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50 Jahre II. Vatikanisches Konzil - Abschlussvortrag – Frauen, die ansonsten in der Kirche abseits standen, haben sich beim II. Vatikanischen Konzil erstmals zu Wort gemeldet. Das sagte Dr. Ursula Silber vom Tagungszentrum Schmerlenbach bei ihrem Vortrag "Schatten- Spielerinnen- Frauen am Rand des Konzils" in Bad Königshofen. Wie beim Schattenspiel sei es ihnen gelungen im Hintergrund zu wirken, die Fäden zu ziehen. einiges zu bewegen und den Frauen eine Stimme zu verleihen

 Etwas das sich größtenteils auch heute noch auswirkt, wo Frauen im Gottesdienst als Gemeinde- oder Pastoralreferentin, bei der Kommunionausteilung oder als Lektorin eingesetzt werden. Interessant an diesem Abend die Frage an die Zuhörer, was sie vor 50 Jahren vom Konzil mitbekommen hatten. Pfarrer Karl Feser war damals gerade mal fünf Jahre alt, Diakon Rudolf  Reuter ein Kommunionkind. Pfarrer Linus Eizenhöfer Kaplan. Er konnte sich am besten erinnern, welchen Umschwung es damals gab, vor allem  als später die Messe in der Landessprache gehalten wurde. Es gab noch keine Mädchen, die den Altardienst versehen durften und Frauen waren noch rar im Gottesdienst, wusste Eizenhöfer.

"Sie standen im II. Vatikanischen Konzil im Hintergrund," sagte die Referentin Dr. Ursula Silber dazu. Es war die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und da stand vor allem die Familie im Mittelpunkt. Der "kalte Krieg" war angebrochen, Deutschland geteilt, die ersten Gastarbeiter kamen ins Land. Überraschend die Einberufung eines Konzils durch Papst Johannes XXIII. Man erzählt von ihm, dass, als er gefragt wurde, warum dies sein muss,  er ein Fenster im Vatikan öffnete und sagte: Damit frische Luft reinkommt und die Kirche endlich sehen kann, was draußen geschieht." Die Referentin erinnerte an Josefa Theresia Münch , die auf ihre Art beim II. Vatikanischen Konzil Kirchengeschichte geschrieben hat. "Und das mit dem Satz auf der ersten Pressekonferenz: „Wurden auch Frauen zum Konzil eingeladen?“ Sie war Journalistin und auf ihre Frage gab es ein betretenes Schweigen. Schmunzelnd meinte damals Weihbischof Kampe: „Vielleicht beim dritten Vatikanischen Konzil“, was zu allgemeinem Gelächter unter Journalisten führte.

Josefa Theresia Münch fühlte sich als Theologin berufen und wollte Priesterin werden. Sie gab ihren Beruf als Grundschullehrerin auf, um Theologie zu studieren,  kehrte später wieder in den Schuldienst zurück. Sie war es aber auch, die Eingaben an das Konzil machte, denn das war damals durchaus gewünscht. Josefa Theresa Münch forderte unter anderem eine Änderung des Kirchenrechtes so, dass eine Ordination von Frauen möglich wird, eine geschlechtergerechte liturgische Sprache, als Schwestern und Brüder, und  gleiche Behandlung männlicher und weiblicher Laien. Es gab übrigens verschiedene Konzilseingaben so vom Katholischen Frauenbund und auch einzelner Frauen. Die Referentin betonte in Bad Königshofen, dass es erstmals ein wirklich weltweites Konzil mit  Bischöfen aus Afrika, Ostasien, Nord- und Südamerika  sowie vielen einheimische Bischöfen war. Es gab die damals neuen Kommunikationsmittel wie Radio und Fernsehen, aber auch die Zeitungen. Sie brachten die feierlichen Veranstaltungen, die Diskussionen und die Ergebnisse in der Konzilsaula sehr schnell zu den Menschen „vor Ort“. Frauen als „Konzilsreporterinnen“ und Journalistinnen hatten erstmals eine ganz wichtige Rolle. Es ist aber auch bekannt, dass während der ersten Sitzungsperiode 1962 einer Frau sogar der Zutritt zu einer Messe im Petersdom verweigert wurde. Interessant dazu ein Bild, bei dem junge Frauen die Bewirtung der Konzilsteilnehmer übernommen hatten. Es waren die „Damen von Bethanien“, ein niederländischer Frauenorden, die in ihrem „Foyer Unitas“ eine Art ökumenischen Salon für Konzilsväter bereit hielten.

Hinter den Kulissen des Konzils sei viel passiert: Erfahrungen und Eindrücke wurden austauscht, mit Experten und Anwesenden diskutiert, Meinungen gebildet, Strategien geplant. Bereits zur dritten Sitzungsperiode 1964 wurden offiziell fünfzehn Frauen als „Laien-Auditorinnen“ berufen. Sie kamen aus aller Welt, unter ihnen waren Ordensfrauen, verheiratete Frauen und auch zwei Kriegswitwen. Am Ende des Konzils waren es 23 Laien-Auditorinnen. Aus Briefen und Schriften geht hervor, dass sie ganz konkrete Verbesserungsvorschläge zu den Vorlagen einbrachten. Wohl auch deshalb richteten die Konzilsväter zum Abschluss noch einmal ausdrücklich eine „Botschaft an die Frauen“. Dr. Ursula Silber: Das war ein Aufruf an alle Frauen, Ordensfrauen, ledige und verheiratete, christliche, anders- und nichtgläubige Frauen, die Dynamik des Konzils aufzunehmen und zu vermitteln. Etwas das auch heute noch aktuell ist. "Frauen sind aufgerufen, auf ihre eigene, ganz persönliche Art die Anliegen des Konzils immer wieder neu zu buchstabieren. Ob auf der Bühne oder „backstage“ im Schatten – die offene Tür des Konzils hat auch die Frauen mit ins Spiel gebracht!"

Autor: Hanns Friedrich

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