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Erstkommunion vor 60 Jahren – Der 8. April 1956 war ein Tag mit so richtigem Aprilwetter. Eine Sonne-Wolken-Mix und am Abend Schneetreiben. In Königshofen im Grabfeld war dies für die Erstkommunionkinder ein festlicher, ein feierlicher Tag. Schon Wochen vorher bereitete man sich darauf vor. Dazu gehörte vor allem die erste Beichteen. Im Unterricht zuvor war alles durchgenommen worden, was es im Sündenregister alles gab. Von den einfachen Sünden bis zur schweren, der Todsünde. Aber die hatte keiner. Die zehn Gebote wurden behandelt und danach dann die Sünden für die erste Beichte zusammen gestellt.

Trotz des flauen Gefühls im Magen beherrschte  an diesem Beichttag die Vorfreude auf das große Fest den Moment. Heute erinnert nur noch ein goldgerahmte "Andenken an die erste Heilige Kommunion in der Stadtpfarrkirche zu Königshofen i.Gr. 8. April 1956" daran.Zwei schon damals historische Beichtstühle, dunkelbraun, wie die Eingangstüren der Kirche, standen an den beiden Seiten im Mittelschiff der Stadtpfarrkirche. Hinter den Sichtschutzscheiben konnte man den schwachen Schein einer kleinen Leselampe erkennen und den schwarzen Schatten des Stadtpfarrers, Dekan Karl Merz. Anstellen hieß es dann und einer ging mal rechts, der andere links in den Beichtstuhl, der uns Kindern doch schon etwas Angst einjagte. Immer wieder überlegte man den Satz, der zu Beginn gesprochen werden musste: "In Reue und Demut bekenn ich meine Sünden." Schweigend hörte der Geistliche, der ein weißes Tüchlein an seiner Wange hielt,  zu. Dann die Absolution und, ganz wichtig, den Beichtzettel mitnehmen. Er war ja der Beweis, dass man die Osterbeichte abgelegt hatte. Quietschend fiel die Tür des Beichtstuhls in Schloss. Dann zurück zur Bank. Die Hände vors Gesicht geschlagen und die fünf Vater unser und fünf Ave Maria als Buße gebetet. Nach kurzer Verweildauer konnte man gehen.

Draußen lachte die Sonne vom Himmel und da wusste man: Es ist geschafft, jetzt kann der Weiße Sonntag kommen. Der aber hatte es ebenfalls in sich. Schon Tage zuvor wurde geprobt: Aufstellen in zweier Reihen. Die Hände gefaltet, nicht schwätzen, ganz langsam nach vorne zum Altarraum gehen, sich auf den Betstuhl knien. Der stand im Altarraum hinter der damals noch vorhandenen Kommunionbank. Nach der letzten Probe dann die Mahnung des Dekans: Ihr wisst es: Morgen früh nüchtern zum Gottesdienst kommen, also nach dem zu Bett gehen nichts mehr essen. Trinken könnt ihr natürlich!" Das war hart! Am nächsten Morgen, knurrte zwar der Magen, aber die Vorfreude auf das große Ereignis war größer als der Hunger. Das neue weiße Hemd, schön gestärkt, der dunkle Anzug, dann die mit einem Asparaguszweig geschmückte Kerze, so gings in den großen Speisesaal des Juliusspital. Die Mädchen hatten weisse Kleider, ein Kränzchen im Haar und oftmals ein kleines Täschchen.

Am Pfarrhaus wehten Fahnen in den kirchlichen Farben. Am Juliusspital war die Stadtkapelle eingetroffen. So ab und zu klickten Fotoapparate der Fotografen. Die Ministranten mit den Fahnen voraus, dahinter die Kommunionkinder, zuerst die Jungs, dann die Mädchen, gefolgt vom Altardienst und  Dekan Karl Merz. "Deinem Heiland, deinem Lehrer...." so wie heute, sangen wir. Das neue Gesangbuch, mit der Widmung der Eltern, und einen Rosenkranz hielt jeder und jede in der Hand. Dann der Einzug in die Kirche, die Orgel spielte, die Gläubigen standen auf, überall Licht und festliche Stimmung. Die Kerzen auf den großen Zunftleuchtern im Mittelgang flackerten. Der Hochaltar im Scheinwerfer- und Kerzenschein, davor zwei große fünfarmige Leuchter links und rechts, deren Kerzen ebenfalls entzündet waren.  Ganz langsam ging es dem Mittelgang entlang zu den Plätzen. Die Mädchen links, die Buben rechts. Die ersten Reihen der "Erwachsenenbänke"  waren für die Kommunionkinder vorbereitet. In eine hölzerne Vorrichtung konnte man die Kerze stecken.

Die Stadtpfarrkirche war bis zum letzten Platz besetzt, schließlich wollten nicht nur die Eltern, sondern alle Verwandte den großen Tag mitfeiern. Zwischendurch knurrte doch dann bei dem einen oder anderen der Magen. Dann der große Augenblick: In zweier Reihen ging es im Mittelgang zum Betstuhl, der festlich mit einem roten Tuch geschmückt war. Goldglänzend in der Mitte die Buchstaben JHS. Dann der Empfang der Heiligen Kommunion. Kniebeuge und ganz langsam zurück zum Platz. Dort dann niederknien, die Hände vors Gesicht, im Gebet versunken. Na ja, nicht ganz, denn durch die etwas gespreizten Finger war der Blick zum Nachbarn  möglich. Hat der schon seine Hände weg vom Gesicht? Dann mache ich das auch. Schließlich: Festlicher Auszug und zurück ins Juliusspital, wo man von den Eltern abgeholt wurde.

Nach Hause ging es dann, denn in einer Gastwirtschaft zu essen, das konnten sich nicht alle leisten. Der Tisch zu Hause, festlich geschmückt und überall die weißen Hortensien. Die gab es nämlich neben einer Karte als Geschenk. Gutes Essen war angesagt, Nachtisch gabs und dann war schon wieder die Festandacht um 14 Uhr. Hinzu kam am Abend die Dankandacht und die war traditionell in der Wallfahrtskirche von Ipthausen. An diesem 8. April 1956 meinte es der Wettergott nicht gut: Nur mit dem festlichen dunklen Anzug oder den weißen Kleidchen  waren die Kommunionkinder gekleidet, als ein Schneesturm die Kirchgänger überraschte Aber das machte eigentlich nichts. Wichtiger war es doch die Dankandacht zu besuchen und dort dann das goldumrandete Kommunionbild zu bekommen, das Dekan Karl Merz selbst jedem einzelnen Kommunionkind übergab. An die Erstkommunion erinnerten in den nächsten Tagen vor allem die vielen Hortensien, die überall im Haus an den Fenstern standen und die Glückwunschkarten, die man gemeinsam mit der Mutter lesen durfte. Geschenke wie heute? Die gab es im Jahr 1956 nicht. Warum auch - Nicht die Geschenke zählten, sondern, dass man als Kommunionkind nun in die Kirchengemeinde aufgenommen war.

Autor: Hanns Friedrich

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