Predigt von Pfarrer Karl Feser zum Pfingstfest in der Stadtpfarrkirche Bad Königshofen. Er verweist dabei auf den Kommunionempfang, wo es heißt "Der Leib Christi." Damit verbinden die Gläubigen das Brot, in dem sie Christus empfangen.
Im ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth hören wir vom „Leib Christi“ in einem anderen Zusammenhang. Für Paulus ist die Gemeinde „Leib Christi“, der einzelne, dieeinzelne Getaufte, also jeder und jede von uns ist Teil des Leibes Christi.Für Paulus ist dies ein Leitbild für das Miteinander in der Gemeinde. In der Zeit als Paulus seine Briefe schreibt, war dies ein bekanntes Bild für jedes Gemeinwesen. So gab es im Römischen Reich die Vorstellung vom Imperium als Körper, vom Herrscher als Haupt (damit waren Rom gemeint und der Kaiser), von den Provinzen als Glieder. Dahinter ist die Vorstellung, dass das Haupt über die Glieder herrscht und alles bestimmt.Paulus gewichtet sein Bild von der Gemeinde als Leib anders. Der erhöhte Christus ist der Leib, der mit seiner Gegenwart in allen Gemeindegliedern gleichermaßen wirkt. Und die einzelnen Glieder ergeben zusammen den Leib Christi. Das Wort, das Paulus für Leib gebraucht, ist das griechische Wort „soma“ (σωμα), das den irdischen Menschen in seinem Personsein meint, also nicht nur den Körper, sondern auch die geistige Realität. Der materielle Körper allein, das Fleisch, heißt im Griechischen: „sarx“ (σαρξ). Es gibt bei Paulus im Gegensatz zu den Vorstellungen seiner Umwelt keine Bewertung oder Rangordnung zwischen den Gliedern und dem Haupt. Für Paulus gibt es auch keine Bewertung
unter den Gliedern.
Paulus betont vielmehr, dass alle ohne irgendwelche Unterschiede in den Leib aufgenommen sind. Ja er sprengt mit seinem Bild vom Leib sogar die damals gültigen Unterschiede und Rangordnungen: So sagt er: „Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen (in der Vorstellung damals also Gläubige und Ungläubige) Sklaven und Freie (das wirkt wie Sprengstoff in der damaligen Gesellschaft, die eine Sklavenhalter-Gesellschaft war). Und er wehrt sich gegen irgendwelche Versuche der Christen in Korinth, die meinen da gibt es doch Unterschiede. Paulus sagt deutlich: egal welche Gnadengaben jemand hat, welchen Dienst er oder sie ausübt, welche Kräfte jemand hat (da sind Heilkräfte gemeint). Es ist immer der Eine, von dem alles ausgeht: der Geist oder der Herr oder Gott, egal welchen Begriff man nun nimmt. Paulus entwickelt hier eine Theologie der Geistesgaben. Er erinnert zu Beginn des Textes die Christen in Korinther (VV 1-2) daran, wie sie in orgiastischen Kultfeiern einst heidnische Götter zu Antworten bewegen wollten, die sie nie bekamen, wie unfrei und angstvoll sie waren in all ihrem Bemühen.
Nun spricht der Geist Gottes in ihnen, und durch ihn können sie erkennen, dass Jesus der „Herr“ ist, das eigentliche Geistgeschenk Gottes (V 3). Und was der oder die Einzelne einzubringen hat als Glied des Leibes, das ist alles geistgewirkt, dahinter steckt Gottes Geist. Paulus teilt (VV 4-6) die Wirkungen des Geistes bei den Gläubigen – die sogenannten Charismen – ein in drei Kategorien: Begabungen, Dienste und Kräfte. Und ihm ist ganz wichtig, dass die Gläubigen ihre Charismen nicht gegeneinander ausspielen, weil der eine Gott in allem wirkt. Wenn es eine Bewertung gibt, dann nur anhand der Frage:
Was nützt dieses Charisma den anderen? (V 7). Und es folgen die einzelnen Aufzählungen von Charismen (VV 8-11). Dabei sind die Gaben geordnet nach Wissen, Kräften und Reden von Gott. Das Gewicht am Ende liegt darauf, dass der Geist entscheidet, wem er was zukommen lässt.So ist nichts aus eigener Kraft vorzuweisen (V 11). Und deshalb kann sich nicht der eine über den anderen erheben oder die eine meinen: Meine Gabe ist die Bessere. Niemand gibt sich seine Gaben und Charismen selbst. Es ist Geschenk von Gott her. Und so wird am Ende des Textes nochmals darauf verwiesen, dass die Gemeinde ein Leib ist und dass es auf das Einssein der einzelnen Glieder ankommt und ganz am Schluss, der revolutionäre Gedanke, dass sogar die ethnischen und ständischen Schranken der antiken Klassengesellschaft auf gehoben sind. Dieses Einssein soll den Gemeindemitgliedern besonders im Blick sein.
Noch ein Hinweis auf den griechischen Begriff Charisma, in Deutsch: Begabung. Das Wort setzt sich zusammen aus „Charis“ (χαρις) und dem Wort „Pneuma“ (πνεΰμα).Charis meint: Gnade, Wohlwollen, Pneuma meint: Atem, Geist. Das griechische Wort „charisma“ meint im weltlichen Sinn: die wohlwollend gespendete Gabe, in Bezug auf Gott meint es die Gnadengeschenke, die dem einzelnen Menschen zukommen. Für Paulus bewirkt der Geist Gottes die Zuteilung der Charismen und diese sind Auswirkungen bzw. Erscheinungsformen des Geistes, (1 Kor 12,7). Paulus warnt die Gemeindemitglieder davor, über die Charismen verfügen zu wollen. Sie sind letztlich Geschenk des Geistes und so ein Geschenk ist unverfügbar. Was können wir daraus lernen?
Eine christliche Gemeinde ist Leib Christi. Jeder und jede einzelne ist Glied in diesem Leib. Jeder und jede hat Begabungen, diese sollen in eine Gemeinde eingebracht werden, denn dadurch ergibt sich eine Vielfalt. Jede noch so kleine Gabe zählt und es soll sich keiner hinstellen als der oder die Bessere. Gott schenkt die Begabung, damit wir sie einbringen um einander zu dienen.