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Besuch bei Bischof Berislav Grgić in der nörlichsten Diözese der Welt – Die Missionare der Heiligen Familie sind in Rhön-Grabfeld über viele Jahrzehnte bekannt. Einst hatten sie ein Kloster in Lebenhan, das dann aber aufgelöst wurde, allerdings sind heute noch Priester aus dieser Ordensgemeinschaft vor allem in der Rhön aktiv. Kein Wunder also, dass Berislav Grgić, Bischof von Tromsö in Norwegen als er von seiner Bischofskirche erzählt und davon, dass diese von den Missionaren der Heiligen Familie betreut wird, Lebenhan ins Gespräch bringt. "Das ist doch der Landkreis aus dem sie kommen und bei den Mitbrüdern in Lebenhan war ich schon

Schmunzelnd setzt er hinzu: "so klein ist die Welt!"  Als er seine kleine Hauskapelle zeigt, fällt sofort die Assistenzfigur des Frankenapostels Kilian auf. Wieso die am Altar in Tromsö steht? Der Bischof weiss dazu nur, dass Johannes Wember (1939-1944), diesen Altar in Deutschland hat bauen lassen und wahrscheinlich ein Verehrer des Frankenapostels war.Neben der Statuen des heiligen Kilian findet man die der heiligen Brigitte. Der Bischofssitz in Tromsö war von Anfang an mit einem Oberhirten besetzt, der aus Deutschland kam. Der Vorgänger von Bischof Berislav Grgic war Gerhard Goebel MSF (1979–2006) Wer die Bischofskirche in Tromsö betritt, dem fällt zunächst eine Tafel am Eingang auf, die darauf verweist, dass das Gotteshaus vom Bonifatiuswerkes der Deutschen Katholiken finanziell mitgetragen wird. Auf die Missionare de Heiligen Familie wiederum verweist eine Ikonenmalerei im Altarraum.  Kurz greift der Bischof im Gespräch mit unserer Zeitung auf die Geschichte zurück, als Papst Pius X. 1855 die apostolische Präfektur des Nordpols errichtete und damit die Missionierung des arktischen Gebietes begann. Anlaufpunkt war schon damals Tromsö.

Die Pfarrei "Unserer Lieben Frau" wurde 1860 errichtet. Seit 1955 ist diese Bischofssitz mit sieben Gemeinden, die sich über den dünnbesiedelten Norden erstrecken. Die katholische Gemeinde in Tromsö umfasst aktuell 1.358 Mitgliedern und ist damit die größte in Nordnorwegen. Noch heute wirken die St. Elisabethschwestern, die seit 1906 in Tromsö sind und die Missionare der Heiligen Familie. Sie gibt es seit 1931.  Seit 1990 leben Karmelitinnen  in strenger klösterlicher Abgeschiedenheit außerhalb der Stadt. Der deutsche Bischof Goebel hatte sie nach Norwegen geholt. Sein Nachfolger, Berislav Grgić  ist seit 2008 Bischof in Tromsö. Zuvor war er Pfarradministrator des Pfarrverbandes Oberhaching bei München. Im Jahr 2007 hat ihn Papst Benedikt XVI. dort zum Päpstlichen Ehrenprälaten ernannt. Zu seiner Berufung nach Nordwegen meint er, dass dies natürlich eine schwere Entscheidung war, der er dann aber zustimmte. So wurde er am 18. Dezember 2008 von Papst Benedikt XVI. zum Prälaten der Territorialprälatur Tromsö in Norden Norwegens ernannt. Wenn sich Berislav Grgić  an seine Bischofsweihe in Tromsö erinnert schmunzelt er, denn die fand im evangelischen Dom von Tromsö statt, weil die katholische Bischofskirche zu klein ist.

