logo pg Grabfeldbrücke
Weihnachtsgottesdienste in den Kirchen der Stadt – Immer stand die Krippe und natürlich das Jesuskind im Mittelpunkt der Ansprachen bei den Weihnachtsgottesdiensten. In Merkershausen hielt Pfarrvikar Paul Mutume den Gottesdienst in der Christnacht, in der Stadtpfarrkirche Pfarrer Karl Feser. Am Nachmittag gab es eine Wortgottesfeier in der Hauskapelle des Elisabethaspital in Bad Königshofen. In der evangelischen Kirche hatte Pfarrer Lutz Mertten Quirinius, den Stadthalter von Syrien, als Text seiner Preidgt gewählt. Weihnachtliche Lieder prägten die Gottesdienste und natürlich am Schluss das bekannteste deutsche Weihnachtslied "Stille Nacht..."

In der Pfarrkirche St. Martin Merkershausen erinnerte Pfarrvikar Paul Mutume an das Jahr 2010, als er im September nach Deutschland kam. Allein kam er am Flughafen in Frankfurt an, ohne Familie. In Afrika spiele die Familie eine große Rolle, diese Familie gab es nicht mehr. Er stand am Flughafen in Frankfurt, kannte niemanden, konnte die Sprache nicht, war allein, auf andere Menschen angewiesen. Es gab Menschen, die Vorurteile aufgrund seiner Hautfarbe hatten. Nicht so Pfarrer Stefan Redelberger aus Schweinfurt, der ihn am Flughafen abholte und bei dem er im Pfarrhaus wohnte. Dankbar erinnerte der Pfarrvikar an die neue Pfarrgemeinde Oberpleichfeld, die ihn umsorgte. 24 Grad Plus in Afrika und plötzlich in Deutschland Minustemperaturen und im strengen Winter Schnee, den er nur aus Erzählungen kannte. Die Pfarrei sammelte Kleider für Ihn. An diese Hilflosigkeit und das Angewiesensein auf andere habe er sich erinnert, als er die Predigt vorbereitete.

 Auch Jesus kam als hilfloses Kind auf die Erde, war abhängig von den Mitmenschen, hatte keine Rechte, keine Macht. "Er hatte die Liebe seines Vaters im Himmel verlassen, kam auf die Erde, wo ihn die Menschen nicht gerade freundlich aufgenommen haben." Hilflos lag er in einer Krippe und war auf die Menschen angewiesen, so wie jedes Kind, das ohne diese Hilfe nicht überleben kann. Der Pfarrvikar: Ein Kind empfängt Zärtlichkeit und schenkt Liebe. Mit ihm beginnt ein neues Leben. Daran erinnere dir Kirche in der Heiligen Nacht. "Gott schenkt uns Menschen einen Neubeginn, es ist eine Freundschaft zwischen Gott und den Menschen." Liebe und Freundschaft sei es, die jeder Mensch denen geben sollte, die Zuwendung brauchen. Pfarrvikar Paul Mutume: "Im Kind sagt Gott: Du bist ein wertvoller Mensch und Gott hält mich für so wertvoll, dass er sich mir anvertraut." Deshalb freue man sich an Weihnachten über die Geburt Christi, preise und liebe das Jesuskind in der Krippe.

Was hat Quirinius, Stadthalter von Syrien, mit der Weihnachtsgeschichte gemeinsam? Eine Frage, der sich der evangelische Pfarrer Lutz Mertten in der Christmette in Bad Königshofen widmete. Sicher sei, dass Quirinius nur einmal in der Weihnachtsgeschichte vorkommt: "Und diese Schätzung war die allererste und geschah zu der Zeit, da Quirinius Stadthalter in Syrien war." Mehr ist nicht bekannt. Pfarrer Mertten schlüpfte in die Rolle des Erzählers und sagte: "Zu wenig für eine tragende Rolle im Krippenspiel."  Er schlug mit Quirinius schnell einen Bogen in die heutige Zeit: "Syrien klingt nach Bombenterror, Luftangriffen, Nächten in Bunkern, in Angst und Todesnot. Syrien ist so ein blutverschmierter Gedanke." Etwas, das so ganz und gar nicht zur Weihnachtsgeschichte passt, zur Verkündigung der Engel: Euch ist heute der Heiland geboren".

 Heiland könne man doch mit heil oder heile Welt gleichsetzen. Quirinius erinnere auch heute noch in der Weihnachtsgeschichte  an die, die sich nach Frieden sehnen, die nicht schlafen können in dieser Nacht, weil sie sich fürchten. "Wo Du auftauchst, lässt Du uns nicht vergessen, dass da immer noch Millionen auf der Flucht sind und unserer Hilfe bedürfen – du Statthalter Syriens." Pfarrer Lutz Mertten: Seit zweitausend Jahren tauchst Du, Quirinius, Stadthalter von Syrien, immer wieder in dieser Geschichte auf und rufst uns die in Erinnerung, an die sich sonst womöglich zu Lebzeiten schon keiner mehr erinnern würde. Du trotzt den Zeiten. Du trotzt dem Vergessen."

Schmunzelnd meinte der Pfarrer, dass man vielleicht auch sagen könne: Es begab sich aber zu der Zeit, da Lutz Mertten Pfarrer in Bad Königshofen und Sulzdorf an der Lederhecke war. Dafür sei er aber zu unbedeutend für die ganz große Geschichte. Ganz anders bei Quirinius, der seit 2000 Jahren den Platz frei hält für alle, die glauben, sie wären für die ganz große Geschichte viel zu unbedeutend. Genau das symbolisiere Weihnachten: Wenn die, die sich klein glauben, plötzlich eine große Rolle spielen, die, die man zu vergessen droht, im Gedächtnis bleiben und wenn es nicht ohne die kleinen Leute geht, die in dieser Geschichte Gottes plötzlich eine wichtige Rolle spielen. "Gott sagt den Menschen: Du bist mir wichtig, deinetwegen bin ich hier."

Eine Wortgottesfeier hatten die Gottesdienstbeauftragten Andrea Friedrich-Rückert (Bad Königshofen) und Regina Ruck (Oberessfeld) für die Bewohner und Gäste des Elisabethaspitals in Bad Königshofen vorbereitet. Nach einer adventlichen Einstimmung, bei der es um einen Hirtenjungen ging, dem ein Schaf verloren gegangen war, folgte die Wortgottesfeier. Beim Evangelium wurde das Jesuskind in die Krippe vor dem Altar gelegt und am Christbaum, sowie dem großen Stern am Eingang gingen die Lichter an.

Autor: Hanns Friedrich

­