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Glocken der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt und ihre Geschichte – Die Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Bad Königshofen besitzt insgesamt sechs Glocken. Hinzu kommt die historische Feuerglocke in der Laterne des Turmes. Sie alle haben ihre Geschichte. Die älteste wurde vor 358 Jahren gegossen. Die Inschriften auf den Glocken erzählen Geschichten und erinnern an gute und schlechte Zeiten.

Bad Königshofen. Wenn im Jahresablauf  die Glocken vom Turm der Stadtpfarrkirche läuten,  sind es  Glocken, die vor 20 und 358 Jahren gegossen wurden. Seitdem läuten sie zu den verschiedensten Anlässen vom Turm der knapp 600 Jahre alten Stadtpfarrkirche. Die Inschrift auf den "ehernen Rufern" erzählen Geschichte und viele von ihnen haben schön und schreckliche Zeiten in der Stadt erlebt. Interessant sind die Inschriften, teils in lateinischer Schrift, teils in deutsch.

 Die am höchsten Punkt des Bad Königshofener Kirchturms hängende Glocke ist die in der Laterne des Kirchturms in mehr als 65 Metern Höhe. Diese Glocke wird „Feuerglocke“ genannt. Mit ihr konnten früher mittels eines Seiles, das bis ins 1. Stockwerk des Turmes reicht Brände innerhalb der Stadt angezeigt werden. Diesen Glockenstrang gibt es ebenso wie den Hinweis "Feuerglocke". Sie hat zu großen Stadtbränden ebenso geläutet, wie wohl auch in Kriegszeiten. Die Innschrift der Glocke lautet: Anno 1729 * Soli Deo Gloria "Gott allein sei die Ehre." Diese Glocke wird 2012 genau 283 Jahre alt.

 Wer den Turm der Stadtpfarrkirche nach oben steigt, der wird sie im Gebälk hängen sehen. Wohl kaum einer macht sich dabei Gedanken, wie lange sie schon im Turm dieser Kirche hängen. Im obersten Stockwerk, direkt unter der Balustrade, da läutet die "Marienglocke".

Diese Glocke ist die größte des Geläuts. Sie schlägt die Anzahl der Stunden. Am obersten Rand der Glocke liest man folgende Umschrift: 1740 * ORATE DOMINUM UT DESINANT TONITRUA DIE ET GRANDO *  EXOD: 9:V:28 *   (272 Jahre alt). Pfarrer Karl Feser hat im Buch Exodus nachgschaut und übersetzt diese Inschrift folgendermaßen: "Betet zum Herrn, daß aufhört Hagel und Donnergrollen."  Der Vers selbst lautet: "Legt beim Herrn Fürsprache ein! Zuviel ist es schon der Donnerstimme Gottes, zuviel des Hagels, ich will euch ziehen lassen, ihr braucht nicht mehr länger zu bleiben." Dieser Vers verweist auf den Auszug des Volkes der Israeliten aus Ägypten."

  Es folgen zwei Zierleisten , eine davon mit Engelsgesichtern.  An der Nordseite der Glocke befindet sich ein Bildnis der Gottesmutter mit Zepter. Darunter ist folgende Inschrift zu lesen: MEIN KLANG ERSCHALLT ZU GOTTES EHR * BERUFT DAS VOLK ZU CHRISTI  LEHR + VERIAGT WIRD WETTER STURM UND WIND * ERSCHRECKT DAS HÖLLISCH ZAUBER GSIND + WECKT AUF ZUR HÜLFF IN BRAND UND KRIEG * VERKÜNDIGT FRIED UND GROSSE SIEG + ER FÜHRT ZUM GRAB MIT KLANG UND LEYD * AN EHREN TAGEN ZEIGT ER FREUD + UNSERE MUTTER MARIAM * RUFFT ER UM SCHUZ UND BEYSTAND AN + ERHALT DIES LAND UND DIESEN ORTH * IM SCHOSS DER KIRCH BEY GOTTES WORT + Auf der Südseite der Glocke steht: GOSS MICH IOHANN ADAM ROTH IN * W *

