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Schon im 18. Jahrhundert hat man von anderen Künstlern einiges übernommen oder gar deren Ideen in das eigene Projekt einfließen lassen. "Georg Anton Urlaub ging bei Tiepolo, der bekanntlich die Würzburger Residenz ausmalte, nicht nur ein und aus, sondern spickte auch mal das eine oder andere aus dessen Skizzenbüchern ab." Diese Vermutung stellte der Hobby Historiker Dr. Wolfgang Kümper (Thüngersheim) bei einer Führung mit 56 Gästen aus Thüngersheim fest.

Die Thüngersheimer befanden sich "auf den Spuren von Georg Anton Urlaub" einem großen Sohn ihrer Gemeinde und kamen so nach Ipthausen, wo sich noch Originalgemälde befinden. Eingefädelt hatte diese Fahrt "Auf den Spuren Georg Anton Urlaubs"  Eberhard Nickel, Vorsitzender des CSU-Ortsverbandes Thüngersheim.  Die Thüngersheimer erfuhren, dass Georg Anton Urlaub maßgeblich an den Arbeiten im Spiegelkabinett der Residenz von Würzburg beteiligt war und ganz im Banne Tiepolos stand. Seinen ersten großen Auftrag bekam er 1752 in Ipthausen, wo er das große Deckengemälde schuf. Sein zentrales Thema ist der Triumph des Christentums im Himmel und den vier damals bekannten Erdteilen.

Interessant ist dies vor allem, weil zu diesem Zeitpunkt die Gemälde in der Residenz noch gar nicht fertig gestellt waren. Georg Anton Urlaub hatte sie aber in Ipthausen, wenn auch in kleinerem Maß,  bereits umgesetzt. Das gilt vor allem für das Fresko im Chorraum der Ipthäuser Kirche. Das zeigt St. Michael, der den Satan in den Abgrund schleudert. Seitlich davon hat Urlaub den Baum im Paradies und die eherne Schlange in grüner Grisaille gemalt. Vorbild dieses Deckengemäldes ist ganz sicher das Altargemälde in der Hofkirche der Residenz von Würzburg. Allerdings wurde das Ipthäuser Gemälde bei einem Brand 1869 schwer beschädigt und von Anton Ranzinger aus München ersetzt. Nur außerhalb des stuckierten Rahmens haben sich wohl einige originale Gliedmaßen gestürzter Engel erhalten.

Im Langhaus ist Christus mit dem Kreuz im Mittelpunkt, umgeben von verschiedenen Heiligen. Vor ihm öffnet sich der Himmel. Im unteren Bereich des ovalen Gemäldes in verschiedenen Zonen Gruppen, die den Sieg des Christentums über das Heidentum darstellen. Fachleute sprechen dabei von einer "sehr geschickten, äußerst lebendigen Komposition, sichtlich unter dem Einfluss der Fresken Tiepolos in der Würzburger Residenz. So ähnelt der dargestellte Flußgott dem im Deckengemälde der Residenz von Würzburg. Einzelne, am Rand befindliche Details, wie Wolken und Füße sind in Stuck ausgeführt und ragen in den Kirchenraum. Eine Besonderheit, die die Thüngersheimer ganz besonders beeindruckte. An den vier Ecken der Kirche sind Kartuschen mit Propheten und Schrifttexten zu sehen. Reiches Muschelwerk umrahmen die Deckenbilder. Georg Anton Urlaub zeigt in seinem Gemälde die Aufnahme Mariens in den Himmel, wo sie von Christus empfangen wird, der ihr das Schwert aus dem Herzen zieht.

Maria ist dabei auf einer Wolkenbank zu sehen, die von Engeln getragen wird. Schemenhaft sind Gott Vater und die Taube des Heiligen Geistes zu erkennen. In der Schar der Heiligen erkennt man die Frankenapostel  Kilian, Kolonat und Totnan. Dargestellt sind Bischof Bruno, der Erbauer des Würzburger Domes und auch Burkard, der erste Bischof von Würzburg. Er ist an der Fahne des Hochstifts zu erkennen. Unter den vier Evangelisten hebt sich Lukas heraus. Dabei ist nicht ausgeschlossen, daß es sich dabei um ein Selbstbildnis Georg Anton Urlaubs handelt. In Ipthausen findet man unter die Darstellung der "Europa". Diese ähnelt der von Tiepolo in der Würzburger Residenz ganz besonders. Lediglich der Kopfschmuck ist in Würzburg prächtige, sagte Dr. Kümper. Zur Malerei Urlaubs sagte Dr. Kümper, dass durch einen dunkleren Bereich am Rand, der sich in der Mitte in Helligkeit umwandelt, die Illusion einer Gewölbedecke entsteht. Der Künstler, der ja von unten nach oben malen musste, schaffte an einem Tag zwischen zwei bis drei Quadratmeter. Die Farben wurden auf feuchten Putz aufgetragen. Ein Gemälde wie in Ipthausen konnte Georg Anton Urlaub in vier bis sechs Monaten fertig stellen.

Wie sehr Urlaubs Zeichenstil sich an dem Tiepolos orientierte, darüber geben heute noch originale Tiepolo-Zeichnungen im direkten Vergleich mit Urlaub-Blättern Aufschluss. Auf Verwunderung stieß bei der Führung ein janusköpfiges Gesicht, das wohl das Menschenalter versinnbildlicht. Spiegel und Schlange sind alte Symbole der Weisheit. Im Hintergrund ist die Darstellung von Glaube, Liebe und Hoffnung zu sehen. Interessant im Ipthäuser Deckengemälde ist ganz sicher ein Bogenschütze. Der zielt, wo immer man sich im Raum befindet, auf den Betrachter. Die Deckengemälde von Ipthausen sind übrigens die einzigen erhaltenen Fresken Urlaubs. Am Chorbogen im Langhaus  ist das Wappen der Fürstbischöfe Julius Echter (1573-1617) und Karl Philipp von Greiffenklau (1749-1754) zu sehen. Die Gemälde in der Würzburger Kartäuserkirche wurden 1853 bei deren Abbruch und die in der Dominikanerkirche 1845 im Krieg zerstört.  Text: Hanns Friedrich

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