Als der Bischof eine Weltkarte hervorholt zeigt sich die ungewöhnliche Weite seiner Diözese. Die reicht bis zur norwegisch-russischen Grenze und weiter über die Barentssee nach Svalbard. Mehr als 1.500 km liegen zwischen der südwestlichsten Pfarrei Mosjoen und der nordöstlichsten Gemeinde Hammerfest auf dem norwegischen Festland. Für die rund 7.000 Katholiken, die auf einer Fläche von 175.000 Quadratkilometer betreut werden, sind elf Priester zuständig. Für deutsche Verhältnisse kaum zu glauben: Die Priester fahren oftmals mehrere Stunden und legen bis zu 170 Kilometer zurück, um ihren seelsorgerischen Verpflichtungen nachzukommen. "In Ausnahmefällen geht es dann eben zu Wasser oder mit dem Flugzeug oder einem Helikopter zum Gottesdienst," erzählt der Bischof. In 33 Ortschaften werden in regelmäßigen Abständen Gottesdienste in Privathäusern, Gemeindesälen und auch mal in abgelegenen Forschungsstationen gehalten. Am Bischofssitz in Tromsö ist täglich eine Messfeier und zwar in der Bischofskirche „Unserer Lieben Frau“, in der Kirche des Karmels „Totus Tuus“ und in der Kapelle der Elisabethschwestern. Sonntags gibt es in der "Domkirche" drei Gottesdienste, einen davon auf Polnisch.

Seine Diözese bezeichnet er als eine "große Diaspora". Bis zu 100 Kilometer legen Gläubige zurück, um einen Sonntagsgottesdienst zu besuchen. Deshalb trifft man sich nach den Gottesdiensten im  "Kirchencafe". Die Frage des Bischofs in diesem Zusammenhang nach dem 8. Sakrament kann ich nicht beantworte: Schmunzelnd sagt er: Na das Kirchencafe, denn hier kommen die Menschen zusammen, treffen sich, tauschen sich aus und verabreden sich für den nächsten Gottesdienst." Eine halbe Million Einwohner hat der Bereich der Diözese Tromsö, davon sind 7.000 Katholiken, alle anderen gehören der evangelischen Religion an. Stolz ist Bischof Berislav Grgić, darauf, dass seit 1979 die Zahl der Katholiken von 900 auf 7.000 anstieg und weiter nach oben klettert. Fragt man ihn nach dem Grund für den doch enormen Anstieg der Katholiken, nennt er die enorme Einwanderungsquote  in  Norwegen, vor allem durch Fachkräfte. Immerhin gibt es in Tromsö an die 150 verschiedene Nationalitäten, von denen viele aus katholisch geprägten Regionen kommen.

Viel unterwegs ist der Bischof in den Monaten Mai und Juni, weil dann Firmungen angesetzt sind. "Gott sei Dank gibt es hier 25 Flughäfen, weil die weiten Strecken nicht immer mit dem Auto zu bewältigen sind," lacht der Oberhirte von Tromsö. Sein kleinste Pfarrei ist übrigens Storfjord (Lofoten) mit 400 Gläubigen. Die Ökumene spielt in Nordnorwegen und speziell in Tromsö eine große Rolle. Das zeigt sich darin, dass die evangelische Kirchengemeinde zwar eine große Kirche aber keinen Gemeindesaal hat. Deshalb ist sie oftmals Gast in der katholischen Domkirche. Bischof Berislav Grgić stammt aus Kroatien und so ist es nicht verwunderlich, dass er seine Heimat, die Sonne, das Meer immer wieder einmal vermisst. "Vor allem in den Wintermonaten, wenn hier keine Sonne scheint und es tagsüber nur für vier Stunden hell wird." Deshalb zieht es ihn im Urlaub immer wieder einmal in die Heimat nach Kroatien. Fragt man ihn nach seinem Ruhestand lacht er und sagt: "Das kann dann nur Richtung Süden sein, denn wir sind die nördlichste Diözese der Welt."

Autor: Hanns Friedrich

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