Pfarrvikar in Mühlbach. Der Gottesdienst selbst war für Außenstehende eine Besonderheit, da er im syro Malabarischem Ritus in der Landessprache Malayalam gefeiert wurde. Markant für diese Art der gottesdienstlichen Feier waren die vielen Gesänge, die die Lebendigkeit der indischen Kirche widerspiegelten und damit einen Einblick in die gottesdienstlichen Feiern gaben. Farbenfroh waren dazu die Messgewänder der beiden Geistlichen. Gottesdienstbesucher, die die indische Sprache nicht beherrschen erkannten jedoch viele Gemeinsamkeiten zur katholischen Kirche mit Wortgottesdienst, Lesung, Evangelium, Predigt, Hochgebet und die Wandlungsgebete.
Pfarrvikar Johnson sagte im Gespräch mit dieser Redaktion, dass seit sechs Jahren eine sehr starke Immigration von indischen Jugendlichen nach Deutschland bemerkbar ist. Meist sind es Pflegekräfte und Studenten. Die Mehrheit kommt aus gut katholischen Familien aus dem südindischen Bundesstaat Kerala. „Diese junge Menschen und ihre Familien legen großen Wert darauf, dass sie ihren Glauben hier in Deutschland praktizieren.“ In Bad Neustadt und den umliegenden Ortschaften leben zurzeit etwa 120 Jugendliche aus Indien. Am Rhönklinikum Campus arbeiten 54 indische katholische Pflegekräfte, weitere in Schweinfurt, Bad Kissingen, Bad Bocklet und anderen Kliniken. Der Pfarrvikar weiß von Christiane Hanshans von der internationalen Fachkräftegewinnung am Rhönklinikum, dass in zwei Jahren weitere 60 Pflegekräfte aus Indien nach Deutschland kommen.
So entstand vor einem Jahr die Idee, in der Mühlbacher Kirche einmal im Monat einen indischen Sonntagsgottesdienst anzubieten. Dieser ist immer sehr gut besucht. „60 bis 70 junge Menschen kommen da regelmässig“, sagt der Pfarrvikar. Ihm ist es wichtig, dass sie nicht nur nach Mühlbach zu einem indischen Gottesdienst kommen, sondern in der jeweiligen deutschen Ortskirche den Gottesdienst besuchen. Aber einmal im Monat feiere man in der Mühlbacher Kirche dann einen gemeinsamen indischen Gottesdienst. Dieser wird immer sehr gut besucht, so wie am Sonntag wo fast 100 Kirchenbesucher gezählt wurden. Im Anschluss an den Gottesdienst traf sich Erzbischof George zu einem gemütlichen Nachmittag im Garten des Pfarrhauses.
Pfarrvikar Johnson Thottathil kennt als indischer Priester die spirituellen Bedürfnisse der jungen Menschen aus seiner Heimat und will deshalb ihnen einen Raum für ihre eigene Glaubensüberzeugung anbieten. Außer den monatlichen indischen Gottesdiensten gibt es deshalb Beichtgelegenheiten in indischer Sprache, indische Kreuzwegandachten in der Fastenzeit und im Monat Oktober Rosenkranzandachten. Hinzu kommt die Liturgie an den Kar- und Ostertagen, speziell für indische Gläubige. Mühlbach dürfte damit die vermutlich kleinste indische Kirchengemeinde in Bayern sein. In der Diözese Würzburg gibt es aktuell übrigens 26 indische Priester und Ordensleute, viele davon auch im Landkreis Rhön-Grabfeld, so zum Beispiel in Hohenroth, Mühlbach, Großeibstadt, Bad Königshofen oder auch Wülfershausen.
Autor: Hanns Friedrich