 Kommen wir ein Stockswerk tiefer. Hier hängen insgesamt fünf große und kleine Glocken. Die obere Glocke im unteren Glockenboden wird allgemein „Totenglöckchen“ genannt. Am oberen  Rand liest man folgende Umschrift: GLORIA PATRI ET FILIO ET SPIRITUI SANCTO; SICUT ERAT IN PRINCIPIO ET NUNC ET SEMPER ET IN SECULA SECULORUM AMEN. Pfarrer Karl Feser übersetzt dies mit: "Ehre sei dem Vater, dem Sohne und den Heiligen Geist, wie es war im Anfang und in alle Ewigkeit. Amen. Weiterhin ist zu lesen: IN WIRTZBURG GEGOSSEN 1654. Mit 358 Jahre ist sie die wohl älteste Glocke im Geläut der Stadtpfarrkirche Bad Königshofen.

 Auf der Glocke an der Süd-West-Ecke des unteren Glockenbodens eine allerdings sehr schlecht zu lesende Umschrift in deutscher Schrift. Ungefähr ist dort folgendes zu lesen: "I ch beth verley handler Starken arm*cht" Bei der Glocke an der Süd-Ost-Ecke des unteren Glockenboden handelt es sich ebenfalls um eine Marienglocke. Die Umschrift lautet: AVE * MARIA GRATIA PLENA * DOMINUS * TECUM + "Gegrüßet seist Du Maria, voll der Gnaden." Die Glocke an der Nord-Ost-Ecke des unteren Glockenbodens ist die „Michaelsglocke“ An der Westseite der Glocke steht: ST. MICHAEL Darunter befindet sich ein Relief Sankt Michaels, der gerade den Drachen tötet. Darunter steht: KOMM UNS ZU HILF ! ; ZIEH` MIT ZU FELD ! An der Osteseite steht: KÖNIGSHOFEN I. GR. Sie wurde um 1960 ins Geläute aufgenommen.

 Die Glocke an der Nord-West-Ecke des unteren Glockenbodens ist die jüngste des Geläuts und wird „Paulsglocke“ genannt. Sie schlägt die Viertelstunden und läutet meist zu den Gottesdiensten. Die Umschrift am oberen Rand der Glocke (an der Ostseite) lautet: REISST DIE TORE WEIT AUF FÜR CHRISTUS: Johannes Paul II. Darunter sieht man ein Relief des Hl. Paulus. Unter diesem steht: HL: APOSTEL PAULUS BITTE FÜR UNS ! An der Westseite der Glocke befindet sich folgende Inschrift: IM JAHRE DES HEILS 1981 ZUM GEDENKEN AN PAPST JOHANNES PAUL II BISCHOF DR. PAUL WERNER SCHEELE VON WÜRZBURG IHREM PFARRER FRANZ PAUL GEIS DIE PFARRGEMEINDE MARIA HIMMELFAHRT BAD KÖNIGSHOFEN. Darunter steht: RUDOLF PERNER ANNO DOMINI 1981 PASSAU. Diese Glocke wurde Dekan Franz Paul Geis von der Pfarrgemeinde zum Priesterjubiläum geschenkt. Als sie geweiht wurde, war Pfarrer Geis bereits schwer erkrankt und sah über einen Bildschirm die Liveübertragung aus der Stadtpfarrkirche.

 Wer zum Bad Königshofener Kirchturm kommt, findet dort am Aufgang zum Turm ebenfalls ein Glocke. Diese Glocke, ebenfalls eine Marienglocke, wurde 1981 durch die Paulsglocke ersetzt. Die Umschrift lautet: AVE * MARIA * GRATIA * PLENA * DOMINUS * TECUM * + Eine Zeitangabe fehlt hier allerdings. Auch diese Glocke dürfte zu den Ältesten im Geläute der Stadtpfarrkirche Bad Königshofen gehören. Einst wurde sie in der Kirche als "Wandlungsglocke" genutzt, bevor sie dann auf den Turmvorplatz gestellt wurde.

Text: Hanns Friedrich

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