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Aschenkreuze und Fastentücher haben jahrhundertealte Bedeutung – Mit dem Aschermittwoch beginnt in den evangelischen und katholischen Kirchen die 40-tägige Fastenzeit. In vielen katholischen Kirchen werden nun Bilder mit violetten Tüchern verhängt oder Flügelaltäre geschlossen. So zum Beispiel in Bad Königshofen oder auch in Eyershausen, wo in diesem Jahr erstmals das restaurierte Fastentuch zu sehen ist. Im vergangenen Jahr mußten die Eyershausener darauf verzichten, weil es zu diesem Zeitpunkt noch in der Restaurierungswerkstatt in Würzburg lag.

In den vergangenen Wochen wurde es nun  hinter dem Hochaltar auf einer Rolle angebracht, die auf Knopfdruck per Fernbedienung das Fastentuch dann nach unten rollt.  Das Eyershausener Fastentuch wird von der Diplom Restauratorin Cornelia Hagn aus München auf das Jahr 1897 datiert. Es ist sehr dünn und blau eingefärbt. Im Zentrum zeigt es ein monumentales Kreuz mit den fünf Wundmalen Christi. Das Fastentuch von Eyershausen hat eine Größe von 4,56 Meter auf 2.43 Meter. Die Expertin hatte festgestellt, daß die sehr dünn aufgetragene Hintergrundfarbe ohne Grundierung auf das Gewebe aufgebracht wurde. Für das Kreuz im Zentrum des Tuches hatte man die Farbe ausgespart. Die Besonderheit: In die Kreuzbalken sind die Wundmale Christi farbig gemalt.

Da sieht man Füße und Hände und das Herz, sowie die Dornenkrone. Die Kanten der Kreuzbalken sind mit roten und gelben Begleitstrichen gegen den Hintergrund abgesetzt und die Enden mit neobarocken Ornamenten verziert. Das Kreuz selbst ist von einem ebenfalls mit rot-gelb-braunen Linien bemalten Rahmen umgeben. Die Ecken sind wiederum durch Ornamente gestaltet. Die Expertin stellte fest, daß der sich anschließende, etwa 30 Zentimeter breite Randbereich des Tuches im Blau heller gehalten wurde. "Vielleicht, um eine räumliche Tiefe zu erreichen," sagte Cornelia Hagn bei einer Besprechung in Würzburg.

Das Tuch hatte in den vergangenen Jahrhundertenerheblich gelitten. Wahrscheinlich führten Löcher und Risse im originalen Gewebe dazu, daß man ein neues Gewebe, vermutlich im 20. Jahrhundert, rückseitig mit so genanntem Glutinleim aufklebte. Ebenso relativ neuzeitlich wurden die seitlichen und der untere Geweberand mit der Nähmaschine auf das neue Gewebe fixiert. Die Fastentücher waren und sind in Deutschland noch weit verbreitet. Pfarrer Karl Feser weiss von den Zittauer Fastentüchern, wobei sogar der gesamte Altarraum verhängt wird. Fastentücher werden auch Hunger- oder Palmtuch oder auch Schmachtlappen genannt. In Deutschland sind in der heutigen Zeit vor allem die Misereor Hungertücher bekannt. In Rhön-Grabfeld ist seit Jahren außerdem die Kirchengemeinde von Schönau an der Brend in der Fastenzeit ein Anziehungspunkt. Dort werden Hochaltar und beide Seitenaltäre durch überdimensionale Fastentücher regelrecht verdeckt.

Doch zurück zum Aschermittwoch. Unterlagen zufolge kommt die Bezeichnung Aschermittwoch vom Brauch, im Gottesdienst an diesem Tag die Asche von den verbrannten Palmzweigen des Vorjahres zu segnen und die Gläubigen mit einem Kreuz aus dieser Asche auf die Stirne zu bezeichnen. Noch heute hat die Fastenzeit eine hohe Bedeutung für das Christentum. Kalendarisch betrachtet liegt Aschermittwoch immer zwischen dem vierten Februar und dem zehnten März des laufenden Jahres. Das genaue Datum errechnet sich anhand des Osterfestes, wobei Aschermittwoch immer der 46. Tag vor Ostersonntag ist. Die mit der Fastenzeit verbundenen Traditionen lassen sich bis in das zweite Jahrhundert zurückverfolgen, wo man zwei Tage vor Ostersonntag mit dem Fasten begann. Im dritten Jahrhundert wurde diese Zeit auf die Karwoche ausgedehnt und bereits im vierten Jahrhundert auf 40 Tage (durch das 1. Konzil von Nicäa). Die 40 Tage dienen der Buße und Rückbesinnung des Menschen auf das Wesentliche.

 Bereits zu Zeiten des Alten Testaments war es üblich, Menschen, die große Sünden begangen hatten, am Aschermittwoch mit einem Bußgewand zu kleiden, mit Asche zu bestreuen und aus der Kirche zu vertreiben. Der Asche wurde dabei eine reinigende Wirkung der Seele nachgesagt, auch galt sie zu dieser Zeit als Putzmittel. Während das öffentliche Anprangern im Verlauf der Jahrhunderte abgeschafft wurde, blieb die Aschebestreuung erhalten. Im zehnten Jahrhundert wies die Synode von Benevent auf die hohe Bedeutung der Asche hin. Papst Urban II. ordnete im elften Jahrhundert an, die verwendete Asche zu segnen. Und ab dem darauf folgenden Jahrhundert musste die Asche aus Palmenwedeln und Ölzweigen hergestellt sein, die im Jahr zuvor am Palmsonntag eingesetzt waren. Das bei der Segnung am Aschermittwoch durch den Pfarrer auf die Stirn gezeichnete Aschekreuz mahnt zur Buße. Gläubige gehen an diesem Tag in die Kirche und erhalten das Kreuz mit den Worten: „Bedenke Mensch, dass Du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehrst“.   Text: Hanns Friedrich

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