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Wenn am Fronleichnamstag die große Prozession von der Stadtpfarrkirche durch die Straßen der Stadt geht, dann hat sich Bad Königshofen wieder herausgeputzt. Zwar nicht ganz so festlich wie noch in den Jahren um 1960/70 aber wie damals ist der Weg, auf dem die Prozession geht, mit Gras bestreut und an den drei Altären gibt es wieder Blumenteppiche mit biblischen Motiven. Am Marktplatz wird es zum Beispiel um das Thema „Frieden" und "100 Jahre Fatima" gehen in der Kellereistraße haben die Firmlinge wieder ihren Blumenteppich.

Erstmals gestalten Kommunionkinder keinen Blumenteppich am Hintereingang der Mohrenapotheke. Ein Motiv mit den Symbolen der Erstkommunion wird es aber trotzdem geben. Der Teppich wird von Bad Königshofenern privat gelegt. Seit Montag sind nun schon Kinder und Erwachsene auf der Suche nach den entsprechenden Blumen. Die Blüten werden gesammelt und je nach Farbe in Kartons geordnet und dann bis zum Fronleichnamstag kühl gelagert. Das Problem in diesem Jahr: Viele Blumen sind bereits abgeblüht. Trotzdem sind sich die Blumenleger sicher, dass sie alle die notwendigen Farben zusammen bekommen, damit wieder schöne Teppiche aus Blüten entstehen.

Ältere Königshöfer erinnern sich an heiße Sommertage, als es so gut wie keine Blumen gab. Da wurde dann Sägemehl eingefärbt. Doch mit dem Sammeln der Blumen ist es längst nicht getan. Am Fronleichnamstag heißt es ganz früh aufstehen, damit die Teppiche auch rechtzeitig zur Prozession fertig sind. Um fünf Uhr wollen sich die ersten Blumenteppichleger bereits treffen und dann mit der Arbeit beginnen. Am Fronleichnamsfest werden in Bad Königshofen auch heuer wieder die historischen Zunftstangen aus dem Mittelalter zu sehen sein. Diese sind mehr als 300 Jahre alt und zeigen die Schutzpatrone der jeweiligen Handwerksberufe, der damaligen Zünfte, die in der Stadt Königshofen waren. Die Bäcker hatten den heiligen Nikolaus, die Zimmerer den heiligen Josef und die Wagner den Erzengel Michael. Insgesamt werden 20 dieser Heiligenfiguren, die auf verzierten Holzstangen angebracht sind, in der Prozession mitgetragen. Die Stadtpfarrkirche verfügt damit. neben Münnerstadt, über die meisten dieser historischen Zunftstangen.

Tradition ist es in Bad Königshofen auch, daß die mehr als zwei Kilometer lange Strecke mit Blumen und Gras geschmückt wird, hoffentlich auch die Häuser geschmückt und Fahnen gehißt werden. Die Bad Königshofener Fronleichnamsprozession beginnt um 9 Uhr mit einem Gottesdienst, der die Prozession durch die Straßen der Stadt folgt. Das Fronleichnamfest ist ein Erinnerungsfest an die Einsetzung des Altarsakramentes. Die Anregung entstammt einer Vision der Augustinernonne Juliana von Lüttich und wurde im Bistum Lüttich 1246 eingeführt. Am 11. August 1264 erhob Papst Urban IV. Fronleichnam als "Fest des Leibes Christi"  zum allgemeinen kirchlichen Fest. 1311, wurde es unter Papst Clemens V. auf dem Konzil von Vienne bestätigt und 1317 unter Papst Johannes XXII. endgültig weltweit angeordnet wurde.

Gerade die Fronleichnamsprozession versinnbildlicht gelebtes Christentum: Zum Ende des Osterfestkreises symbolisiert sie den christlichen Lebensvollzug, das gläubige "Wallen", das Ziehen durch die Zeit, dem ewigen Vater entgegen, heißt es in kirchlichen Unterlagen. Zu diesem Zweck entstand die Monstranz,  in der die Hostie den Mittelpunkt bildet und Zeichen der Verehrung ist. Dazu gehört auch der Baldachin, der Tragehimmel, ursprünglich ein Herrschaftszeichen der Monarchen. In der Reformation entwickelte sich Fronleichnam zu einem konfessionsscheidenden Merkmal. Luther bezeichnete Fronleichnam 1527 als "allerschädlichstes Jahresfest". Ihm fehlte die biblische Grundlegung, Prozessionen galten ihm als Gotteslästerung. Das Konzil von Trient bestätigte das Fronleichnamsfest, das nun einen demonstrativen Akzent bekam: Mit großem Aufgebot und Aufwand zeigten die Katholiken ihren Glauben. Subdiakone, Diakone, Priester, Nonnen, Mönche und Messdiener zogen mit Fahnen, Schellen und Weihrauch, begleitet von den Honoratioren und Erstkommunikanten, Gruppen von Frauen und Männern, geordnet nach Ständen, Verbänden, Bruderschaften und Vereinen durch Stadt und Flur.

In Bad Königshofen war es in den 1960er Jahren noch Brauch, daß Heiligenfiguren mitgetragen wurden. Dazu gehörte die Keßler Madonna, getragen von jungen Frauen, die Figur des Heiligen Josef, getragen von Mitgliedern der Kolpingsfamilie und das Jesuskind, das Kommunionkinder mittrugen. Heute sind es lediglich noch die Zunftstangen, die einmal im Jahr, nämlich bei der Fronleichnamsprozession mit dabei sind. Noch in den 1950er Jahren galt die Kleiderordnung für die Mitglieder der Kolpingsfamilie: weißes Hemd, schwarze Krawatte und schwarze Hose. Damals wie heute sind die Honorationen der Stadt direkt hinter dem Pfarrer mit der Monstranz und den Himmelsträgern.. Davor kommen die Ministranten und Kommunionkinder des Jahres. Die Prozession wieder vom Kirchplatz durch die Kellerei- und Schnellerstraße zur Martin-Reinhard-Straße. Abschluß ist am Marktplatz mit dem Segen über die Stadt Bad Königshofen. Wie in den Jahren zuvor wird die Stadtkapelle Bad Königshofen die musikalische Gestaltung übernehmen, mit dabei sind auch die Fahnenabordnungen der Vereine und Verbände. Pfarrer Karl Feser trägt die Monstranz über die blumenbestreuten Straßen und die Teppiche.

Autor: Hanns Friedrich

 

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