Der Karmel in Rödelmaier wird aufgelöst. Ende November verlassen die Schwestern ihr Kloster
"Mir tun vor allem die Menschen leid, die wir hier zurücklassen, die immer für uns da waren und auch wir für sie,“ sagt Schwester Katharina. „Vielleicht holt mich der liebe Gott noch vorher zu sich,“ fügt Schwester Mechthild an. Sie ist wie Schwester Elisabeth seit 67 Jahren in Rödelmaier. Schwester Elisabeth war über viele Jahre hinweg Priorin und meint, „dass es der liebe Gott schon richten wird.“ Schwester Ancilla, zurzeit Priorin im Karmel Rödelmaier wirkt gefasster und erklärt, dass es keine andere Möglichkeit mehr gab. "Wir können das Kloster nicht mehr halten, denn unsere Schwestern werden immer älter und der Nachwuchs fehlt.“ Die jüngste Schwester 57, die älteste 90 Jahre alt. Viele Arbeiten seien nicht mehr allein zu bewältigen. Deshalb gibt es auch Angestellte. Aber natürlich falle es keiner der Schwestern im Konvent leicht, nach und nach die Koffer zu packen und sich auf den Tag des Abschieds vorzubereiten.
1956 kamen Schwester Elisabeth und 1957 Schwester Mechthild in den Karmel Rödelmaier. „Damals gab es hier noch viel zu tun, es war Aufbauarbeit gefragt,“ sagt Schwester Mechthild. 20 Schwestern waren im Konvent und nach und nach sei auch der engere Kontakt zur Bevölkerung gewachsen. Natürlich sei der nicht so persönlich gewesen wie heute, fügt sie an. Es war die Zeit, als der Karmel in Rödelmaier noch nicht so „weltoffen“ war. Damals gab es im Besucherzimmer noch ein Gitter, hinter dem die Schwestern waren und man nur so den Kontakt mit ihnen bekam. Heute ist das Besucherzimmer hell und freundlich gestaltet, ohne Gitter und nur mit einer einfachen Barriere in Tischhöhe. In den vergangenen Jahrzehnten waren die Schwestern auch „autark“ und bauten, das was sie benötigten selbst an.
Schwester Elisabeth, heute 90 Jahre alt, war selbst mehr als 20 Jahre Priorin des Karmel Rödelmaier. Sie erinnert sich an die notwendigen Umbauten im Kloster. Dazu gehörte unter anderem die Neugestaltung des Chorraums und der Kapelle aber auch ein besucherfreundlicheres Sprechzimmer und vor allem ein Aufzug. Bei ihrem Eintritt gab es keinen Fernseher und kein Radiogerät im Kloster. Als die Umstrukturierungen durch das II. Vatikanische Konzil kamen, liehen sich die Schwestern ein Radiogerät aus, um die Reportagen aus Rom mitzuverfolgen. Man lebte abgeschieden von der Außenwelt. Eine Veränderung gab es 1968 weiß Schwester Mechthild. Damals übernahm der Karmel Rödelmaier die Hostienbäckerei und bekam die notwendigen Geräte von einem anderen Kloster. Die Backeisen von damals wurden 1975 durch einen modernen Backautomaten abgelöst.
Seit mehr als 15 Jahren fertigt Schwester Mechthild Oster- und Kommunionkerzen sowie viele Motivkerzen. Daneben hat sie auch den Pfortendienst inne. Mit ihr fertigen auch Schwester Clara-Maria und Sr. Johanna Kerzen. Mit der Entscheidung das Kloster zu verlassen, wurde nach und nach die „Kerzenwerkstatt“ aufgegeben. Schwester Clara Maria ist die Jüngste im Karmel und unter anderem zuständig für Kommunionkinder, wenn diese ins Kloster kommen und mehr über das Leben hinter Klostermauern und von der Hostienbäckerei erfahren wollen. Auch ihr fällt es nicht leicht Rödelmaier zu verlassen. Aber unser neues Kloster ist größer und wir bleiben ja als Gemeinschaft zusammen, sagt sie, während sie wieder einmal einen Schrank ausräumt. „Was nehmen wir mit, was kommt auf unseren Flohmarkt,“ das entscheidet sich mit den Mitschwestern. Der Flohmarkt ist übrigens im Kloster Rödelmaier und kann zu den Öffnungszeiten besucht werden.
Es sei gut mit dem Kirchenjahr den Aufenthalt in Rödelmaier zu beenden und mit dem neuen Kirchenjahr, der Adventszeit, den Neubeginn im neuen Karmel zu beginnen, sagt Schwester Clara Maria. Schließlich gibt es viele Erinnerungen an Rödelmaier. Schwester Elisabeth nennt den, wie sie sagt, „Besuch heiligen Therese von Lisieux“, als deren Reliquien nach Rödelmaier zur Verehrung kamen. Aber auch das Krippensingen oder Jubiläen und vieles Mehr werden in Erinnerung bleiben. Ein besonderes Anliegen haben die Schwestern vom Karmel „“Regina Pacis“ in Rödelmaier: „Wir hoffen inständig, dass die Kapelle erhalten bleibt und sie weiterhin ein Ort des Gebets ist.“ Natürlich wurde in den vergangenen Wochen bereits mit dem Ausräumen begonnen. „Das ist ein so großes Haus und da merkt man erst, was sich über die Jahrzehnte hier angesammelt hat,“ fügt Schwester Katharina an.
Wie wird es weitergehen? „Wir werden auf jeden Fall alle zusammenbleiben, das war uns sehr wichtig,“ sagt Priorin Schwester Ancilla. Entschieden hat man denn auch gemeinsam in den Karmel St. Josef in Auderath in der Eifel zu wechseln. „Es ist ein sehr schön gelegenes Kloster mit großem Garten. Schwester Ancilla sieht man es im Gespräch an, dass auch ihr der Schritt, Rödelmaier zu verlassen, sehr schwerfällt. Das Zusammenleben im neuen Karmel mit den anderen Schwestern bringt natürlich auch Neuerungen mit sich. Außerdem wird eine neue Priorin gewählt und die Aufgaben werden neu verteilt. Am 24. November, dem Christkönigsfest, findet die offizielle Verabschiedung durch Bischof Franz Jung statt. Danach heißt es für die acht Schwestern schweren Herzens Abschied zu nehmen und ihren Karmel Regina Pacis zu verlassen.
Autor: Hanns Friedrich