Darauf verwies Pfarrer Karl Feser rückblickend in seiner Predigt. Er nannte den Ersten Weltkrieg, der damals in Europa wütete und Millionen Menschen das Leben kostete, erwähnte die Oktober-Revolution in Russland Die Kommunisten kamen an die Macht und beseitigten gewaltsam das Zarentum, die Lehren des Atheismus wurden verbreitet. In Portugal war eine antikirchliche Regierung an die Macht gekommen. Die christlichen Orden wurden aufgelöst, man versuchte kirchliches Leben auszuradieren. In der Nachkriegszeit kam die Weltwirtschaftskrise, Diktaturen machten sich breit und die nächste Katastrophe kam auf Europa zu: der Zweite Weltkrieg.
Aber, so der Pfarrer Karl Feser auf das Jahr 1917 zurück kommend: Damals ereigneten sich in Fatima, auf der Cova da Iria, Erscheinungen der Muttergottes vor drei Hirtenkindern. Es waren die Geschwister Jacinta und Francisco und deren Cousine Lucia. Er nannte dies ein deutliches Zeichen, vor allem die Bitte Mariens, sich wieder Gott zuzuwenden. Der Prediger zog in diesem Zusammenhang einen Vergleich zum Jahr 2017. Nicht der Atheismus mache der Kirche heute zu schaffen, sondern, so der Geistliche: "Das Gefährliche unserer Zeit ist die Gottgleichgültigkeit. Der Mensch setzt sich in den Mittelpunkt, er gestaltet sein Leben und es ist ihm egal ob es Gott gibt oder nicht." Damit würden sich viele Menschen von der Transzendenz abwenden, von einer Himmlischen Macht. "Sie sind keinem Schöpfer gegenüber mehr verantwortlich, Ethik und Moral. werden beliebig und auf menschliche Maßstäbe reduziert." Das führe dazu, dass das menschliches Miteinander immer komplizierter wird.
Auf die Botschaft Mariens eingehend sagte Pfarrer Karl Feser: Ich entdecke in den Botschaften von Fatima drei Aspekte der Biblischen Offenbarung: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium“. Das waren die ersten Worte die Jesus im Markusevangelium sprach, der auch von einer frohen und befreienden Botschaft spricht, die Gott gibt. "Kehrt um!", das bedeutet nicht der Mensch steht im Mittelpunkt, sondern Gott. Die Botschaft von Fatima beinhalte das Vertrauen in das Gebet und vor allem ebenfalls das fürbittende Gebet für andere. "Wenn Worte nichts nützen, vielleicht können wir das zu Maria und letztlich vor Gott bringen, denn er hat die Macht die Herzen der Menschen zur Einsicht zu bewegen." Angesprochen hat der Pfarrer die Kirchenaustritte und einen Fragebogen, den er an diejenigen schickt. "Ich möchte diese Menschen gerne verstehen." Selten sei es der Glaube. Die Missbrauchsskandale in der Kirche und die Scheinheiligkeit der Kirche werden angeprangert.
Pfarrer Karl Feser: "Was Jesus vorgelebt hat, das war eine Alternative zu dem, was so üblich war, sei es religiös oder im menschlichen Miteinander. So sind wir heute gefordert, eine Alternative zu leben, zu dem, was so üblich ist, was als normal hingestellt wird, sich letztlich aber als menschenfeindlich entpuppt, sich als gottlos entlarvt." Die Botschaften von Fatima könnten heute Impulse sein, evangeliumsgemäßer zu leben, sich neu auf Gott hin auszurichten und Maria und viele andere Heilige als Vorbilder herzunehmen und ihnen nachzueifern versuchen. Von den Hirtenkindern sei bekannt, dass sie nach den Erscheinungen die Ernsthaftigkeit des Lebens als eine Chance erkannten, die von Gott gegeben ist. Sie hatten gelernt sich aus Liebe heraus aufzuopfern für andere und für Gott. "Gebe Gott, dass auch wir im Glauben und in der Liebe, die uns Gott entgegen bringt, so berührt werden, dass wir als Gewandelte weitergehen können."
Autor: Hanns Friedrich