logo pg Grabfeldbrücke

Alles war anders an diesem Allerheiligen-  und Allerseelentag in den Kirchen. Die Orgel spielte zwar, aber keiner der Gläubigen sang mit. Durchgehend wurden Mund-Nasenschutzbedeckungen getragen, man trug sich in Listen ein und hielt in den Bänken den vorgegebenen Abstand. Am Allerheiligentag hatte Pfarrer Karl Feser auf die Bestimmungen aufgrund der Corona-Beschränkungen verwiesen und einen Brief von Bischof Franz Jung verlesen, in dem er ebenfalls auf die aktuellen Bestimmungen und die schwierigen Zeiten auch für die Kirchen zu sprechen kam. Abgesagt wurden die beliebten Friedhofsgänge, sowohl am Nachmittag als auch das Rosenkranzgebet in den Abendstunden an den Gräbern der Verstorbenen.

Stattdessen hatte Pfarrer Josef Treutlein, Rektor des Käppele in Würzburg, ein gebürtiger Bad Königshofener am Allerheiligentag zum Rosenkranzgebet in die Stadtpfarrkirche eingeladen. Dort war lediglich der Altarraum beleuchtet. Auf den Bänken hatte Küster Michael Löhr Kerzen aufgestellt. Pfarrer Josef Treutlein hatte zur Rosenkranzandacht am Hochaltar das Allerheiligste ausgesetzt und gab anschließend den Segen mit der Monstranz. Mit dem bekannten Text „Von guten Mächten, wunderbar geborgen..“ von Dietrich Bonhoeffer eröffnete der Geistliche das Rosenkranzgebet. Mit besinnlichen Texten leitete er zu den jeweiligen Gesätzen des Rosenkranzes über. Er erinnerte unter anderem an die Verstorben, die nun bei Gott sind. Für sie müsse man danken, weil sie viel Gutes in der Welt und in ihrer Familie getan haben. „Lass sie unsre Fürsprecher sein bei Dir, für uns alle.“  Mit dem gesprochenen bekannten Lied „Reinste Jungfrau o betrachte…“  endete der etwas andere Rosenkranz am Allerheiligentag.

Der Rosenkranz wurde traditionell auch am Allerseelentag für die Verstorbenen gebetet, danach lud Pfarrvikar Paul Mutume zum Gottesdienst ein, in dem man der 30 Verstorbenen seit dem letzten Allerseelentag gedachte. An sie erinnerten 30 Kerzen, die am Altar standen und von Ministranten angezündet wurden. Lektor Engelbert Brüger las die Namen und das Alter der Verstorbenen. Zum Anzünden der Kerze legte ein zweiter Ministrant Weihrauch auf. Zu einer stillen Gedenkminute läutete im Anschluss die Marienglocke. Der Pfarrvikar verwies auf die Osterkerze, Zeichen der Auferstehung und das Kreuz. Beides versinnbildliche, dass der Tod nicht das Ende, sondern das Leben bei Gott bedeutet. Der Weihrauch sei Symbol der Gebete, die zu Gott aufsteigen.

An Allerseelen gedenke man der Verstorben, die nun in der Gemeinschaft der Heiligen bei Gott leben, sagte der Geistliche in seiner kurzen Ansprache. Beide Tage hängen deshalb eng zusammen. Die Verstorbenen sind uns nicht genommen und daran erinnere die Osterkerzen, Zeichen des Sieges Jesu über den Tod. „Unser Gott ist ein Gott der Liebenden.“ Am Allerseelentag erinnere man sich an die Toten durch ihren Namen, den sie von ihren Eltern bekommen hatten und unter dem sie bekannt waren. Diesen Namen habe Gott nun in seine Vaterhände geschrieben. „Weihrauch und Kerzen erinnern uns daran, dass Gott das Licht ist.“ Wie bei der Aussegnung am Friedhof sang Pfarrvikar Paul Mutume dann den Psalm: „Zum Paradiese mögen Engel Euch geleiten…“ Ein beeindruckender Gottesdienst, der auch an das Sterben und den Tod eines jeden Menschen erinnerte.

Autor: Hanns Friedrich

­