Immer wieder stelle sich die bange Frage, wie Weihnachten wohl sein wird. Ein Weihnachtsfest in Frieden? Diese Weihnacht lasse noch auf sich warten. Maria und Josef seien arme Leute gewesen und auch heute hätten die Menschen oft keine Arbeit Der Diakon, der vor 39 Jahren in Bethlehem das Weihnachtsfest feiern konnte, erinnerte daran, dass es damals noch keine Mauern und keine Trennung zwischen Palästina und Israel gab. "Wir konnten ungehindert querfeldein zu den Hirtenfeldern und niemand hat uns aufgehalten." Seit 25 Jahren ist das "Heilige Land", das von Juden, Muslimen und Christen bewohnt wird, zerstritten. Würde Jesus heute leben, wäre es für ihn und seine Jünger nicht einfach von einer Stadt zur anderen zu gelangen. Eine fast neun Meter hohe Mauer zerschneidet das Land und ist abschreckender als die Mauer zu DDR Zeiten in Berlin. Das wurde in einer Erzählung von Bärbel Wolf aus Waldberg deutlich. Sie sagte, dass heute die Schafe der Hirten an der Betonmauer grasen müssten, Maria und Josef bräuchten einen Passierschein am Checkpoint und Jesus wäre wohl in einer Warteschlange, von Gittern umgeben, geboren worden.
Beeindruckend dazu das Gebet einer Schülerin aus Bethlehem. Melissa Shahwan erinnert an die Freude der Menschen vor mehr als 25 Jahren an Heiligabend. Viele Menschen seien zur Geburtskirche in Bethlehem gekommen, "es war ein Abend voller Freude und Heiterkeit und der Weihnachtsbaum war schön geschmückt." Man hatte eine herrlich Weihnachtsstimmung. Das alles gebe es heute nicht mehr. Melissa Shahwan beendete ihr Gebet mit der Bitte, dass Christus die Herzen der Menschen mit Liebe und Vergebung füllen möge und alle ein fröhliches Weihnachtsfest feiern können. Danach wurde das Friedenslicht in einer großen Laterne in die Hauskapelle von St. Michael getragen und die Gläubigen aus den verschiedenen Gemeinden des Landkreises entzündeten daran ihre Kerzen. Dieses Licht anzunehmen sei ein erster, wichtiger Schritt, "damit sein Friede bei uns ankommt." sagte Diakon Rudi Reuter dazu.
Pastoralreferentin Regina Werner sagte zum Friedenslist, dass dieses an der Geburtsgrotte in Bethlehem entzündet wurde, nach Wien reiste, wo es Pfadfinder aus ganz Europa und darüber hinaus übernahmen und weiter reichten. So kam es nach Würzburg und Bad Königshofen und damit in den Landkreis Rhön-Grabfeld. Nun wird es in die Kirchengemeinden getragen, aber auch zu den Obdachlosen, in die Krankenhäuser, Altersheime und in die Familien. Diakon Rudi Reuter verwies auf ein Bild, das den Eingang zur Geburtsgrotte in Bethlehem zeigt. Es ist eine kleine Türe und jeder der hineingehen will, muss sich klein machen. "Es gibt keinen anderen Weg." An der Kirche sind aber die Umrisse eines großen Tores zu sehen. Früher, so wusste der Diakon, gab es eine große Pforte. Jedoch sei es oft vorgekommen, dass Reiter auf ihren Pferden in die Kirche ritten. Dies unterband man vor Jahrhunderten durch die kleine Pforte. Das Licht müsse also aus der Grotte hinaus getragen werden und jeder wisse, wie empfindlich solch eine kleine Kerzenflamme ist. "Damit das Licht Christi scheinen kann, braucht es Hände, Füße und die Herzen vieler Menschen, die das Licht und die Kunde vom göttlichen Frieden, die verzeihende Liebe Jesu Christi weiter tragen in die Welt."
Autor: Hanns Friedrich